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Pfarrer Arnold Waser
Das Bewusstsein, dass eine Dorfgemein
schaft auf einen Schlag drei Mitmenschen
verloren hatte, machte die Schwere dieses
Unglücks aus. Der Verlust war umso grös
ser, als sich der Pfarrer unter den tödlich
Verunfallten befand. Und noch mehr trug
zum Schock bei, dass es sich bei Pfarrer
Waser um eine Persönlichkeit handelte, die
in der Gemeinde sehr beliebt war.
Das «Liechtensteiner Volksblatt» würdigte in
seiner Ausgabe vom 4. August 1955 das Le
ben und Wirken von Pfarrer Arnold Waser
wie folgt:
Hochw. Herr Pf eurer Arnold Waser wurde
am 7. Oktober 1914 als siebentes Kind von
vierzehn Geschwistern der Eheleute Johann
und Sophie Waser-Schuler in Stans geboren.
Seine Eltern schenkten dem aufgeweckten
Jungen eine ausgezeichnete christliche Erzie
hung, verbunden mit einem schönen Heim
im Kreise seiner Geschwister. Immer und
immer wieder wusste Hochw. Herr Pfarrer
Waser so schön und voller Ehrfurcht von
seinen Eltern und der ihm durch dieselben
geschenkten Jugendzeit zu erzählen. Er kam
dann als junger Student ans Kapuziner
kollegium St. Fidelis in Stans, wo er sechs
Jahre das Gymnasium besuchte. Anschlies
send maturierte er am Kollegium Maria-Hilf
in Schwyz■ Ein Aufenthalt von einem Jahr
in Mailand erweiterte seine Studien, bevor er
ins Priesterseminar St. Luzi in Chur eintrat.
Der 6. Juli 1941 war der grosse Tag seines
Lebens, seine vollständige Hingabe an Gott
und der Übernahme des höchsten irdischen
Berufes durch die hl. Priesterweihe. Die
Primiz am 13. Juli 1941 in Stans wurde in
diesem priesterreichen Gebiet der Inner
schweiz für ihn und seine Wohnortsgemeinde
zum unvergänglichen Erlebnis. Er stand zum
ersten Mal als Mittler zwischen Gott und
Mensch, als Vermittler göttlicher Gnaden am
Altäre des Allerhöchsten, als sein Stellvertreter
das höchste Geheimnis der unblutigen Er
neuerung des Kreuzesopfers inmitten seiner
Verwandten und Bekannten darbringend.
Seine jugendliche Initiative fand dann ein
geeignetes Wirkungsfeld an der Liebfrauen
kirche in Zürich, wo er unter HH. Pfarrer
Kanonikus Dr Matt sei. während acht Jahren
als Vikar wirkte. Vor allem war ihm dabei
die Betreuung der Kinder zugeteilt. Auf die
sem Gebiet hat er seine schönsten priesterli-
chen Eifolge erreichen dürfen. Daneben
brachte ihm die Seelsorge in der Grossstadt
auch mannigfache Arbeit in Vereinen, in der
Betreuung der Kranken im Kantonsspital,
in den vielen Unterrichtsstunden und den
Hausbesuchen. Daneben schätzte ihn
HH. Pfarrer Matt besonders als Berater und
Helfer in den mannigfaltigen Verwaltungs
aufgaben eines Diasporapfarrers. Mit be
wundern ngswü rdiger Anpassu ngsfähigkei t
lebte sich der in katholischem Stammland
Aufgewachsene in die schwierigen Probleme
der Diaspora- und Stadtseelsorge ein. Bei
Gross und Klein war HH. Vikar Waser ein
Begriff - ein Priester, zu dem man in allen
Anliegen restloses Vertrauen hatte. Seine
grosse Beliebtheit fand ihren leuchtenden
Ausdruck, als es zum Abschied kam.
Im Juni 1949 folge er dem Rufe seines Ober
hirten und der Gemeinde Balzers als Nach
folger des verdienten HH. Pfarrer Hollweck,
der sich in den Ruhestand zurückzog. Auch
hier lebte er sich sofort gut ein und verstand
es vorzüglich, sich den neuen Anforderungen
anzupassen. Mit besonderer Tatkraft nahm
er auch hier die Jugendseelsorge auf und
schenkte den Kindern einen eigenen Gottes
dienst, wo er fast jeden Sonntag in seiner so
leicht fasslichen und zu Herzen gehenden
Art gesprochen hat. Wie gerne gingen unsere
Buben und Mädchen bei ihm in den Unter
richt, denn er war dabei für sie nicht eine
fremde Respektsperson, sondern ein wahrer
Freund und Helfer, der auch ihre Schwächen
verstand. Bereits in Zürich hatte er in vielen
Nachtstunden für die Jugend auch die Feder
geführt und in prachtvollen Jugenderzählun
gen Bestes geschenkt für die Vorbereitung
auf die erste hl. Kommunion. In Balzers
erschienen zwei weitere Bände dieser sehr
gefragten Jugendbücher. Und wie schön und
erbauend wusste er unseren Kindern den
Erstkommuniontag zu gestalten. Er scheute
weder Mühe noch Arbeit, damit dieser Tag
wirklich für alle - auch für die Erwachsenen -
zum unvergesslichen Erlebnis wurde.
Auch in allen anderen Bereichen der Pfarrei
seelsorge hat er sich voll und ganz eingesetzt.
Er brauchte dafür bei seiner Grosszügigkeit
und Selbstlosigkeit kein Pflichtenheft.
Sein klarer Verstand und sein gutes Herz
wiesen ihm immer den rechten Weg. Wer
war nicht erbaut von seinen Gottesdiensten,