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IV.
IV.
Ich wil wünschen der vil guoten,
daz si lange müezze leben.
I
Ich will der äusserst Vornehmen wünschen,
dass ihr ein langes Leben bestimmt sei.
Des wil ich ze gotte muoten:
so hät er mir wol gegeben.
Das will ich von Gott begehren:
Dann hat er mich reich beschenkt.
Si ist mins herzen östertag.
äne die vil minnenklichen
nieman mich getroesten mag.
Sie ist die Auferstehungsfreude meines Herzens.
Ausser dieser Allerliebenswürdigen
kann mich niemand ermutigen.
Schoene, wert, gar minnenklich:
so ist diu liebe frouwe min.
II
Schön, ehrenvoll, gänzlich liebenswert:
So ist meine liebe Herrin.
Si ist so gar der eren rieh
(daz si scelig müezze sin!)
Sie ist so völlig reich an Ehren.
(Möge sie gesegnet sein!)
Und ist ganzer lügenden vol:
nieman kan sich ir geliehen,
der ich iemer dienen sol.
Und ist voll von idealen Tugenden:
Niemand kann sich mit ihr vergleichen,
der ich für immer dienen werde.
Wenne sol der tag erschinen,
daz ich die vil lieben sehe
III
Wann wird der Tag kommen,
an dem ich die Geliebte
Wunnenklichen ander minen
armen und daz si verjehe,
wonniglich zwischen meinen Armen sehe
und sie eingesteht,
Daz si mir gencedig si?
fro Minne, ir sult sis twingen:
sint ir stcetekliche bi!
dass sie mir zugeneigt sei?
Frau Minne, ihr sollt sie dazu drängen;
Seid ständig bei ihr!