Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2007) (2007)

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Wenn ein Kuhhandel für Fränzle ein gutes 
Ergebnis brachte, gab es einen Fünfliber 
für meinen Hosensack. Wie versprochen, 
hatte ich jeweils um halb sieben Feier 
abend. Anschliessend schickte mich der 
Hausherr eine Brissago kaufen. Ab und zu 
fiel auch für mich eine ab, denn ich rauchte 
damals schon. 
Wie bereits erwähnt, standen das ganze 
Jahr vier oder fünf Kühe im Stall, manch 
mal auch hochträchtige, denen ich beim 
Kalben jeweils als Geburtshelfer zur Seite 
stand. Mein Chef fuhr meistens schon früh 
morgens mit dem Fahrrad nach Trübbach, 
von dort mit dem Zug hinunter ins Rhein 
tal. Zwischen Buchs und Romanshorn 
kaufte er dann in irgendeinem Dorf ein 
Stück Vieh, das er anschliessend per Bahn 
nach Trübbach bringen liess. Es gehörte zu 
meinen Aufgaben, das Tier in Trübbach 
abzuholen und in den Stall zu bringen. Am 
nächsten oder übernächsten Tag ging der 
Handel mit der erworbenen Kuh weiter. 
Nach erfolgtem Abschluss musste ich das 
Tier zu Fuss wieder in die Schweiz bringen, 
meistens zu einem Grossviehhändler in 
Meis: in der rechten Hand die Kuh am 
Strick, in der linken das Fahrrad - ich 
musste ja so schnell wie möglich wieder 
zurück sein. Gott sei Dank fuhr damals auf 
der Landstrasse nur etwa alle zehn Minuten 
ein Auto, denn die meisten Tiere scheuten. 
Das Fuhrwerk 
Zum Fuhrwerken gab es kein Pferd, son 
dern einen ungefähr tausend Kilo schweren 
Ochsen. Das wohlgenährte Tier war sehr 
stark, aber äusserst langsam und schwerfäl 
lig, besonders an der Mähmaschine. Da 
mals gab es noch keine Motormäher, son- 
Begrüssung des Fürstenpaares Franz Josef II. 
und Gina von Liechtenstein anlässlich der 
Dorfweihe vom 3. Oktober 1948 in Grins 
dem schwenkbare Mähbalken, welche 
beim Ziehen über die Räder angetrieben 
wurden. Im Herbst wurde der Ochse ver 
kauft, denn im Winter gab es für ihn keine 
Arbeit. Bei diesem Handel haben wir ge 
wettet: Wiegt er mehr als 900 Kilo oder 
weniger? Mein Chef hat die Wette gewon 
nen. Der Ochse brachte 935 Kilo auf die 
Waage. Gekauft hat ihn Augustin Wolfinger 
auf der Praiawisch. Das war der einzige 
Viehhandel, den Fränzle im Dorf tätigte; 
anscheinend hat er mit Einheimischen 
nicht so gern Geschäfte gemacht. 
Integration 
Der Umgang mit den Dorfbewohnern berei 
tete mir keine Schwierigkeiten. Die Balzner 
waren sehr offenherzig und gleich mit ei 
nem per Du, so wie die Oberinntaler. In der 
Iradug hatte ich liebe Nachbarn, und ein 
paar Freunde aus meinem Dorf waren ab 
und zu auch da. Sprachlich gab es über 
haupt keine Probleme, denn ich konnte bei 
spielsweise «Balzers» bald so langsam aus 
sprechen wie die Einheimischen. 
Am Sonntag tummelte ich mich auf dem 
Fussballplatz oder machte eine Fahrrad 
tour durchs Land. Mein Chef, s Fränzle, 
war ein leidenschaftlicher Fussballfan. Er 
lief bei jedem Heimspiel der Balzner an der 
Seitenlinie auf und ab. Wenn das Spiel für 
die Heimmannschaft nicht günstig stand, 
riss er an seinem «Tschoopa», bis keine 
Knöpfe mehr dran waren. 
Am Abend wurde das «Sennabuaba-Kaarta- 
speel» gespielt. Zur «Stöberte» kam immer 
ein gewisser Sepp (leider fällt mir sein Nach 
name nicht mehr ein). Geheiratet wurde 
nie, meines Wissens auch später nicht.
	        

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