Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2006) (2006)

5 
Die Balzner Wirtshäuser 
im Spiegel der Verkehrsgeschichte 
Klaus Biedermann 
Die Wirtshäuser «Hirschen» und «Engel» mit der dazugehörenden Zuschg. Zeichnung von Anton 
Gstöhl. Dieses Bild hängt heute im «Engel». 
Bis ins frühe 19. Jahrhundert war das so 
genannte Rodwesen eine willkommene 
Einnahmequelle für die bäuerliche Bevöl 
kerung Liechtensteins. 1 Unter Rodwesen 
versteht man eine Form des Warenver 
kehrs, bei dem - vereinfacht dargestellt - 
eine Dorfgenossenschaft die ihr anvertrau 
ten Handelsgüter bis ins nächste Dorf 
transportierte, von wo aus die zweite Dorf 
genossenschaft diese Waren wiederum wei 
ter beförderte. Mitglied einer Rodgenossen 
schaft konnte eigentlich jeder Bauer sein, 
sofern er über ein Saumpferd beziehungs 
weise über einen Wagen oder ein Zugtier 
verfügte. Die einzelnen Mitglieder wurden 
in einer festgesetzten Rod (= Reihe) 2 zum 
Warentransport aufgeboten. 
Balzers liegt an einer historischen 
Handelsstrasse 
Liechtenstein lag geografisch günstig an 
einem wichtigen Handelsweg, welcher - re 
gional betrachtet - Feldkirch und Chur mit 
einander verband. In einem grösseren Kon 
text indes verband dieser Handelsweg 
Deutschland mit Italien. Der Rodverkehr 
war grundsätzlich darauf angewiesen, dass 
Transitgüter durch Liechtenstein spediert 
wurden. In erster Linie handelte es sich um 
Korn- und Salztransporte. Die liechtenstei 
nischen Rodfuhrleute holten die ihnen 
anvertrauten Waren in Feldkirch ab und 
beförderten diese Güter bis nach Maien 
feld. Die Fuhrleute profitierten vom Waren- 
1 Der vorliegende Auf 
satz stützt sich haupt 
sächlich auf meine 
Ausführungen «Das 
Rod- und Fuhrwesen 
im Fürstentum Liech 
tenstein. Eine ver 
kehrsgeschichtliche 
Studie mit besonderer 
Berücksichtigung des 
späten 18. Jahrhun 
derts». In;Jahrbuch 
des Historischen Ver 
eins für das Fürsten 
tum Liechtenstein, 
Band 97. Vaduz 1999, 
S. 7-183. Dieser im 
Jahrbuch des Histori 
schen Vereins publi 
zierte Beitrag ist eine 
leicht überarbeitete 
und ergänzte Fassung 
meiner Lizentiats 
arbeit, die ich 1994 an 
der Universität Bern 
eingereicht habe. 
2 «Rod» wird von Jürg 
Simonett als eine ober 
deutsche Form für 
«Rotte» im Sinn von 
«Reihenfolge», «Tour» 
gedeutet (vgl. Jürg 
Simonett: Verkehrs 
erneuerung und Ver 
kehrsverlagerung in 
Graubünden. Die 
«Untere Strasse» im 
19. Jahrhundert. Chur 
1986, S. 11). Sprach 
wissenschaftler leiten 
den Begriff jedoch aus 
dem Lateinischen ab: 
Eugen Gabriel deutet 
«Rod» als von «opéra 
rogata» (das heisst: 
«angeforderte Arbeit») 
herrührend, während 
Hans Stricker die An 
sicht vertritt, dass sich 
der Begriff «Rod» vom 
lateinischen «rotula» 
herleiten lässt. «Rotu 
la» bedeutet «das sich 
Drehende», «das Rad». 
(Freundliche Mittei 
lung von Eugen Gab 
riel und Hans Stricker 
an den Verfasser).
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.