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die er entsprechend seiner gläubigen Auffas
sung, dass nur das Beste gut genug sei, stets
in würdiger und feierlicher Form gestaltete.
Seine Predigten waren leicht fasslich und
federmann bestens verständlich, da sie aus
dem täglichen Leben geschöpft und in kurzer
prägnanter Form abgefasst waren.
Wie war die Kirche bei den Hochfesten erfüllt
von einem wahren Blumensegen. Kerzen in
grosser Zahl verzehrten sich zur Ehre Gottes.
Wir möchten nur an die wunderbare Fatima-
Feier vom 1. Mai dieses Jahres erinnern.
Auch als Präses der Jungmannschaft, der
Jungfrauenkongregation und des Mütter
vereins sowie als Landespräses des Jung
mannschaftsverbandes wartete seiner so
manche Arbeit. Noch in den letzten Tagen
arbeitete er mit seinen Jungmännern das
Programm für die Ende August in Balzers
geplante Jugendtagung aus.
Seine kindliche Marienverehrung fand ihren
sichtbaren Ausdruck in den ungezählten
Besuchen in Mariahilf, in den Wallfahrten
nach Einsiedeln und Maria Bildstein mit
Kindern und Gläubigen und in seinen
persönlichen Pilgerfahrten nach Lourdes,
La Salette und noch im Frühling dieses
Jahres nach Fatima.
Dass sich unser HH. Pfarrer allgemeiner
Beliebtheit erfreute, erhellte schlagartig die
Kunde von seinem jähen Ableben. Bestür
zung und Trauer legte sich über das ganze
Dorf und als dann am Dienstagmorgen seine
Leiche im Chor der Kirche aufgebahrt wurde,
wurden fast aus allen Gärten die weissen
Blumen zu seinem letzten Verweilen im Chor
der Balzner Kirche hergetragen.
An seinem Grabe trauern mit uns seine be
tagte Mutter und zehn Geschwister. Ihnen
ganz besonders wendet sich unsere christliche
Teilnahme zu. Möge Gott, der dieses grosse
Leid über sie und über uns kommen Hess,
auch seinen göttlichen Trost verleihen.
Ein Pfarrer für die Jugend
Die Darstellungen in den Landeszeitungen
möchte ich nachfolgend durch einige per
sönliche Erinnerungen an den Unfall und
an Pfarrer Arnold Waser ergänzen. Diese
sollen aufzeigen, wie gross die Trauer unter
uns war, zwei Kameraden und einen Pfarrer
zu verlieren, für den man durchs Feuer ge
gangen wäre.
Pfarrer Arnold Waser schenkte der Jugend
und damit auch den Ministranten seine be
sondere Aufmerksamkeit. Die Bedeutung, die
er den Ministranten zumass, kam einerseits
daher, dass für ihn die Gestaltung der Got
tesdienste eine grosse Priorität hatte. Feier
liche Gottesdienste erzeugten Freude. Seine
klaren und positiven Predigten wirkten auf
bauend. Bei Pfarrer Waser gab es für uns
Ministranten keinen Mangel an Einsatzmög
lichkeiten, aber wir kamen diesen sehr gerne
nach. Pfarrer Waser war zwar ein gestren
ger Chef, aber doch in vielem ein Kamerad,
der - was für damalige Zeiten völlig neu war -
vor Beginn der Ministrantenprobe mit uns
auf der Wiese vor der Kirche im schwarzen
Anzug und Kleriker-Kragen Fussball spielte.
Höhepunkte im kirchlichen Leben
Besonders festliche Gottesdienste wurden
an den hohen Feiertagen zelebriert, aber
auch - und vor allem - am Weissen Sonntag.
Pfarrer Arnold Waser hat drei Jugendbücher
über den Weissen Sonntag verfasst: «Kleine
Weiss-Sonntags-Helden» (1949), «Glück in
Weiss» (1949) und «Weiss-Sonntags-Kin-
der» (1953). So wurde er auch «Weiss-Sonn-
tags-Pfarrer» genannt. Die Bücher sind im
Stil der «Trotzli»-Geschichten von Josef
Konrad Scheuber geschrieben, und ich kann
mich noch gut an die Figuren erinnern.
Die «Weiss-Sonntags-Kinder» publizierte er
als Pfarrer in Balzers. Die ersten Sätze erin
nern in der Tat an seinen damaligen Wir
kungsort: «Strahlendes Sonnenlicht erfüllt
die kleine Welt von Baillan. Still vergnügt
und verträumt hockt dieses behäbige Dorf
am Fuss der mittleren Spitze. Zuoberst auf
dem Gipfel grüsst ein mächtiges Holzkreuz
in die blaue, klare Gebirgswelt.» Im Klap
pentext des Buches, das «Geschichten für
die lieben Kommunikanten» enthält, wird
ausgeführt, dass Erstkommunikanten der
besonderen religiösen Betreuung bedürfen:
«Die Kinder ... wollen vor allem die Liebe
zum Heiland erlernen und im täglichen Le
ben unter Beweis stellen.» Durch die Übung
der kleinen und auch grösseren Opfer sollen
die Kinder - insbesondere dargestellt in der
Hauptperson Georg -, begleitet vom Vikar
sowie von den Eltern und Kameraden, zu
echten, guten Christen heranreifen.