Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2006) (2006)

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Montage im neuen 
Fabrikgebäude, 1949. 
der Umgebung zurechtzufinden, und orga 
nisiert - einmal pro Woche - Kinder 
krippendienste in der Firma. Die Frauen 
wechseln sich in der Kinderbetreuung ab. 
Dieses Angebot wird von den Müttern, die 
hier ohne die Unterstützung der Gross- 
familie auskommen müssen, rege genutzt. 
Hildegard Auwärter schätzt den Kontakt zu 
den Balznern und hat Einladungen, einen 
Kaffee mitzutrinken, immer gerne ange 
nommen, auch wenn es während der ersten 
Jahre für alle am Tisch oft nur einen 
Kaffeelöffel gab, um den Zucker in der 
Tasse umzurühren. Sie meint, dass ihr das 
nichts ausgemacht habe. «Man hat im 
Krieg ganz andere Sachen gemacht. Da 
wären wir froh gewesen, wenn wir einen 
Uöffel mit Zucker zum Abschlecken gehabt 
hätten.» 
Im Nachkriegsdeutschland hungern die 
Menschen. Liechtenstein ist zu dieser Zeit 
sehr arm, aber man kann Lebensmittel 
ohne Probleme beschaffen. Die kleinen 
Söhne der Auwärters sehen hier erstmals 
Orangen, Bananen und sogar Schokolade. 
Was es hier aber nicht gibt, ist Schwarz 
brot, denn traditionell wird in Liechten 
stein Weissbrot gegessen, worüber sich 
Frau Auwärter wundert. Was sie den Balz- 
ner Frauen gleichtut; Sie geht die ersten 
zehn Jahre auf And und sammelt Beeren 
für den Eigenbedarf an Konfitüre. 
Der Krieg war für Frau Auwärter eine 
Erfahrung, die ihren Blick auf das, was im 
Leben wichtig ist, verändert hat: «Nur 
Menschenleben zählen, und diese darf man 
nicht vergeuden.» 
Ein anderer Wert ist Bildung. Frau Auwär 
ter wird in ein akademisch gebildetes 
Elternhaus hineingeboren und bewegt sich 
auch nach ihrer Heirat mit Max Auwärter 
in einem Umfeld, das über Bildung in 
hohem Masse verfügt. Sie betont, dass die 
Herzensbildung ebenso wichtig ist; diese 
sei aber nicht allein den Frauen zu überlas 
sen und die schulische Bildung den 
Männern. Mit Bedauern erzählt sie, dass 
sehr intelligente Balzner Mädchen noch 
keine entsprechende Ausbildung erhielten, 
als dies für Buben in zunehmendem Masse 
möglich wurde. 
Es gehörte zu den Überraschungen, dass 
bei der Gründung der Balzers AG so gut wie 
keine Fachleute aus der Gemeinde zur Ver 
fügung standen. Eine Ausbildung zu haben,
	        

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