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Alois Büchel, der Verfasser von «Mis Balznerdörfle»
Donat Büchel
Alois Büchel erblickte am 20. November 1873
als drittes von sieben Kindern der Eheleute
Franz und Sara, geborene Vogt, in Balzers
das Licht der Well. Der aufgeweckte Junge
erhielt die Möglichkeit, in Feldkirch eine
Ausbildung zum Lehrer zu absolvieren.
Nach Erhalt des Abschlusszeugnisses 1895
unterrichtete er zuerst im Südtirol und von
1897 bis 1899 in Ruggell. 1899 bis 1904 war
er in Mauren tätig, von 1904 bis 1914 in
Gamprin und von 1914 bis 1931 in seiner
Heimatgemeinde Balzers. Laut Nachruf in
den «Liechtensteiner Nachrichten» war Alois
Riirbel «ein guter Lehrer», der «in seiner
Klasse eine einwandfreie Disziplin» hatte.
Daneben arbeitete er in mehreren Kommis
sionen zur Abfassung von Schulbüchern
mit. 193 1 musste er - krankheitshalber - in
den Ruhestand treten. Es lässt sich nicht
mehr eruieren, in welcher Gemeinde die
Schüler den bleibendsten Eindruck auf
«Lehrer Böchel» gemacht haben, aber ei
gentlich können cs nur die Balzner gewesen
sein. Es bleibt ebenfalls ein Geheimnis, ob
ihm die Maurer ABC-Schützen mehr Ner
ven geraubt haben als die Kinder aus
den anderen Gemeinden. Der Aufenthalt in
Mauren war für Alois auf jeden Fall lohnens
wert, lernte er doch dort seine spätere Gattin
Theresia Ritter (*15.10.1880, fl 1-1L1936)
kennen und lieben. Am 11. Februar 1901
läuteten die Hochzeitsglocken. Theresia
schenkte sieben Kindern das Leben; Aloisia;
Emma; Sara; Hugo, der wie sein Vater den
Lehrerberuf ergriff; Otto, der eine Speng
lerei aufbaute; Franz, der nachmalige Leiter
des Amtes für Briefmarkengestaltung und
Verfasser mehrerer Publikationen über Bal
zers 1 ; die Jüngste war Alma.
Alois Büchel war aber nicht nur Lehrer und
Poet; er war auch dem Gesang sehr zugetan
und leitete von 1918 bis 1928 den Sängerbund,
einen der damals bestehenden drei Männer
chöre in Balzers. Bekannt war er für seine
kräftige Stimme - eine nicht ganz unnütze
Begabung für einen Lehrer. Es wird erzählt,
dass er einmal in der Iradug anlässlich einer
Hochzeit eine Rede gehalten habe und man
noch auf der Praiawisch jedes Wort verstan
den habe. 2
Alois Büchel starb mit knapp 62 Jahren am
20. August 1935 in Balzers. Seine Nachkom
men leben zwar längst nicht mehr alle in Bal
zers, aber etwas eint sie: der gemeinsame
Sippenname «Törgga-Böchel». Dieser geht
auf Franz Büchel, den Vater von Alois, zu
rück 3 und ist folgendermassen entstanden:
Da die Maisernte in Balzers über Jahre -
und vor allem 1890 - sehr schlecht ausgefal
len war, ersuchte Vorsteher Christian
Brunhart die Regierung 1891 um ein Darle
hen, damit für die Bevölkerung Mais ge
kauft werden könne. Mit der Verteilung des
Maises - in der Balzner Mundart «Törgga»
genannt - an die Haushalte wurde der da
malige Gemeindekassier Franz Büchel be
auftragt. Diese Tätigkeit brachte ihm den
Beinamen «Törgga-Böchel» ein, wie sein En
kel Franz im Buch «Gemeinde Balzers. Bei
träge zur Geschichte 842-1942» berichtet.
Alois Büchel
(1873-1935)
1 Zum Beispiel: Die
Geschichte der Pfarrei
Balzers. Balzers 1982;
Gemeinde Balzers.
Beiträge zur Geschich
te 842-1942. Balzers
1987.
2 Diese Information ver
danke ich Benno Bü
chel, Brüel 15, Balzers.
3 Da Georg, der einzige
Bruder von Alois,
keine Söhne hatte,
sind alle heute leben
den «Törgga-Böchel»
Nachkommen von
Alois Büchel.