Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2005) (2005)

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Die Anfänge der Herrschaft Gutenberg 
Vom Reichsgutsurbar um 842 bis zum Übergang an Österreich 1314 
Martin Gräber 
Die Königshöfe Palazoles und Meilis 
Im so genannten churrätischen Reichsguts 
urbar aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhun 
derts werden neben vielen anderen Gütern 
auch die Königshöfe Palazoles und Meilis 
genannt 1 . 
Die Aufzählung der Reichsgüter in der Region 
«In Planis» folgt einer geografischen Linie; 
Schaan, Räfis, Grabs, Buchs, Oberschan, 
Flums, Walenstadt, Sargans, Maienfeld, Bal- 
zers und Mäls. So darf man annehmen, dass 
die Verfasser des Urbars von Ort zu Ort zogen 
und die dortigen Güter und Rechte aufzeich 
neten. Deshalb kann man Meilis mit Mäls 
identifizieren. 
Für eine ehemalige Zusammengehörigkeit 
von Mäls und Meis - wie dies Johann Baptist 
Büchel annahm - gibt es keinen Grand. Zum 
einen liegen diese beiden Dörfer doch etwas 
auseinander und sind durch den Rhein ge 
trennt; ausserdem wäre es nur schwer er 
klärbar, warum im Reichsgutsurbar der Hof 
Mels/Mäls bei Balzers und nicht bei Flums 
oder Sargans aufgezählt wurde. In unserem 
Raum lassen sich ausserdem für nahe gele 
gene gleichnamige Ortschaften weitere Bei 
spiele anführen: Oberschan und Schaan, 
Malans in Wartau und in Graubünden. 
Auch wenn man die Erträge und Flächen 
der Besitzungen (vgl. Kasten) nicht genau 
auf heutige Werte umrechnen kann, sind die 
Zahlen dennoch beeindruckend. Nachste 
hend wird versucht, die Lage dieser Güter 
näher zu beschreiben. 
Zu den insgesamt fünf Alpen im Urbar lässt 
sich Folgendes sagen: Die Alp Gapfahl im 
Sami natal, eine Enklave der Gemeinde Bal 
zers, könnte zu den Königsgütern gehört 
haben. Hier besass die Burg Gutenberg Alp 
rechte. Andere Alpen in Liechtenstein kom 
men sonst kaum in Frage. Dagegen hatte die 
Äcker, Fläche in Jucharten 
Wiesen, Ertrag in Fudern 
Weingärten, Ertrag in Fudern 
Huben 
Alpen 
Mühlen 
Wald 
Kirchen 
Fischteich 
Reuse 
Hof 
Palazoles 
Hof 
Meilis 
Gesamt 
100 
133 
233 
100 
160 
260 
10 
20 
30 
5 
16V 2 
21V 2 
2 
3 
5 
2 
1 
3 
1 
1 
2 
2 
- 
2 
- 
1 
1 
- 
1 
1 
Burg Wartau umfangreichen Alpbesitz, des 
sen Herkunft nicht klar ist. 
Bezüglich der drei Mühlen käme als Stand 
ort in Wartau der Weiler Tobel in Frage. In 
einem Verzeichnis der veräusserten Güter 
der Burg Wartau wird eine Mühle in Tobel 
genannt. Ausserdem lagen mehrere Burg 
güter in der Nähe der dortigen Mühle. 
Wenn man die geografische Verteilung der 
Güter der Burg Wartau analysiert, fällt auf, 
dass die meisten (über 50 %) im Raum Az- 
moos zu lokalisieren sind. Zum grössten Teil 
liegen sie auf gutem Ackerbaugebiet im Az- 
mooserfeld, das überschwemmungssicher 
und flach ist. Spätestens im 13. Jahrhundert 
wären diese Grundstücke in private Hände 
gekommen, wenn sie nicht zu den Königs 
höfen gehört hätten. Die meisten Flurnamen 
um Azmoos sind oder waren romanisch. 
Zudem gibt es in der Gemeinde Wartau zwei 
Flurnamen, die auf Königsgüter hinweisen: 
Vildonga «Tal des Herrn» und Pardonig 
«Herrenwiese». 2 Auf beiden Fluren lassen 
sich Burggüter nachweisen. 
Die einzelnen Güter der Königshöfe lassen 
sich nicht genau lokalisieren. Es ist aber da 
von auszugehen, dass die Königsgüter auf 
beiden Seiten des Rheins angesiedelt waren 
und die Grundlage der Herrschaften Guten 
berg und Wartau bildeten. 
1 LUB 1/1, Nr. 1. 
2 Zur Deutung siehe 
Otto P. Clavadetscher: 
Flurnamen als Zeugen 
ehemaligen Königs 
gutes in Rätien. 
In: Vorträge und For 
schungen Bd. 10(1965), 
S. 111-139, hier 
S. 116-123; 
Hans Stricker: Die ro 
manischen Orts- und 
Flurnamen von Wart 
au. St. Gallen 1981. 
(St. Galler Namen 
buch, Romanistische 
Reihe, Bd. 2), S. 91-94 
(Fildonga) und S. 312 f. 
(Pardonig).
	        

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