Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2008) (2008)

59 
Als man noch Ochsen ins Joch spannte 
Eugen Gabriel 
Bei den Erhebungen für den «Vorarlberger 
Sprachatlas mit Einschluss des Fürstentums 
Liechtenstein» habe ich unter anderem auch 
die Terminologie des Joches untersucht. Zu 
diesem Zweck war ich im Herbst 1964 in 
Balzers, das damals die einzige Liechten 
steiner Gemeinde war, in der die alten 
Bezeichnungen noch bekannt waren. 
Ich besuchte August Wolfinger (1902— 
1979), Philomena Büchel (1902-1988) und 
Peter Vogt (1901-1972), der zuerst Bauer 
und Maurer war und von 1939 bis 1972 das 
Amt des Gemeindekassiers von Balzers in 
nehatte. Diesem waren die früheren Aus 
drücke wie «Joch» und «Umlätze» - letzterer 
wurde nur in Balzers verwendet - bestens 
geläufig. Als «Umlätze» bezeichnete man 
die Lederschlaufe am Doppeljoch, durch 
die man die Jochdeichsel am Joch befesti 
gen konnte. Er erklärte mir, dass sein Onkel 
Klemens Vogt noch ein gut erhaltenes Joch 
hätte, welches wir dann zusammen fotogra 
fierten (siehe Abbildung). 
Wie der Schweizer W. Mörgeli in seiner 
Publikation «Die Terminologie des Joches 
und seiner Teile» (Romanica Helvetia 13, 
1940) ausführt, gab es früher das Jochge 
spann im ganzen Liechtensteiner Oberland. 
Im Unterland hingegen wurden bereits 
Pferde als Zugtiere eingesetzt, für die man 
zum Einspannen das «Kummet» brauchte. 
Diese Bezeichnung wurde in allen liechten 
steinischen Gemeinden verwendet; nur in 
Balzers hiess es «Koomet» (siehe «Vorarl 
berger Sprachatlas mit Einschluss des 
Fürstentums Liechtenstein», Band I, 
S. 164). Der Begriff wurde im 12. Jahrhun 
dert im deutschen Sprachgebiet allgemein 
üblich und ist aus dem polnischen chomato 
entlehnt. Das Wort «Joch» geht dagegen auf 
lateinisch jugum zurück. «Umlätze», mittel 
lateinisch amblacium, ist bereits im Alt 
hochdeutschen (9. Jh. n. Chr.) eingedeutscht 
worden. Nähere Informationen dazu finden 
sich im «Vorarlberger Sprachatlas mit Ein 
schluss des Fürstentums Liechtenstein», 
Band IV, S. 169, und im Kommentarband 
IV/3, S. 824-825. 
Mein Gewährsmann in Schaan, der be 
kannte «Xander», also der frühere Regie 
rungschef Dr. Alexander Frick, wusste zu 
berichten, dass das Joch im Fürstentum 
Liechtenstein schon im 19. Jahrhundert 
verboten worden war, weil es für Pferde 
eine reine Tierquälerei gewesen sei. Im Ver 
gleich dazu war das Jochgespann, wie 
meine Erhebungen ergaben, in Baden- 
Württemberg erst zur Nazizeit, also «un 
term Hitler», wie die dortigen Bauern sag 
ten, nicht mehr erlaubt.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.