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Die Anfänge der Herrschaft Gutenberg
Vom Reichsgutsurbar um 842 bis zum Übergang an Österreich 1314
Martin Gräber
Die Königshöfe Palazoles und Meilis
Im so genannten churrätischen Reichsguts
urbar aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhun
derts werden neben vielen anderen Gütern
auch die Königshöfe Palazoles und Meilis
genannt 1 .
Die Aufzählung der Reichsgüter in der Region
«In Planis» folgt einer geografischen Linie;
Schaan, Räfis, Grabs, Buchs, Oberschan,
Flums, Walenstadt, Sargans, Maienfeld, Bal-
zers und Mäls. So darf man annehmen, dass
die Verfasser des Urbars von Ort zu Ort zogen
und die dortigen Güter und Rechte aufzeich
neten. Deshalb kann man Meilis mit Mäls
identifizieren.
Für eine ehemalige Zusammengehörigkeit
von Mäls und Meis - wie dies Johann Baptist
Büchel annahm - gibt es keinen Grand. Zum
einen liegen diese beiden Dörfer doch etwas
auseinander und sind durch den Rhein ge
trennt; ausserdem wäre es nur schwer er
klärbar, warum im Reichsgutsurbar der Hof
Mels/Mäls bei Balzers und nicht bei Flums
oder Sargans aufgezählt wurde. In unserem
Raum lassen sich ausserdem für nahe gele
gene gleichnamige Ortschaften weitere Bei
spiele anführen: Oberschan und Schaan,
Malans in Wartau und in Graubünden.
Auch wenn man die Erträge und Flächen
der Besitzungen (vgl. Kasten) nicht genau
auf heutige Werte umrechnen kann, sind die
Zahlen dennoch beeindruckend. Nachste
hend wird versucht, die Lage dieser Güter
näher zu beschreiben.
Zu den insgesamt fünf Alpen im Urbar lässt
sich Folgendes sagen: Die Alp Gapfahl im
Sami natal, eine Enklave der Gemeinde Bal
zers, könnte zu den Königsgütern gehört
haben. Hier besass die Burg Gutenberg Alp
rechte. Andere Alpen in Liechtenstein kom
men sonst kaum in Frage. Dagegen hatte die
Äcker, Fläche in Jucharten
Wiesen, Ertrag in Fudern
Weingärten, Ertrag in Fudern
Huben
Alpen
Mühlen
Wald
Kirchen
Fischteich
Reuse
Hof
Palazoles
Hof
Meilis
Gesamt
100
133
233
100
160
260
10
20
30
5
16V 2
21V 2
2
3
5
2
1
3
1
1
2
2
-
2
-
1
1
-
1
1
Burg Wartau umfangreichen Alpbesitz, des
sen Herkunft nicht klar ist.
Bezüglich der drei Mühlen käme als Stand
ort in Wartau der Weiler Tobel in Frage. In
einem Verzeichnis der veräusserten Güter
der Burg Wartau wird eine Mühle in Tobel
genannt. Ausserdem lagen mehrere Burg
güter in der Nähe der dortigen Mühle.
Wenn man die geografische Verteilung der
Güter der Burg Wartau analysiert, fällt auf,
dass die meisten (über 50 %) im Raum Az-
moos zu lokalisieren sind. Zum grössten Teil
liegen sie auf gutem Ackerbaugebiet im Az-
mooserfeld, das überschwemmungssicher
und flach ist. Spätestens im 13. Jahrhundert
wären diese Grundstücke in private Hände
gekommen, wenn sie nicht zu den Königs
höfen gehört hätten. Die meisten Flurnamen
um Azmoos sind oder waren romanisch.
Zudem gibt es in der Gemeinde Wartau zwei
Flurnamen, die auf Königsgüter hinweisen:
Vildonga «Tal des Herrn» und Pardonig
«Herrenwiese». 2 Auf beiden Fluren lassen
sich Burggüter nachweisen.
Die einzelnen Güter der Königshöfe lassen
sich nicht genau lokalisieren. Es ist aber da
von auszugehen, dass die Königsgüter auf
beiden Seiten des Rheins angesiedelt waren
und die Grundlage der Herrschaften Guten
berg und Wartau bildeten.
1 LUB 1/1, Nr. 1.
2 Zur Deutung siehe
Otto P. Clavadetscher:
Flurnamen als Zeugen
ehemaligen Königs
gutes in Rätien.
In: Vorträge und For
schungen Bd. 10(1965),
S. 111-139, hier
S. 116-123;
Hans Stricker: Die ro
manischen Orts- und
Flurnamen von Wart
au. St. Gallen 1981.
(St. Galler Namen
buch, Romanistische
Reihe, Bd. 2), S. 91-94
(Fildonga) und S. 312 f.
(Pardonig).