Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2006) (2006)

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Über die Liebe zum Leben 
Wilfried Kaufmann 
Die Reichen - ob es nun die Mächtigen oder 
die Multis sind - entscheiden über Gerech 
tigkeit, Arbeit und Krieg. Heinrich Heines 
(1797-1856) «Geldwerdung Gottes oder 
Gottwerdung des Geldes» ist Tatsache ge 
worden. Der biblische Tanz ums Goldene 
Kalb ist in vollem Gange. Nur: Die Armen 
bleiben aussen vor. Sie werden von den 
Reichen in Stellvertreterkriege geschickt, 
die Hungernden sterben zwischen den 
Fronten. Das Elend auf unserer Mutter Er 
de, die Millionen Toten und Verhungerten, 
die Benachteiligten klagen uns an. Unsere 
Nachfahren werden es ihnen gleichtun. Auf 
dieser Bitterkeit schmarotzt der Terroris 
mus und wuchert über den Erdball. Ein 
Strom des Hasses ergiesst sich über uns - 
Auge um Auge, Zahn um Zahn. Was wir mit 
unserer überlegenen Technik getan haben, 
hat sich in die Seelen der Armen tief einge 
graben. Der Racheengel schwebt über uns. 
Wie treten wir ihm entgegen? 
In den Wohlstandsgesellschaften dieser 
Welt fühlen sich die meisten nicht sonder 
lich wohl. Die Sehnsucht nach mehr Ge 
rechtigkeit, Frieden und Harmonie fällt 
auch bei uns auf fruchtbaren Boden. Wir 
brauchen eine neue Idee für einen Zeitgeist, 
in dem Geld und Macht von einem anderen 
Denkmuster abgelöst werden. Es heisst: 
Biophilie oder die Liebe zu allem Leben. 
Man kann sie getrost ansehen als eine mo 
derne Auslegung der Lehren von Jesus - 
und als Fanal der Hoffnung für eine Welt, 
die dereinst von Liebe statt vom Mammon 
regiert wird. 
Ich sehe mich als Schüler Erich Fromms 
(1900-1980). Meine radikalen Gedanken 
lassen sich auch auf lange Sicht unmöglich 
realisieren. Radikal stammt von lateinisch 
«radix», die Wurzel. Da fällt mir das Wort 
«Rettich» ein. Er schmeckt bitter. Bitter 
stoffe sind ein Segen für unsere Verdauung. 
Wilfried Kauf manu 
anlässlich seines Vor 
trags vom 31. Okto 
ber 2004 in der Ge- 
meindehihliothek 
Balzers.
	        

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