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Land Art -
Ein Kunstprojekt in der Balzner Landschaft
Diana Frick
Einleitung
Ich streife oft und gerne durch die Balzner
Wälder. Dabei hinterlasse ich ab und zu
kleine «Zeichen» am Wegrand: Steinfor
mationen, ineinander verflochtene Zweige
oder - wie neulich - verschlungene Linien
von Sägemehlspänen auf dunklem Wald
boden. Ich gehe bei diesem Tun rein intui
tiv vor. Primär soll nicht ein Kunstwerk ent
stehen, sondern ich möchte eintauchen in
die Schönheit und den Einfallsreichtum der
Natur und ihr etwas von meinen Ideen,
meiner Kreativität überlassen.
Auf der Suche nach einem Thema für mei
ne Maturaarbeit entdeckte ich, dass es eine
Kunstrichtung gibt, die sich mit der Land
schaftskunst («Land Art») beschäftigt. Meine
Neugierde und Begeisterung waren ge
weckt. Ich wollte mehr über diese Kunst
richtung und ihre wichtigsten Vertreter
erfahren, mich selbst in einem Land-Art-
Projekt versuchen. So verfasste ich gemein
sam mit Regula Möckli die Arbeit «Land
Art. Entstehung, Entwicklung sowie prakti
sche Annäherung», die wir im Januar 2005
an der ISME, Sargans, einreichten. Auszü
ge liegen diesem Artikel zu Grunde.
Regula und ich bildeten eine schweizerisch
liechtensteinische Seilschaft. Diesen Aspekt
wollten wir in unser Land-Art-Projekt ein
beziehen. Was eignet sich dazu besser als
eine Grenze, die gleichzeitig trennt und ver
bindet?
Des Weiteren standen folgende Fragen und
Antworten am Anfang unserer praktischen
Annäherung an die Land Art:
• Wo? - Im Grenzgebiet zwischen Liech
tenstein und der Schweiz. Wir beginnen
auf der Matheid, dann geht es über Anell
und Anaresch hinunter an den Rhein.
• Wann? - Die Jahreszeiten sollen berück
sichtigt werden.
• Womit? - Wir wollen nur Materialien ver
wenden, welche die Natur bietet.
Natur als Material und Ausdrucksmittel
Das Verwenden von lebender Vegetation in
der bildenden Kunst ist ein Novum des
20. Jahrhunderts, ln den 1960er-Jahren be
gannen Künstlerinnen und Künstler, Pflan
zen als Naturmaterialien in ihre Werke ein
zubinden, und es entstanden Begriffe wie
«Vegetal Art», «Plant Art» und «Land Art».
Beim Begriff «Land Art» steht «Land» nicht
nur für die Natur als verwendetes Material,
sondern auch für den Standort des Werkes,
der durchaus ausserhalb des Ateliers oder
eines geschlossenen Ausstellungsraumes
liegen kann.
Doch wie definieren wir diese Natur (lat.:
«natura», von «nasci» = entstehen, geboren
werden), die hier das zentrale Thema ein
nimmt? Steht der Mensch als Beherrscher
und Bewahrer über ihr? Oder müssen wir
die Natur als ein offenes System begreifen
und den Menschen und seine Kultur als Teil
davon? Dann gehört zum Beispiel auch die
Stadl als Kulturleistung des Menschen
dazu. Oder verstehen wir unter Natur alles,
was natürlich ist, also nicht vom Menschen
geschaffen wurde? Gibt es überhaupt noch
eine vom Menschen nicht beeinflusste Na
tur? Wenn wir diese Natur meinen, zerstö
ren wir dann nicht ihr charakteristisches
Merkmal, die Unberührtheit, wenn wir sie
als Material verwenden?
Wie wir die Natur definieren und mit ihr als
Werkmaterial arbeiten, kann wohl nur indi
viduell beantwortet werden. Daraus ergibt
sich der besondere Anreiz, sich mit der
Land Art und der Vorgehensweise der ein
zelnen Kunstschaffenden auseinander zu
setzen. Wie unterschiedlich die Ansätze
sind, zeigt sich in der enormen Bandbreite