Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2009) (2009)

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31 PfAB 9b, Schreiben 
von Pfarrer Hollweck 
an Otto Hämmerle, 
Balzers, 26. März 
1934. 
32 PfAB 9b, Schreiben 
von Pfarrer Hollweck 
an Otto Hämmerle, 
Balzers, 12. Januar 
1934. 
33 PfAB 9b, Schreiben 
von Pfarrer Hollweck 
an Otto Hämmerle, 
Balzers, 16. Dezember 
1933. 
34 PfAB 9b, Vertrag vom 
2. Juni 1935. 
35 PfAB 9b, Schreiben 
von Josef Schütz an 
Pfarrer Hollweck, 
Zürich, 24. Januar 
1935. 
36 PfAB 9b, Schreiben 
von Pfarrer Hollweck 
an Otto Hämmerle, 
Balzers, 26. Februar 
1934. 
37 PfAB 9b, Schreiben 
von Otto Hämmerle 
an Pfarrer Hollweck, 
München, 28. Februar 
1934. 
38 PfAB 9b, Schreiben 
der Abtei Scheyern 
an Pfarrer Hollweck, 
Scheyern, 16. Novem 
ber 1933. 
39 PfAB 9b, Schreiben 
von Pfarrer Hollweck 
an Otto Hämmerle, 
Balzers, 9. Dezember 
1935. 
40 PfAB 9b, Schreiben 
von Pfarrer Hollweck 
an Otto Hämmerle, 
Balzers, 20. Oktober 
1935. 
Kleid, beim hl. Nikolaus ein paar Nüsse auf 
dem Teller und den hl. Konrad ohne Buch 
zu seinem Brot. Gottvater sollte der Maler 
etwas mehr strecken... 31 
Der kritische und sachverständige, selbst 
künstlerisch tätige Pfarrer und Landtags 
präsident Anton Frömmelt wurde i934 mit 
in die Diskussionen einbezogen. «Noch tie 
feres Erfassen und noch reichere Ausfüh 
rung glaubt dieser beste Berater empfehlen 
zu müssen und weist unter anderem auf das 
schöne Bild von Albrecht Dürer hin, wie es 
in Kuhns Kunstgeschichte ist: doch ein 
weniger mystizistischer Gottvater, dessen 
Mantel sollen oben auch Englein in den 
weiten schwach blauen Himmel oben hin 
aushalten. .. Christus auch in freundlicherer 
Miene ersterben. Zoologie ... ist nicht er 
wünscht, also keine Hirsche und Schafe 
aber doch etwas Baum, Strauch, Gras, ... 
eine etwas frömmere erhöhtem Handstel 
lung wäre dem Jünger hinter St. Johannes 
zu geben und Judas weg vom Heiland.» 32 
«Kleinere Zeichnungsmängel» führten Holl 
weck und Frömmelt auf wohl zu schnelles 
Schaffen des Malers zurück: «Jesuskind zu 
korpulent oder rachitisch buckelig, Hei 
lands Schulter zu eckig, Engels Arm ver 
kürzt, Kindchens Bein verkrätscht.» 33 Viele 
Zeilen des Pfarrers in selber Manier Hessen 
sich an dieser Stelle ergänzen. Auch Häm 
merle erging es nicht besser als Nüscheler. 
Das In-den-Dienst-Nehmen der Kunst als 
«ancilla theologiae», als Magd der Theolo 
gie, war nicht zu übersehen. 
1935 musste Kunstmaler Hämmerle die 1934 
im Chor erstellten Wandmalereien abändern 
und auf einen neu projektierten Hochaltar 
Rücksicht nehmen. 34 Die Verantwortlichen 
auf Auftraggeberseite waren immerhin zu 
der Überzeugung gelangt, dass «aus psycho 
logischen Gründen es gegenwärtig nicht 
möglich ist, die Figur des Gott Vater (nach so 
kurzer Zeit der Erstellung) zu entfernen.» 35 
Die Dreiheiligkeit wurde zum Gnadenstuhl 
umgestaltet. Anstelle der Gurtbänder im 
Sockelbereich waren nun rechts und links 
neben einem verlängerten Kreuzstamm die 
gemalten Assistenzfiguren Maria, Luzius, 
Fidelius, der Evangelist Johannes, Nikolaus 
und Konrad von Parzham zu sehen. 
Was die Materialfrage - Casein oder Mine 
ralfarbe - anbelangte, zog man die Vor 
schläge des Künstlers in Zweifel und ver 
langte von Hämmerle eine Garantie von 
fünf Jahren, «da sonst Schand und Schaden 
doch noch zum guten Teil auch auf uns fal 
len müssten.» 36 Hämmerle fühlte sich vom 
Pfarrer «mit rauher Hand ins Herz gegrif 
fen». 37 Bei über hundert von ihm ausgemal 
ten Kirchen war ihm noch nie eine Garan 
tieerklärung zugemutet worden. Otto Häm 
merle, 1903 in die Akademie der Bildenden 
Künste in München eingetreten, blickte auf 
eine lange künstlerische Laufbahn mit Hö 
hen und Tiefen zurück. Schon 1906 erhielt 
er den Auftrag für die Deckenmalereien im 
Kirchenschiff der Frauenkirche in Tandem, 
Landkreis Dachau (D). 1923/24 hatte er auf 
Empfehlung des Landesamtes für Denk 
malpflege in München die Klosterkirche der 
oberbayerischen Benediktinerabtei Scheyern 
mit vier grossen Deckengemälden und acht 
zehn Wandbildern mit Szenen aus dem 
Leben des hl. Benedikt ausgemalt. Der von 
Pfarrer Hollweck 1933 um seine Meinung 
befragte Abt von Scheyern bescheinigte, 
dass diese Bilder einen Schmuck der Kir 
che darstellen. «Sie werden im allgemeinen 
auch günstig beurteilt, von Künstlern und 
Laien, zuweilen aber auch scharf kritisiert, 
nicht selten von Kunstverständigen.» 33 Die 
Malereien von Hämmerle sind in Scheyern 
heute noch zu bewundern, in Balzers gehö 
ren sie längst der Vergangenheit an. 
1935 hoffte Pfarrer Leonhard Hollweck 
beim Maler auf «ein williges Ohr» wegen 
nachträglich gewünschter Aufhellungen 
und Angleichungen bei den Wandmalereien. 
Am liebsten wäre Hollweck eine Ausglei 
chung dieser letzten Lücke «in Minne» 
gewesen, wie er diplomatisch formulierte. 39 
«... in aller Freundlichkeit und aus Frie 
denssucht, freilich aber auch mit billigem 
Ernst für die Sache...» wandte sich Holl 
weck wegen der Behebung von «fast jeden 
Laien störenden Mängeln» an Hämmerle. 
Gemeint sind «unglückliche Striche, die 
jetzt immer mehr durch die Köpfe der 
Heiligen quer über den Hals und dann wie 
der über die Stirn laufen, sodann das merk 
würdige dunkle Band ...» 40 Alle Beteiligten 
hatten sich in Balzers bemüht, ihr Bestes 
zu geben - Künstler, Auftraggeber und ihre 
Berater. Doch ein zufriedenstellendes Er 
gebnis wurde ihnen nie bescheinigt.
	        

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