Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2006) (2006)

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Land Art - 
Ein Kunstprojekt in der Balzner Landschaft 
Diana Frick 
Einleitung 
Ich streife oft und gerne durch die Balzner 
Wälder. Dabei hinterlasse ich ab und zu 
kleine «Zeichen» am Wegrand: Steinfor 
mationen, ineinander verflochtene Zweige 
oder - wie neulich - verschlungene Linien 
von Sägemehlspänen auf dunklem Wald 
boden. Ich gehe bei diesem Tun rein intui 
tiv vor. Primär soll nicht ein Kunstwerk ent 
stehen, sondern ich möchte eintauchen in 
die Schönheit und den Einfallsreichtum der 
Natur und ihr etwas von meinen Ideen, 
meiner Kreativität überlassen. 
Auf der Suche nach einem Thema für mei 
ne Maturaarbeit entdeckte ich, dass es eine 
Kunstrichtung gibt, die sich mit der Land 
schaftskunst («Land Art») beschäftigt. Meine 
Neugierde und Begeisterung waren ge 
weckt. Ich wollte mehr über diese Kunst 
richtung und ihre wichtigsten Vertreter 
erfahren, mich selbst in einem Land-Art- 
Projekt versuchen. So verfasste ich gemein 
sam mit Regula Möckli die Arbeit «Land 
Art. Entstehung, Entwicklung sowie prakti 
sche Annäherung», die wir im Januar 2005 
an der ISME, Sargans, einreichten. Auszü 
ge liegen diesem Artikel zu Grunde. 
Regula und ich bildeten eine schweizerisch 
liechtensteinische Seilschaft. Diesen Aspekt 
wollten wir in unser Land-Art-Projekt ein 
beziehen. Was eignet sich dazu besser als 
eine Grenze, die gleichzeitig trennt und ver 
bindet? 
Des Weiteren standen folgende Fragen und 
Antworten am Anfang unserer praktischen 
Annäherung an die Land Art: 
• Wo? - Im Grenzgebiet zwischen Liech 
tenstein und der Schweiz. Wir beginnen 
auf der Matheid, dann geht es über Anell 
und Anaresch hinunter an den Rhein. 
• Wann? - Die Jahreszeiten sollen berück 
sichtigt werden. 
• Womit? - Wir wollen nur Materialien ver 
wenden, welche die Natur bietet. 
Natur als Material und Ausdrucksmittel 
Das Verwenden von lebender Vegetation in 
der bildenden Kunst ist ein Novum des 
20. Jahrhunderts, ln den 1960er-Jahren be 
gannen Künstlerinnen und Künstler, Pflan 
zen als Naturmaterialien in ihre Werke ein 
zubinden, und es entstanden Begriffe wie 
«Vegetal Art», «Plant Art» und «Land Art». 
Beim Begriff «Land Art» steht «Land» nicht 
nur für die Natur als verwendetes Material, 
sondern auch für den Standort des Werkes, 
der durchaus ausserhalb des Ateliers oder 
eines geschlossenen Ausstellungsraumes 
liegen kann. 
Doch wie definieren wir diese Natur (lat.: 
«natura», von «nasci» = entstehen, geboren 
werden), die hier das zentrale Thema ein 
nimmt? Steht der Mensch als Beherrscher 
und Bewahrer über ihr? Oder müssen wir 
die Natur als ein offenes System begreifen 
und den Menschen und seine Kultur als Teil 
davon? Dann gehört zum Beispiel auch die 
Stadl als Kulturleistung des Menschen 
dazu. Oder verstehen wir unter Natur alles, 
was natürlich ist, also nicht vom Menschen 
geschaffen wurde? Gibt es überhaupt noch 
eine vom Menschen nicht beeinflusste Na 
tur? Wenn wir diese Natur meinen, zerstö 
ren wir dann nicht ihr charakteristisches 
Merkmal, die Unberührtheit, wenn wir sie 
als Material verwenden? 
Wie wir die Natur definieren und mit ihr als 
Werkmaterial arbeiten, kann wohl nur indi 
viduell beantwortet werden. Daraus ergibt 
sich der besondere Anreiz, sich mit der 
Land Art und der Vorgehensweise der ein 
zelnen Kunstschaffenden auseinander zu 
setzen. Wie unterschiedlich die Ansätze 
sind, zeigt sich in der enormen Bandbreite
	        

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