37
«Bättle», «Hafta», «Landakarra» - zur Balzner
«Sammlung historisch interessanter Gegenstände»
Markus Burgmeier
Eine Apfelschälmaschine, eine selbstgebaute
automatische Mausefalle, Versehgarnituren,
Bilder, Bücher, Fotos, Musiknoten von Balz
ner Komponisten, Ausweise, eine komplette
Schnapsbrennerei, eine Schulbank, ein
Schaukelpferd, alte Feuerwehrrequisiten,
eine Marmorbüste des Bildhauers Ferdinand
Brunhart, eine komplette Sennereieinrich
tung, eine komplette Stubeneinrichtung,
eine komplette Wagnerei, eine Zollgrenztafel
aus der Zeit des österreichischen Zollver
trags mit Liechtenstein - dies alles sind Ob
jekte, die man in der reichhaltigen Balzner
«Sammlung historisch interessanter Gegen
stände» findet. Es sind Zeugen der Balzner
Alltagswelt vergangener Generationen, die
bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen.
Die Anfänge der Sammlung
Den Grundstock für die Sammlung hat
Emanuel Vogt (1922-1999) gelegt, der be
reits in den 1950er-Jahren angefangen hatte,
volkskundliche Gegenstände zusammenzu
tragen. Als «Depot» diente ihm ein Keller
seines Wohnhauses. Offiziell wurde mit der
Sammlung am 10. Juni 1967 begonnen:
Gemeindevorsteher Emanuel Vogt betraute
H. H. Kaplan Arnold Britschgi (1911-1973)
und Franz Büchel (1914-1991), den dama
ligen Leiter des Amtes für Briefmarkenge
staltung sowie des Postmuseums Liechten
stein, mit der Aufgabe, die «historisch
interessanten Gegenstände, Bilder, Werk
zeuge usw. in Balzers zu sammeln, zu regis
trieren und im alten Pfarrhaus aufzube
wahren.» Es ging darum, «altes Kulturgut
vor der Vernichtung und vor dem Unter
gang [zu] bewahren und unseren Nach
kommen [zu] erhalten.» Die Gegenstände
sollten vorläufig an einem zentralen Ort
gesammelt und fachkundig aufbewahrt
werden. Wenn einmal genügend Objekte
vorhanden seien, könne man an die
Ausstellung derselben denken.
Nach Triesenberg, wo 1961 das Walser Hei-
matmuseum, das erste Ortsmuseum in
Liechtenstein, eröffnet worden war, setzte
sich Balzers als zweite liechtensteinische
Gemeinde das Ziel, eine volkskundliche
Sammlung aufzubauen. Diese entstand zu
einer Zeit, in der auch der Sammlungs
schwerpunkt der europäischen Museen ver
mehrt auf die lebensnahen Bereiche wie
Alltags- und Industriekultur gelegt wurde.
Von der «Kommission für die Sammlung
historischer Gegenstände» ...
Im Februar 1968 beschloss der Gemeinde
rat auf Vorschlag von Franz Büchel und
Kaplan Britschgi, das Haus Nr. 86 beim
St. Peter (Turmhaus) für die Aufbewahrung
der Sammlung zur Verfügung zu stellen,
allerdings müsse «auf die Baufälligkeit des
Hauses Rücksicht genommen werden (Un
fallgefahr).» Im selben Jahr wurde die erste
«Kommission für die Sammlung histori
scher Gegenstände» ins Leben gerufen, der
neben Kaplan Britschgi und Franz Büchel
Gemeinderat Theobald Büchel (1928-2006)
sowie Josef Nipp angehörten.
1973 starb Kaplan Britschgi. Zudem erklär
ten im ersten Halbjahr einzelne Mitglieder
Blick in einen der
vier Räume im Un
tergeschoss des alten
Schidhanses an der
Fürstenstrasse, in
dem von 1977 bis
2006 der Grossteil
der Balzner «Samm
lung historisch
interessanter Gegen
stände» deponiert
war. Die Aufnahme
stammt ans dem
Jahr 1981.