Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2009) (2009)

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Pfarrkirche Balzers, 
Blick zum Chor, 
Zustand seit den 
Renovierungen 
von 1971/72 und 
1981/82. 
Fotografie 2007. 
mutmasslich bis etwa 1918 in Paris sein 
«Atelier Artistique de Peinture sur Verre». 
In jenem Jahr kaufte Nüscheler die profa 
nierte alte Kirche von Boswil (AG) samt 
Pfarrhaus und Odilokapelle und richtete 
dort sein Kunstatelier ein. Auf dem Brief 
kopf seiner nach Balzers gerichteten 
Geschäftspost warb er mit einer breiten 
Palette an Arbeitsangeboten: «Bildhaueri 
sche Steinsprossenfenster, Plastiken in 
Kunststein, Glasmalereien, Altarbilder, 
Fresken, Mosaiken, heraldische Arbeiten, 
Renovationen antiker Werke». 
19 PfAB 9b, Schreiben 
von Pfarrer Jörg an 
Richard Nüscheler, 
Lumbrein, 16. Januar 
1916. 
20 PfAB 9b, Schreiben 
von Robert Prinz an 
Pfarrer Hollweck, 
Bonaduz, 17. Juni 
1932. 
21 PfAB 9b, Schreiben 
von Bischof Lauren 
tius Matthias an Pfar 
rer Hollweck, Chur, 
30. Juli 1932. 
22 PfAB 9b, Schreiben 
von Richard Nüscheler 
an Prälat Adolf Fäh in 
St. Gallen, Boswil, 
28. August 1932. 
Als Nüscheler mit den Arbeiten in Balzers 
beauftragt wurde, war er kein Unbekannter 
mehr. Die 1891/92 erbaute Kapelle St. Josef 
in Gruyère (FR) weist noch heute seine 
Glasmalereien von 1891 sowie seine Wand 
malereien von 1909 im Chor auf. Neben geo 
metrischer Malerei in Schablonentechnik 
fertigte er Figuren wie Anna und Maria, 
Franz von Assisi, den hl. Josef und ein 
Porträt der Muttergottes im neubyzantini 
schen Stil. In der 1910 errichteten neuroma 
nischen katholischen Herz-Jesu-Kirche von 
Samedan (GR) war Nüscheler für die 
Ausmalung der Apsis zuständig. Hier findet 
sich die Inschrift: «Basilicam hanc erigen- 
dem ornandamque curavit Georgius Schmid 
a Grüneck Eppus Curiens. A.D. MCMX» - 
und damit ein Hinweis auf Nüschelers spä 
teren Fürsprecher in Balzers, nämlich Bi 
schof Georgius Schmid von Grüneck. 1916 
stellte Pfarrer Jörg dem Maler Nüscheler ein 
Zeugnis für die Restaurierung der Kirche 
von Lumbrein (GR) aus, in welchem es 
unter anderem heisst: «Habe ich auch bei 
der Ausführung des Werkes ... wegen der 
Dummheit Vieler & der Bosheit weniger 
Hagestolze viel Unannehmlichkeiten gehabt, 
nichts freut mich so sehr und lässt alles Un 
gemach vergessen, als der Blick auf das 
gelungene Werk.» 19 
Nüschelers Referenzobjekt für seine Bewer 
bung in Balzers war die Ausmalung des in 
den Jahren 1924/25 an den spätgotischen 
Chor angebauten Langhauses der katholi 
schen Kirche Unserer Lieben Frau in Bona 
duz (GR). Wie einem Brief an Pfarrer Holl 
weck aus dem Jahr 1932 zu entnehmen ist, 
war man dort mit Nüschelers Arbeit all 
gemein zufrieden: «Herr Nüscheler ist 
< schmiegsam>, d. h. man kann ihm auch et 
was sagen, er hört auf die Wünsche des 
Auftraggebers & vor allem, er ist noch frei 
von neuzeitigen Allüren. Seine Bilder at 
men tiefe Andacht, wie er ja auch selber ein 
braver, religiöser Mann ist. Sie tun gewiss 
ein gutes Werk, wenn Sie Herrn Nüscheler 
nehmen, denn der arme Mann ist in Geld 
sorgen. Ein biss[ch]en treiben müssen Sie, 
sonst geht die Arbeit etwas langsam von 
statten. Aber man darf treiben, der Mann 
ist gar nicht empfindlich.» 20 
Richard Nüscheler, der als «Maler der älte 
ren Richtung» 21 galt, wusste aus Erfahrung, 
was in Balzers auf ihn zukommen würde. 
1932 schrieb er von einer grosszügigen und 
dankbaren Arbeit, «aber auch hier werden 
Dornen zu brechen & Missgriffe & Unver 
ständnisse zu tragen & zu heben sein.» 22 
Motive und Stil des per Gemeinderatsbe 
schluss vom 31. Juli 1932 an Nüscheler er 
teilten Auftrags waren zwar festgelegt, doch 
kam es in Bezug auf Detailfragen immer 
wieder zu Differenzen zwischen Maler und 
Pfarrer, der mehr war als das Sprachrohr 
der zuständigen Kommission. Nüscheler 
sollte die Dekorationsmalerei im Schiff mit 
Inschriften und Emblemen am Chorbogen 
und an den Gurtbögen sowie Malereien in 
der Taufkapelle und auf der Orgelempore 
ausführen. In einem Schreiben des Malers 
aus dem Jahr 1932 heisst es: «Die grösste 
dekorative Wirkung verspreche ich mir von 
den grossen über 6 Meter hohen Figuren: 
über dem Marienaltar die Madonna mit
	        

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