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Hühnerkörben vorbeifuhr, hätte er ihnen
stets gepfiffen. Er habe damals bereits zwi
schen fünfzehn und achtzehn Franken ver
dient.
Beim Velomacher Hugo Kindle in Triesen
bestellte Vettori jedes Jahr sechs Pedale;
diese kosteten einen Franken zwanzig. Er
habe mit dem Gewicht auf seinem Rad
mindestens zwei- oder dreimal die Pedale
abgedrückt.
Verkehr gab es damals kaum. Zwischen
Triesen und Balzers fuhr er noch auf der al
ten Naturstrasse. «Dort habe ich einmal den
Viehdoktor Marxer angeschwindelt. 1935
ist das gewesen», erinnert er sich. «Ich war
verpflichtet, dem Doktor jeweils vor dem
Verkauf die Hennen zu zeigen. Er verlangte
jedes Mal zwei Franken. Dafür musste ich
zwei <Bibeli> verkaufen! Zusätzlich hatte
ich auch noch das <Patent> zu bezahlen.
Marxer hat mir aber am Samstag jeweils
zwei <Güggeli> abgekauft, und so war alles
wieder gut. - Doch nun zurück zu besagtem
Schwindel. Als ich an jenem Tag mit zwei
Kratten, in denen sich ungefähr vierzig
Hennen befanden, auf der alten Land
strasse Richtung Vaduz fuhr, traf ich auf
den Tierarzt. Marxer, der auf seinem Pferd
unterwegs war, stellte ohne Umschweife
fest: <Vettori, Sie waren heute nicht bei
mir.> Ich gab vor, ich hätte ihm diese Hen
nen bereits am Tag vorher gezeigt, jedoch
nur einen Kratten verkauft. Ich hätte jetzt
die restlichen bei mir. Mit dieser Erklärung
hat sich Marxer zufrieden gegeben.»
Noch im blauen Übergewand
Herr Vettori erzählt uns dann von einer Be
gegnung mit Martin Hilti, dem Begründer
der Firma Hilti. Anfang der 1940er-Jahre
betrieb dieser mit seinem Bruder Eugen
beim St. Peter in Schaan eine kleine
Maschinenbau-Werkstatt. An einem Sams
tag habe er ihnen zwei «Güggeli» liefern
müssen - an diesen habe er zwei Franken
siebzig verdient. Er habe die beiden Brüder
im blauen Übergewand bei der Arbeit vor
gefunden. Und was hätten diese Brüder
aufgebaut! Schwer seien die Zeiten damals
gewesen. Auch er habe von klein auf alles
aufgebaut.
Und gemütlich war es auch Der 88-jährige Arnold
Vettori lebt heute in
Gebraucht habe er fast nichts. Einmal, an Sargans.
einem Sonntag, sei er beim «Schuster» [Jo
sef Vogt] in Mäls gewesen; dessen Bruder
Alois war in der Regierung. Es seien noch
andere gekommen und schliesslich seien
sie mit dem Rad in die «Sonne» nach Trie
sen gefahren. Einer habe Trompete ge
spielt, ein anderer die Handorgel. Sie hät
ten ein Bierlein getrunken und «Nünemol»
gespielt. Da habe Heidegger, der Wirt, im
mer gerne mitgemacht. Georg Kindle, der
bei der Lackfabrik im Büro arbeitete, habe
sich dazugesellt und Alois Quaderer vom
«Bierhüsle» in Schaan. 25 Rappen habe ein
Becher Bier gekostet. Dann sei man wieder
mit dem Rad heimgefahren.
Auch bei Fischen kompetent
Gut verstanden hat sich Arnold Vettori
auch mit Tierarzt Matt und seinem Sohn
Benno, dem späteren Zahnarzt. Als dieser
ungefähr neun Jahre alt war, bat er Vettori,
mit ihm zu seiner «Fischzucht» zu kom-