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Auch die Balzner
Winzer warten ge
spannt auf die Anzei
ge des Zuckergehaltes:
Baptist Frick, Alte
Churerstrasse 24,
Adalbert Frick,
Obergass 17, und
Jörg Büchel, Alte
Churerstrasse 34
(vd.n.r.).
brach liegenden Hänge mit Reben zu be
pflanzen». Bei diesem Brief findet sich eine
Liste der Besitzer von Parzellen sowohl un
terhalb als auch oberhalb des Burgweges.
Ob diese Anregung ein erster Versuch zur
Wiederbepflanzung des Burghügels war?
1981 wurden durch Fröste am Ostersonn
tag, dem 19. April, und am darauf folgenden
Mittwoch rund 80 % der Ernte vernichtet.
1983 richtete ein Hagelwetter mit «nuss
grossen Steinen» erheblichen Schaden an.
In den letzten zwanzig Jahren kam es immer
wieder zu kleinen Frösten im Frühling oder
leichtem Hagelschlag im Sommer. Es waren
aber kaum Schäden zu verzeichnen; ab und
an waren minim reduzierte Ernten die Folge.
Der Falsche Mehltau muss seit seinem Auf
treten um die Wende zum 20. Jahrhundert
mit chemischen Mitteln bekämpft werden.
Nur regelmässiges Spritzen kann diese Pilz
krankheit verhindern. Zu diesem Zweck
übernahm die Winzergenossenschaft eine
vorhandene Spritze. Teils erledigten die
Winzer die Spritzarbeiten selbst, teils wur
den sie vergeben. Im letzteren Fall wurden
die Spritzkosten jeweils auf die einzelnen
Parzellen umgelegt.
Wie sorgsam mit landwirtschaftlichen Ge
räten umgegangen wurde, zeigt ein Brief
vom 4. Februar 1965 an die Spritzenfabrik
Birchmeier in Künten, in welchem um ei
nen Kostenvoranschlag für die Revision des
mitgelieferten Motors angesucht wurde.
Der Präsident der Winzergenossenschaft,
Josef Kind, schreibt unter anderem: «Der
Motor hat letzten Sommer noch anstands
los funktioniert, ist aber immerhin 25 Jahre
im Betrieb ... Wir haben jährlich etwa 1,5 ha
Rebland zu spritzen, sodass eine allzu
grosse Investierung für uns nicht in Frage
kommen kann.» Vermutlich wurde der Mo-
tnr Horb repariert, denn 1973 wurde der
Kauf eines neuen Fasses beschlossen. Für
das Jahr 1981 ist vermerkt; «Austausch ei
nes Motorteils und neue Pneu, die ersten
seit 30 Jahren.» Erst 1983 wurde der Kauf
einei andeien Spiil/.e besclilos.sen. «Auf
dem alten Fahrgestell wurde ein neuer Mo
tnrunrl ein Plnstikfnss montiert.» Diese Mo
Lorspntze versah den Dienst bis 1997. In
zwischen wurde eine neue Spritze, ein so
genannter Micro-Nebler, angeschafft.
Auch der Herbst kann Schäden verursa
chen: Bei nebliger, nasser, kalter Witterung
entsteht Botritis, die Traubenfäule. Die
Trauben älterer Reben waren sehr kompakt,
so dass es wegen zu knapper Durchlüftung
zu diesem Schadenereignis kommen konn
te. Die neuen Rebsorten tragen Trauben mit
lockerem Beerenbehang. Zudem wird heute
die Traubenzone von Laub befreit, so dass
die Trauben auch bei feuchtem Wetter ab
trocknen können und die Gefahr von totaler
Fäulnis weniger gross ist. Die Reben kön
nen ausserdem prophylaktisch mit IP-kon-
formen Spritzmitteln gegen Botritis behan
delt werden.
Nicht zu unterschätzen waren zwei an und
für sich nette Schädlinge: Stare und Amseln
freuten sich über die Früchte und taten sich
an den blauen Trauben gütlich, was natür
lich den Winzern keineswegs gefiel! Viele
Jahre vertrieb der Traubenhirt die Vogel
schar. Mit einem Schuss aus dem Vorderla
der verscheuchte er bei regelmässigen
Rundgängen durch die Rebberge die
gefrässigen Tiere. Der letzte Traubenhirt
war meines Wissens Vinzenz Vogt, Rhein
strasse (1905-1984). 1958 bewilligte die Re
gierung den Aufsichtsorganen in den Wein-