Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2007) (2007)

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Meine dreizehn Jahre 
als Leiterin der Poststelle Balzers 
Hedy Jung-Schädler 
Zu einem Bericht über meine Tätigkeit als 
Poststellenleiterin gehört auch eine Vor 
geschichte, die für die heutige Zeit - zum 
Glück - unvorstellbar ist: Nachdem ich 
einige Jahre in verschiedenen Bereichen 
der PTT gearbeitet hatte, entschloss ich 
mich, die Möglichkeit einer Weiterbildung 
wahrzunehmen. Das war 1986, also vor 
zwanzig Jahren. Damals stiess ich als Frau 
auf wenig Unterstützung seitens der Kreis 
postdirektion St. Gallen. Der Personalchef 
machte mich darauf aufmerksam, dass ich 
dann wieder die Schulbank drücken müsste 
und meine Mitschüler etwas jünger wären 
als ich. Zudem würde ich - so seine Mei 
nung - nachher wahrscheinlich heiraten 
und wegen Mutterschaft auch bald meine 
Arbeit aufgeben. Ich schlug jedoch all diese 
Argumente in den Wind. Wie ich ihn darauf 
hinwies, dass kürzlich drei Männer nach 
ihrer Ausbildung die Post verlassen hätten, 
beugte er sich schliesslich meiner Hart 
näckigkeit. Im Selbststudium bereitete ich 
mich während eines Jahres intensiv auf die 
erforderliche Prüfung vor. Als ich diese 
bestanden hatte, konnte ich ins letzte Lehr 
jahr für diplomierte Postbeamte einsteigen. 
Vier Jahre nach meinem Abschluss wurde 
in Balzers die Stelle des Posthalters ausge 
schrieben, für welche ich mich bewarb. Es 
war damals noch Bedingung, verheiratet zu 
sein, und mein Mann Michael musste mich 
zum Bewerbungsgespräch bei der Kreis 
postdirektion begleiten. Auf deren Vor 
schlag hin wurde ich dann von der liechten 
steinischen Regierung zur Posthalterin von 
Balzers ernannt. 
Nach einer Einführungsphase durch mei 
nen Vorgänger Remo Vogt nahm ich meine 
Tätigkeit Anfang Januar 1993 auf. Als Ers 
tes kaufte ich mir eine Taschenlampe, denn 
neben einer 54-Stunden-Woche war ich 
auch für die Zustellung der Expresssendun 
gen verantwortlich. Die letzte Auslieferung 
I 
erfolgte um zwanzig Uhr. Da es im Winter Das Postgebäude 
um diese Zeit bereits stockfinster war und Balzers 
die Hausnummern noch nicht nach der 
Lage in der Strasse vergeben waren, suchte 
ich mit meiner neuen Taschenlampe und 
einem Ortsplan im Auto die jeweiligen 
Adressaten. Mein Mann unterstützte mich 
oft bei meiner Arbeit. Manchmal übernahm 
er am Abend oder an den Wochenenden 
diese Zustellungen für mich. 
Ungefähr ein halbes Jahr nach meinem 
Amtsantritt beschloss die Regierung die 
längst fällige Renovation der Poststelle Bal 
zers und vor allem deren Vergrössemng. 
Ich war von Anfang an in die Planung invol 
viert und konnte meine Ansichten und 
Vorschläge einbringen. Es war für mich 
eine sehr intensive Zeit, galt es doch, den 
Postbetrieb während eines Jahres auf einer 
Baustelle aufrechtzuerhalten. Da mich der 
Umbau ziemlich beanspruchte, verbrachte 
ich an den Wochenenden viele Stunden auf 
der Post, um Unerledigtes aufzuarbeiten. 
Mein Team und ich freuten uns auf die neuen 
Räumlichkeiten, sodass wir bereit waren, 
einige Strapazen auf uns zu nehmen.
	        

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