Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2007) (2007)

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Ein geschichtlicher Abriss über die Bedeutung 
der Festung St. Luzisteig 
Max Leuener 
Die St. Luzisteig und die fruchtbare Herr 
schaft (das Gebiet von Malans bis Fläsch) 
- oft «Bündens Garten» genannt - bilden 
das Nordportal und die günstigste Pforte 
Rätiens. Hier bündeln alle Alpenpässe vom 
Oberalp bis ins Unterengadin. Nach Nor 
den führen die Verkehrslinien zum Boden 
see, nach Westen zum Walen- und Zürich 
see. Dies zeigt die Schlüsselstellung dieser 
Gegend. 
Die verkehrsgeschichtliche Bedeutung der 
Bündner Herrschaft und später auch des 
Raumes Sargans liegt darin, dass diese Ge 
biete die Aufnahmestellung für die aus Nor 
den und Westen nach Graubünden führen 
den wichtigen Verbindungslinien bilden. 
Bei den grossen Auseinandersetzungen der 
europäischen Geschichte spielte insbeson 
dere die Nord-Süd-Achse, die bis zum 
19. Jahrhundert ausschliesslich über die 
St. Luzisteig führte, eine zentrale Rolle. 
Dieser Übergang war im Prinzip der 
Schlüssel zu den Bündner Pässen und 
somit über Jahrhunderte das eigentliche 
Tor zu Rätien - mit 700 Metern Kulmina 
tion jedoch mehr Steig als Pass. 
Die Strasse über die Steig, auch Römer 
strasse genannt, ist als Teilstück der Strasse 
Brigantium-Curia (Bregenz-Chur) durch 
die aus dem 4. Jahrhundert nach Christus 
stammende Peutingersche Tafel belegt. 
In dieser Karte - sie ist nicht im Original, 
sondern nur in einer mittelalterlichen 
Kopie (circa 12. Jahrhundert) erhalten - 
sind die von den Römern benutzten 
Hauptverkehrswege der damaligen Zeit mit 
den Namen der wichtigen Stationen und 
deren Entfernungen voneinander in groben 
Zügen aufgeführt. Über die genaue Lage 
der Wege gibt sie keine Auskunft. In der 
Tabula Peutingeriana ist auch Magia einge 
zeichnet, das heutige Maienfeld, das noch 
im Mittelalter als Maigenfeld bezeichnet 
wurde. 
Im Mittelalter hiess die Achse von Bregenz Festungsmauer 
nach Chur über die St. Luzisteig «Reichs- St. Luzisteig 
Strasse», was ihre Bedeutung unterstreicht. 
In Graubünden nannte man sie auch die 
«Deutsche Strasse». 1529 baute Metardus 
Heinzenberger aus Ragaz, genannt «Tardi», 
zum grossen Ärger der Maienfelder den 
Rheinübergang bei Mastrils (Tardisbrücke). 
So konnte der Verkehr von und nach Zürich 
den umständlichen Fährbetrieb zwischen 
Bad Ragaz und Maienfeld meiden. Von 
1782 bis 1785 erfolgte der Ausbau der 
Reichsstrasse von Feldkirch nach Chur, 
welcher die Benutzung mit schweren Fuhr 
werken ermöglichte. 
Wo Verkehrslinien sich bündeln, zeigt sich 
auch militärisches Interesse. So können wir 
annehmen, dass schon in frühester Zeit am 
Übergang sowie am Engnis der Luzisteig 
militärische Sicherungsmassnahmen ge 
troffen wurden. Zur Römerzeit dürften dort 
ein Passheiligtum und auch eine Militärsta 
tion gestanden haben. Für Befestigungen 
gibt es keine Hinweise. 
Aus dem Mittelalter zeugt die Burg Guten 
berg als Wacht an der Nordrampe. Auf der 
linken Talseite befinden sich auf halbem
	        

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