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Aufgrund der Bürokratie rennen ihnen
die Dopingfahnder mit einem Verzug von
drei Jahren hinterher. Ist ein Dopingmit
tel auf der Liste, gibt es bereits wieder
neue, die zwar bekannt, aber von den Bü
rokraten noch nicht erfasst sind. Vor ein
paar Jahren hat eine Untersuchung am
Engadiner Skimarathon gezeigt, dass bis
zur Hälfte aller 13 000 Läufer zu Schmerz-
und Dopingmitteln greifen - ein Beitrag
zur Volksgesundheit?
Die Glorifizierung des Gewinns
Heinrich Heine prophezeite - wie einleitend
erwähnt - «die Geldwerdung Gottes oder die
Gottwerdung des Geldes». Es ist nun so
weit. Wie der Irrglaube an immer mehr ist
auch die Basis unserer Wirtschaftsethik ein
veralteter, ja lächerlicher Gedanke. Ich mag
mich jetzt etwas gar weit von der Wirtschaft
unserer Zeit wegbewegen, aber im Grunde
zählen die Aussagen von Adam Smith (1723-
1790) immer noch; «Im freien Wettbewerb
stellt sich durch das eigennützige Handeln
der Menschen das Gleichgewicht zwischen
Erzeugung und Verbrauch sowie Lohn und
Preis ein, und damit ein Zustand der natür
lichen Harmonie des wirtschaftlichen und
sozialen Lebens.»
Eine solche Sicht ist lebensfeindlich und
zutiefst unchristlich. Sie macht die Reichen
immer reicher und die Armen immer
ärmer. Wenn ich Jesus richtig verstanden
habe, meinte er das Gegenteil. Nach Smiths
These geht Eigennutz vor Gemeinnutz, und
so sieht es in unserer Wirtschaft aus. Dem
Sachkapital stehen Menschen gegenüber,
und die müssen - vor allem in christlichen
Ländern - Vorrang gemessen. Aus diesem
Blickwinkel steht sogar Karl Marx (1818-
1883) Jesus näher als Adam Smith. Letzte
rer gilt als Vorläufer der Glorifizierung des
Gewinns auf Kosten der Menschlichkeit.
• Die Deutsche Bank unter ihrem Melser
Chef Ackermann strebt 2005 eine Ge
winnsteigerung um 25 Prozent an, ausge
hend von einem stolzen Sockel. Der Weg
dahin: Verzicht auf jeden überflüssigen
Menschen, Entlassung Tausender in aller
Welt, Steigerung der Zahl der Arbeitslo
sen zu Lasten des Staates, Beschränkung
des unrentablen Geschäftes mit den ein
fachen Leuten (die Filiale in Lindau wur
de geschlossen), Profit in die Taschen der
Aktionäre. Dies nennt die New Economy
«Shareholder Value»! Man wählt Eng
lisch, damit wir den Klartext nicht mehr
verstehen.
• In einer chinesischen Fabrik ist am 3. Ok
tober 2005 eine Frau an Erschöpfung ge
storben, weil sie 24 Stunden arbeitete. Ihr
Stundenlohn war zu gering, um mit einer
Arbeitszeit von 12 Stunden leben zu kön
nen. Sie stellte billige Textilien für den
(christlichen) Westen her. «Geht hinaus
und lehret alle Völker...»
• Die 200 Reichsten besitzen mehr als die
arme Hälfte der Menschheit.
• Güter- und Spekulationsströme fliessen
derzeit im Verhältnis von etwa 1:4. Das
heisst, auf einen Euro Arbeit kommen
vier Euro Spekulationsgelder. Der Ertrag
der Arbeit wird immer kleiner, die Gewin
ne der Spekulationen steigen immer ekla
tanter. Wer arbeiten muss, ist der Dum
me. Die Reichen spekulieren.
• Die Selbstbedienung von Chefs grosser
Konzerne hat unerträgliche Ausmasse er
reicht. Sie plündern ihr Unternehmen auch
dann noch, wenn sie es in Verluste hinein
geritten haben. So geschehen bei ABB. Das
Nachsehen haben oft die Rentner, die für
ihr Unternehmen ein Leben lang gearbeitet
haben, oder die Arbeitslosen.
• Die Börsen wurden einst geschaffen als
Marktplatz für Leute, die ihr Geld in ei
nem Unternehmen anlegen wollten. Heu
te sind die Börsen mehr Spielkasino als
Teil der Wirtschaft. Das Gerangel um den
schnellen Profit nimmt immer skurrilere
Formen an. Die derivativen Instrumente
sind ein Auswuchs des Spekulantentums.
Sinnvoll wären deren Abschaffung und
die Verpflichtung, nach einem Börsen
kauf die Aktien ein Jahr lang behalten zu
müssen.
Die Manipulation der Massen
Der Irrglaube an immer mehr und die Glo
rifizierung des Gewinns gipfeln im wissen
schaftlich untermauerten Marketing. Zum
Begriff Marketing gibt es viele schönfärbe-
rische Definitionen wie etwa: «Ausrichtung
des Unternehmens auf die Bedürfnisse des