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Der Unterlauf der
Balzner Rüfe:
Die 700 Meter lange,
durchgehend gepfläs-
tere Rinne über
nimmt das Wasser
und Geschiebe aus
gangs des steilen To
bels und leitet die
Rüfe kontrolliert dem
im Jahr 1970 errich
teten Kiessammler
Zit. Die ursprüngliche
Sammleranlage, in
welcher heute die
Feinsedimente
(Schlammsammler)
zur Ablagerung ge
bracht werden, ist
links des landwirt
schaftlichen Gehöfts
erkennbar
erreichten die Geschiebefrachten beim Ma
ximalabfluss praktisch die Dammkrone
und zeigten damit die ungenügenden Ab
flusskapazitäten der damaligen Rinne auf.
Nur sechs Jahre später, am 11. Juli 1959,
erfolgte auf der Höhe der Brücke «Wäldle»
(580 m ü. M.) bei einem noch grösseren Ab
flussereignis der befürchtete Ausbruch der
Rüfe. Obschon die Ausuferung in Richtung
Dorf erfolgte, kam es zu keinen nennens
werten Schäden. Als Reaktion auf diese Er
eignisse wurde der südseitige Leitdamm
erhöht und die ursprüngliche Trockenpfläs-
terung sukzessive durch in Mörtel versetzte
Steinsätze ersetzt.
Über den rund 100 Meter nördlich der Balz
ner Rüfe gelegenen Böschabach, der sein
Wasser aus den Felswänden der Mittagspitz
erhält, ist 1948 zu erfahren, dass dieses Was
ser durch einen Graben der Balzner Rüfe
zugeführt wurde. Bei schwerem Wetter wur
de der Graben mit Geröll aus der Schutt
halde zugefüllt, weshalb sich das Wasser in
die Wiesen ergoss und dort Schlamm und
Schutt ablagerte. Aus diesem Grund wurden
die in der Schutthalde gelegenen Gräben
besser verbaut, der Graben zur Balzner Rüfe
neu angelegt und die Wiesen mit einem
Damm geschützt, sodass diese als gesichert
erscheinen.
Das heutige Bild der Balzner Rüfe und des
Böschabachs wurde massgebend durch die
Verbautätigkeit zu Beginn der 1970er-Jahre
geprägt. Grundlage hierfür bildete ein vom
Land und der Gemeinde 1970 genehmigtes
generelles Bauprojekt, welches im Wesent
lichen den Neubau eines Kiessammlers und
den hydraulischen Anschluss des Böscha
bachs an die Balzner Rüfe beinhaltete. Die
Gefahr von Gerinneausbrüchen infolge von
Geschiebeablagerungen innerhalb der lang
gezogenen Abflussrinne, wie sie bei den
Ereignissen der Jahre 1953 und 1959 beob
achtet worden waren, bewog die Sachver
ständigen zu einer Verlegung des Kies
sammlers. Indem das Geschiebe bereits
weiter oben abgefangen wurde, konnten die
Auflandungen in der daran anschliessen
den Gerinnestrecke limitiert und die Aus
bruchgefahr erheblich entschärft werden.
Das Geschiebe des Böschabachs wird eben
falls in einem Geschiebesammler - dieser
wurde 1972/73 errichtet - aufgefangen. Das
so von Geschiebe entlastete Wasser des Bö
schabachs wird über eine Rohrleitung der
Balzner Rüfe zugeleitet. Mit der Umgestal
tung des ursprünglichen Kiesfangs (Ifang)
in einen Schlammsammler wurde diese
Bauphase im Jahr 1977 abgeschlossen.
Im Verlauf der vergangenen dreissig Jahre
wurden die bestehenden Strukturen konse
quent durch Räumung der Sammleranla
gen sowie Sanierung der Pflasterungen un
terhalten. Grundlegende Veränderungen
am System sind in dieser Zeit keine vorge
nommen worden.
Aktuell hat sich die Rüfeverbauung auch an
der Balzner Rüfe mit einer neuen Problem
stellung zu beschäftigen. Stand bei den
bisherigen Schutzbauten das geregelte Ab
leiten des Geschiebes im Vordergrund, wer
den heute die aus den einzelnen Rüfen in
den Binnenkanal geleiteten Hochwasser
spitzen zur eigentlichen Gefahr für die
Siedlungen. In Balzers, Triesen wie auch in
Vaduz verfügt der Binnenkanal nicht über
die notwendigen Abflusskapazitäten, um
bei intensiven Niederschlagsereignissen
sämtliches Wasser aus den Rüfen aufzu-