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Pfarrer Waser war aber nicht nur für die ganz
Jungen und Jugendlichen da. Er engagierte
sich auf Landes- und Gemeindeebene auch
sehr stark in der Jungmannschaft und der
Marianischen Kongregation.
Die Liturgie und das religiöse Leben in
Balzers erfuhren mit der Anschaffung der
Fatima-Statue durch Pfarrer Arnold Waser
eine neue Belebung, und die Tradition der
Marienverehrung wurde gefestigt. Was viele
anfangs noch als Konkurrcnzierung der
Mutter-Gottes-Verehrung in der Mariahilf-
Kapelle angesehen hallen, wurde in Form
der Fatima-Feiern bald zu einem Ereignis,
das auch von ausserhalb der Gemeinde
zahlreiche Gläubige anzog.
Ich kann mich noch sehr gut an die Fatima-
Feier vom 1. Mai 1955 erinnern: ein ein-
dmckliches Hochamt mit feierlichen Chor
gesängen, das mit Lautsprechern auf den
Vorplatz der Kirche übertragen wurde, weil
auch das grosse Balzner Gotteshaus für den
Ansturm der Gläubigen zu klein war. Die
Fatima-Feier wurde bereits am Vorabend da
durch besonders angekündigt, dass die Burg
Gutenberg und die Kirche auf Initiative des
neu gegründeten Verkehrsvereins erstmals
durch Scheinwerfer beleuchtet waren. Am
Abend folgte eine Lichterprozession durch
den Ortsteil Mäls. Auch im Gedenken an die
in Vira Verunglückten fand am ersten Sonn
tag im Oktober 1955 (Rosenkranzfest) unter
Beteiligung von über 1 000 Personen eine wei
tere Prozession statt - eine Tradition, die in
der Folge bis 1967 aufrechterhalten wurde.
Nach der Auflösung des bis dahin bestehen
den Kirchenchors übernahm im Jahre 1954
der Männergesangverein auf Ersuchen von
Pfarrer Waser den Kirchengesang. Er begrün
dete damals - auch ein Vermächtnis des
Pfarrers - den hohen Stellenwert des Chor
gesangs in festlichen Gottesdiensten.
Heute würde man sagen, es herrschte Auf
bruchstimmung in der Balzner Pfarrei, es
herrschte in vielem Freude und Begeisterung.
Diese hatte man vor allem der offenen, hu
morvollen und direkten Art von Pfarrer
Waser, seinem unermüdlichen und beein
druckenden Engagement und seiner Zuwen
dung zur Gemeinde, insbesondere zur Ju
gend, zu verdanken.
Einband des Buches
« Weiss-Sonntags-
Kinder» von Pfarrer
Arnold Waser, heraus
gegeben 1953 im
Waldstatt Verlag,
Einsiedeln
Nicht nur in der Kirche
Pfarrer Waser war aber aus Sicht von uns
Jugendlichen nicht nur in der Kirche ein
«moderner Pfarrer», sondern auch ausser
halb. Mit seinem «Morris» war er als
schneller Autofahrer bekannt; überhaupt
war zu jener Zeit ein Auto fahrender Pfarrer
noch aussergewöhnlich. Es entsprach auch
nicht ganz dem gängigen Bild eines hoch
würdigen Herrn Pfarrers - und war für eini
ge besonders Fromme wahrscheinlich stö
rend -, dass der Geistliche öfters einen Jass
im Gasthaus klopfte.
Vieles, was Pfarrer Waser anpackte, war neu
und oft spektakulär. Er gründete die Sing
buben und errichtete in der Karwoche wie
der das «Heilige Grab». Auch kam etwa die
Aufstellung des Gipfelkreuzes auf dem
Mittlerspitz, die am 15. August 1951 durch
die Jungmannschaft erfolgte, nicht auf An
regung eines alteingesessenen Balzners zu
stande, sondern auf diejenige des Pfarrers.
Die Fahrt ins Tessin
Als zehnjähriger Ministrant gehörte ich bei
der Fahrt ins Tessin noch zu den Jüngeren.