49
Das alte Pfarrhaus in Balzers - ein bedeutendes
Fledermausquartier
Silvio Hoch
Das alte Balzner
Pfarrhaus auf der
Egeria.
Ein tiefschwarzes Gesicht mit ebensolchen
breiten Ohren, umsäumt von einem oben
dunkelbraunen und unten helleren Haar
kranz, schaut uns aus dem Dachgebälk des
alten Pfarrhauses in Balzers entgegen. End
lich können wir die Verursacher der vielen
Kotstellen auf dem Estrichboden gleichsam
von Angesicht zu Angesicht betrachten. Nun
ist auch der letzte Zweifel ausgeräumt: Es
muss sich um eine Kolonie der Breitflügel
fledermaus (Eptesicus serotinus) handeln.
René Güttinger, Fledermausforscher und
Naturfotograf, schraubt sein brennweiten
stärkstes Objektiv auf seine Kamera und
blitzt in den First des Dachstocks, wo zwi
schen Ziegeln und Dachlatten immer wie
der die schwarzen Gesichter auftauchen.
Viele Besuche im Dachstock waren dieser
ersten «Aug-in-Aug-Begegnung» vorausge
gangen, seit mich Vorsteher Anton Eberle
auf die grosse Menge von Fledermauskot im
Estrich des alten Pfarrhauses aufmerksam
gemacht hatte. Liegenschaftsverwalter Rico
Eberle ermöglichte mir den ungehinderten
Zutritt zum Haus. Eine beträchtliche Menge
Fledermauskot unter dem First konzentriert
und über die ganze Länge des Dachstocks
verteilt, liess auf eine grosse Fledermausart
schliessen. Aber wo waren die Tiere? Für
Grosse Mausohren (Myotis myotis) ebenso
wie für Grosse Hufeisennasen (Rhinolophus
ferrumequinum), beide Arten in Balzers
nachgewiesen, wäre der Dachstock als
Quartier geeignet. Diese würden aber an
warmen Sommertagen frei im Dachgebälk