6
Das frühere Wirts
haus «Adler», rechts
davor die 1967 ab
gebrochene Zuschg.
Aufnahme von 1955.
3 Feldkirch war wäh
rend des 15. Jahrhun
derts zu einem Haupt
knotenpunkt für Trans
porte ins kornarme
Oberrätien geworden.
Vgl. Biedermann, wie
Anm. 1, S. 64.
4 Vgl. Emanuel Vogt:
Mier z Balzers. 3 Bde.
Vaduz 1995-1998,
Bd. m, S. 343.
5 Otto Ackermann: Die
Schollbergstrasse bis
zum Ende der Land
vogtszeit. Verkehrs
politik und Strassen-
bautechnik am Bei
spiel der «Via Mala»
des Alpenrheintals. In:
Werdenberger Jahr
buch 1997, Bd. 10.
Buchs 1996, S. 43-59.
6 Vgl. Dominik Schatz
mann: Die Rodord
nung von 1499 mit
ihren Ergänzungen.
Das Transportwesen
im Mittelalter im Ge
biet des heutigen Fürs
tentums Liechtenstein.
In: Bausteine zur Ge
schichte Liechten
steins. Studien und
studentische Beiträge.
Hrsg. Arthur Brunhart.
3 Bde. Zürich 1999,
Bd. 1, S. 211-237.
verkehr, der über Lindau, den Bodensee
und Fussach in Richtung Chur verlief. 3 Sie
tätigten diese Warentransporte teilweise
gemeinsam mit den österreichischen Rod
fuhrleuten, die aus den die Stadt Feldkirch
umgebenden Landgemeinden Altenstadt,
Tisis und Tosters kamen. Die Rechte und
Pflichten, welche die österreichische und
die liechtensteinische Seite dabei besassen,
wurden vertraglich geregelt. Diese Verträge
- die Rodordnungen - waren verbindliches
Recht, doch wurden sie in der Praxis nur
mangelhaft eingehalten.
Ein Mailänder Verzeichnis der Transport
kosten für Wollballen, das aus der Zeit um
1390 datiert, benennt Balzers als Etappen-
und Zollstation für den Warenverkehr zwi
schen dem Bodensee und Chur. Es war in
Balzers pro Fuhrwerk ein Wegzoll von acht
Pfennig zu entrichten. Zudem war für die
Zuschg eine Gebühr von zweieinhalb Pfen
nig zu bezahlen. Dies ist ein früher Hinweis
auf die Existenz einer Zuschg in Balzers.
Eine Zuschg, auch «Sust» genannt, ist ein
Lagerhaus für Handelsgüter. Die Zuschg
befand sich immer direkt an der Durch
gangsstrasse. Ein Kaufhaus, primär als
Markthalle verwendet, befand sich oftmals
in unmittelbarer Nachbarschaft zur Zuschg.
Fast immer war in der Nähe von Zuschg
und Kaufhaus auch ein Wirtshaus zu finden. 4
Personen und Waren verkehrten sowohl
entlang der linksrheinischen wie auch auf
der rechtsrheinischen Strasse. Beide Wege
standen in einem Konkurrenzverhältnis,
wobei der Schollberg bei Trübbach die
linksrheinische Seite naturgemäss benach
teiligte. Der Schollberg konnte lange Zeit
nur zu Fuss oder mit einem Saumtier über
wunden werden. Der Bau einer befahrba
ren Strasse über den Schollberg in den
Jahren 1490 bis 1492 steigerte aber die
Attraktivität der linksrheinischen Route. 5
Um den Verkehr wieder verstärkt auf die
rechtsrheinische Seite zu lenken, erliess der
Feldkircher Stadtammann Heinrich Purt-
scher 1499 eine Rodordnung, welche den
Rodverkehr für die Strecke von Feldkirch
bis Maienfeld neu regelte. 6
Zuschgen und Hausmeister
In (beinahe) allen liechtensteinischen Ort
schaften, durch welche die alte Handels
strasse von Feldkirch nach Chur führte, ist
die Bezeichnung «Zoschg» auch als Flur
name nachgewiesen. In Balzers bezieht
sich dieser Flurname auf die Zuschg, wel
che sich unmittelbar südlich vom Wirts
haus «Engel» befand. Weitere Zuschgen
standen bei den Wirtshäusern «Adler» und
«Post». Die Zuschgen beim «Adler» und
beim «Engel» fielen 1795 dem Dorfbrand
zum Opfer, wurden aber wieder aufgebaut.
Im 20. Jahrhundert wurden alle diese
Zuschgen - nun ihrer ursprünglichen Funk
tion beraubt - abgerissen. Das Kaufhaus in
Balzers hingegen blieb stehen. Es wurde
zur Gaststätte «Liechtensteinerhof». Ein
Brand im Jahr 2001 beschädigte dieses Ge
bäude massiv.
Der Beamte, der eine Zuschg betreute,
wurde Teiler, Faktor oder (in Liechtenstein)
Hausmeister genannt. Er entstammte meist
der lokalen Oberschicht. Der Hausmeister
musste zudem lesen und schreiben können,
da er verpflichtet war, Rechnungsbücher zu
führen und Quittungen über ab- oder aus
gegebene Waren auszustellen. Oftmals am
tete der Hausmeister auch als Zoll- und
Weggeldeinnehmer. In Balzers ist für die
Jahre 1788 und 1789 Joseph Leontius Frick
(1730-1789) als Hausmeister nachgewie
sen. Er war der Sohn von Richter und
Landammann Leontius Frick. Franziska
Frick, die Tochter von Joseph Leontius