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Links:
Freigelegte Nordost
ecke des Palas
Rechts:
Im Waldstreifen zwi
schen dem Burghügel
und der Strasse zur
Luzisteig ist der Ver
lauf der Letzimauer
auch heute noch
sichtbar.
Grösse und Entstehungsgeschichte
Im Zuge der Vorbereitungsarbeiten konnte
die nordöstliche Ecke dieses Gebäudes
durch den Archäologischen Dienst Grau
bünden freigelegt werden. Die Nordwest
mauer weist eine Stärke von 1,50 Meter
auf. Weitere sichtbare Mauerreste entlang
dem südwestlichen und südöstlichen
Plateaurand deuten darauf hin, dass der
Palasbau eine Grundfläche von zirka
41 Meter Länge und 11 Meter Breite auf
wies. Die Burganlage dürfte einst das ge
samte Hügelplateau eingenommen haben.
Über die Entstehungszeit von Grafenberg
und über deren Besitzer sind keine urkund
lichen Erwähnungen vorhanden. Der Cha
rakter des Mauerwerkes mit Ährenverband
(opus spicatum) und einige Fragmente von
becherförmigen Ofenkacheln weisen ins
13. Jahrhundert. Brandschutt innerhalb
des Gebäudes deutet darauf hin, dass die
Anlage einem Feuer zum Opfer fiel.
Die Burganlage dürfte im Zusammenhang
mit einer Talsperre (Letzi) bestanden ha
ben. Diese erstreckte sich einst vom Fuss
des Burgfelsens von Grafenberg bis an die
Flanke des gegenüberliegenden Guschner-
berges und sperrte das Tal an seiner engs
ten Stelle ab. Vom Burghügel aus konnte
die Talsperre auf ihrer ganzen Länge über
wacht werden. Die Letzi wurde im Schwa
benkrieg am 5. Januar 1499 von den Kaiser
lichen erstürmt, einige Tage später jedoch
von den Bündnern wieder zurückerobert.
Reste dieser Letzimauer sind in einem
Waldstreifen zwischen dem Burghügel und
der Strasse erhalten geblieben.
Literatur
Clavadetscher, Otto R; Meyer, Werner;
Das Burgenbuch von Graubünden.
Zürich/Schwäbisch Hall 1984, S. 318/319.
Mooser, Anton: Die Mörderburg (Grafenberg).
Bündner Monatsblatt 1915, Heft 12.
Poeschel, Erwin: Das Burgenbuch von Graubünden.
Zürich/Leipzig 1929/30, Seite 159.