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3 LUB 1/1, Nr. 18,
Urkunde vom 6. Mai
1208. «In uilla Balzols
curtem unam et
uineam. In Siluaplana
curtem unam.»
4 LUB 1/1, Nr. 24,
Urkunde vom 24. Mai
1222. «Ad Balzols
curtem cum capella et
alliis pertinendis suis
... Predium in Silua
plana cum decimis.»
5 LUB 1/1, Nr. 51,
Urkunde vom 9. Ok
tober 1278.
6 LUB 1/1, Nr. 81,
Urkunde vom 26. Ja
nuar 1305.
7 Hans Rudolf Senn-
hauser: Spätantike und
frühmittelalterliche Kir
chen Churrätiens.
In: Vorträge und For
schungen Bd. 25 (1979),
S. 193-218, hier S. 201.
Besitzungen des Klosters Churwaiden
Für das Hochmittelalter lassen sich in der
Gemeinde Balzers auch Besitzungen des
Klosters Churwaiden nachweisen. Papst
Innozenz III. bestätigte 1208 dem Kloster
dessen Besitzungen und Rechte. Dabei wur
den im Dorf Balzers ein Hof sowie ein Wein
garten und in Selvaplana ein Hof aufge
zählt. 3 Selvaplana, an der Gemeindegrenze
zu Friesen, wird heute Lang Wesa genannt.
1222 bestätigte Papst Honorius III. noch
mals die Besitzungen des Klosters Chur-
walden, darunter in Balzers einen Hof mit
Kapelle und ein Landgut in Selvaplana mit
Zehnten. 4 Rudolf Balvus verkaufte 1278 mit
der Zustimmung des Klosters Churwaiden
die Hälfte des Hofes zu Balzers, der dem ge
nannten Kloster gehörte, an Ulrich Freitag.
An das Kloster musste weiterhin ein jährli
cher Zins von einer Wiese und von den Hof
stätten samt Gebäuden, die bei der Kapelle
in Balzers lagen, entrichtet werden. 5
Kirchengeschichte
Die eine der zum Hof Palazoles gehörenden
Kirchen ist wohl mit der ehemaligen Kapel
le St. Donat auf Gutenberg zu identifizie
ren. Im Innenhof der Burg wurde bei einer
archäologischen Ausgrabung ein Gräber
feld entdeckt, das älter ist als die Burg. Weil
die meisten Gräber die gleiche Ausrichtung
wie die dortige Kapelle haben, handelt es
sich bei dieser wohl um die alte Pfarrkirche
der Gemeinde Balzers.
Der Standort der Kirche wurde 1305 ins
Dorf Balzers verlegt. Heinrich von Frauen
berg, der Besitzer der Burg Gutenberg, er
warb in Balzers tauschweise die Kapelle
vom Kloster Churwaiden gegen das Patro
natsrecht der Kirche Felsberg. Gleichzeitig
wurde die Kapelle zur Pfarrkirche erhoben;
zudem wurden ihr die Churwaldner Besit
zungen in Balzers übertragen. 6 Wäre die
Kirche schon früher in Balzers gestanden,
hätte dieser Tausch wenig Sinn gemacht. Es
scheint vielmehr, dass Heinrich die Pfarrkir
che aus seiner Burg entfernen wollte.
Die Kapelle St. Peter in Mäls, die verschie
dentlich ins 9. Jahrhundert datiert wurde,
ist erst im 14. Jahrhundert erbaut worden.
Ausserdem wurden beide Kirchen zum Hof
Palazoles gezählt, was unverständlich wäre,
wenn die eine dieser Kirchen in Mäls (Hof
Meilis) gestanden hätte. Als zweite Kirche
kommt diejenige von Gretschins in Frage,
deren ersten Bau Sennhauser ins 9. Jahr
hundert datiert. 7
Übergang an die Freiherren von Sagogn
Weil die königliche Macht im Heiligen Römi
schen Reich immer schwächer wurde, gingen
die verliehenen Güter nach und nach ins
Eigentum der Leheninhaber über. Die Graf
schaftsrechte in unserer Gegend lagen Anfang
des 13. Jahrhunderts in den Händen der Gra
fen von Montfort. Diese machten in ihrem Ge
biet Ansprüche auf die Königsgüter geltend,
da der Graf der Stellvertreter des Königs war.
Die Besitzer der Königshöfe Palazoles und
Meilis, deren Namen wir nicht kennen, waren
zu schwach, um sich allein gegen die Grafen zu
behaupten. Vielleicht nahmen sie die Königs
güter von den Freiherren von Sagogn als Le
hen. Dadurch erhielten sie genügend Schutz,
konnten aber dennoch eine gewisse Selbstän
digkeit bewahren, weil die Freiherren ihre
Hauptbesitzungen vor allem in der Surselva
hatten.
Die Freiherren von Sagogn waren um 1200
das wohl mächtigste Geschlecht in Grau
bünden. Sie verfügten mit der Burg Freuden
berg bei Bad Ragaz auch über eine starke
Stellung in unserem Raum. Durch die Über