Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2004) (2004)

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keit von Pfarrer Balzer in Triesen 
(1864 bis 1887) stand die Bienenzucht 
in voller Blüte. Zeidler (Honigsamm 
ler) aus der Schweiz kauften den liech 
tensteinischen Honig. Pfarrer Balzer 
starb am 2. Mai 1887 während einer 
Kreuzwegprozession nach Triesenberg 
an Herzversagen. 
In jener Zeit wurden auch in Balzers 
die Bienen in Strohkörben gehalten. 
An die Stelle der Korbimkerei trat spä 
ter der Mobilbau. Mit seiner Einfüh 
rung bekam der Bienenhalter einen 
besseren Einblick in das Leben des 
Volkes. Die Bienenzucht verlor etwas 
von ihrem fast mystischen Ansehen. 
Sie wurde «rationalisiert». 
Um die Jahrhundertwende befasste 
sich Fridolin Nutt (1874-1935), der 
Sohn des Müllers in Triesen, intensiv 
mit der Bienenzucht. Mit grosser Be 
geisterung und entsprechendem Fach 
wissen suchte er im Hinblick auf eine 
Verbesserung der Obsterträge, Bienen 
züchter zu gewinnen. Fridolin Nutt 
(auch «Fritz» oder «Bienen-Nutt» ge 
nannt) war in den zwanziger und an 
fangs der dreissiger Jahre ein gern ge 
sehener Gast in Balzers. Er vermittelte 
die neuesten Erkenntnisse in der Bie 
nenzucht, aber auch im Obstbau. 
Die Balzner Imker verwenden heute 
vorwiegend den Schweizerkasten, der 
im Bienenhaus aufgestellt wird. Dort 
lassen sich alle Arbeiten der Bienen 
zucht unabhängig von der Witterung 
und ohne Belästigung durch Raub 
bienen bewerkstelligen. Das Bienen 
haus hat für den Imker eine Bedeu 
tung, die weit über die Bienenzucht 
hinausgeht. Es ist ein Ort der Erho 
lung, der Ruhe und der Stärkung. Lei 
der stehen heute in unserer Gemeinde 
mehrere Bienenhäuser leer, einige 
wurden abgerissen. 
1985 zählte man in Balzers 186 Bie 
nenvölker, 1995 waren es noch 130 
und im Jahr 2003 deren 86. Mit Freu 
de darf jedoch vermerkt werden, dass 
in den vergangenen Jahren der Be 
stand der Balzner Bienenhalter wieder 
angestiegen ist: So konnten 2003 elf 
aktive Imker und sechs Neuimker re 
gistriert werden. 
Wirft man einen Blick in das Vereins 
geschehen der Gemeinde Balzers, sind 
die Imker nirgends aufgeführt. Leider 
wurden auch keine Aufzeichnungen 
gemacht, so dass interessante Schrift 
stücke und Protokolle nicht vorhan 
den sind. Schon seit Jahrzehnten be 
steht aber in Balzers eine Ortsgruppe 
des Liechtensteiner Imkervereins. Der 
zeitiger Obmann ist Anton Sprenger. 
Er ist Bindeglied zum Liechtensteiner 
Imkerverein. Zudem obliegen ihm die 
Völkerzählung im Frühjahr sowie die 
Kontaktpflege innerhalb der Orts 
gruppe. Alois Wille, Obmann der 
Balzner Imker von 1983 bis 2002, hat 
die Völker während seiner Amtsperio 
de erfasst, und Franz Wolfinger, über 
viele Jahre ebenfalls Obmann, hat eine 
Liste der Balzner Bienenhalter seit 
1930 zusammengestellt (siehe S. 38). 
Josef Gartmann (*1921) vor seinem 
Bienenhaus am Frauenbergweg. Der 
älteste Balzner Imker pflegte im ver 
gangenen Jahr noch vier Bienenvölker. 
Das Gemeindegebiet von Balzers bie 
tet noch gute Bedingungen für die Bie 
nenzucht, obwohl leider - wie in allen 
anderen Gemeinden des Landes - vie 
le wertvolle Magerwiesen der moder 
nen Landwirtschaft zum Opfer gefal 
len sind. Das Nahrungsangebot ist 
kleiner geworden. Brauchte man frü 
her für die Heuernte die ganzen 
Sommerwochen, so wird heute in 
zwei bis drei Tagen die mehrfache 
Menge eingebracht. Früher mähte 
man die Wiesen nur zweimal, heute 
doppelt sooft und mehr. Es ist klar, 
dass somit die Versamung und Ver 
mehrung der meisten Pflanzen nur 
noch erschwert stattfinden. Nicht zu 
unterschätzen ist auch die Abnahme 
der Obstkulturen, denn Obstbäume 
sind sehr gute Nektar- und Pollen 
spender. Beim Betrachten alter Balz 
ner Dorfansichten fallen die wunder 
schönen Obstkulturen auf Feldern 
und in Gärten auf. 1951 gab es 9005 
Obstbäume, bei der letzten Zählung 
im Jahre 1991 lediglich noch 2961. Er 
freulicherweise entdeckt man derzeit 
auf unseren Feldern doch da und dort 
wieder Neupflanzungen von Hoch 
stammbäumen. 
Der Imker im Jahr 2004 
Ursprünglich nutzten die Menschen 
die Honigbienen, um ihr karges Ein 
kommen zu verbessern, während heu 
te zunehmend der Wunsch nach einer 
sinnvollen und erfüllenden Beschäfti 
gung in freier Natur zur Imkerei führt.
	        

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