Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2004) (2004)

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zu einer Besichtigung ein und sam 
melte noch einmal die Argumente, die 
für das Ortsmuseum im Pfarrhaus 
sprachen: vorhandene Sammlung, be 
stehende Diaschau, Verpflichtung ge 
genüber den Leihgebern und Dona 
toren, fehlende bauliche Alternativen 
und Schaffung von Ausstellungsräu 
men für einheimische Künstler. 
Im Juni 1989 diskutierte die Denk 
malschutzkommission mit Vertretern 
der Gemeinde die Nutzung des Pfarr 
hauses und des Pfarrstalles. Das 
Hochbauamt schrieb der Gemeinde, 
es liege ein Vorschlag der Regierung 
vor. Beim Pfarrstall dürfe an der Bau 
substanz so wenig als möglich verän 
dert werden. Mit dem Einzug von 
Passerellen und Teilgeschossen sei es 
möglich - bei gleichzeitig grossen 
Nutzflächen - den räumlichen Ein 
druck des Stalles zu erhalten. Zudem: 
«... auch wenn nur ein Sammlungs 
raum und kein eigentliches Museum 
eingerichtet wird, sollten dennoch 
auch organisatorische Fragen vorweg 
geklärt werden. Wo ist der Eingang? 
Wie sind Kontrolle, Übersicht, Sicher 
heit, Organisation usw. geregelt? 
Noch scheint manches unklar. Für 
eine gute Planung sind jedoch zuerst 
diese Fragen zu klären.» 
Am 15. Februar 1990 gab die Denk 
malschutzkommission jedoch grünes 
Licht. Sie hatte die Detailpläne für die 
Dachrandausbildung beim Pfarrhaus 
genehmigt. «Damit kann das Pfarr 
haus, wie vorgesehen und unter Be 
achtung der dauernden Erhaltung der 
im zweiten Obergeschoss vorgesehe 
nen Wohnung, als Ortsmuseum um 
genutzt werden.» Die Pläne für den 
Pfarrstall entsprächen den aufgezeig 
ten Grundsätzen. Hingegen werde der 
Pfarrstall durch die Nutzung als Mu 
seum und Lager für heimatgeschicht 
liche Geräte äusserlich eine Verände 
rung erfahren. Der Eingang werde als 
Museumseingang erkennbar und durch 
die Belichtung des Ausstellungsgutes 
ein Teil der Holzausfachungen der 
Aussenwände als zeitgemäss gestalte 
tes Glasfenster ausgebildet. 
Versanden einer Idee 
Anfangs Mai 1991 wechselte der Vor 
sitz in der Kulturkommission der Ge 
meinde. Der scheidende Präsident 
Franz Büchel wies darauf hin, dass es 
wichtig sei, der «Sammlung histo 
risch interessanter Gegenstände» die 
nötige Aufmerksamkeit zu schenken 
und die Frage der geregelten Unter 
bringung der bereits gesammelten 
historischen Gegenstände zu be 
schleunigen. Zudem sei es wichtig, 
die kulturellen Anlässe der Pfarrei, 
des Bildungshauses Gutenberg und 
anderer Organisationen zu koordinie 
ren. Ende Juni 1991 wurde ein Kredit 
von SOO'OOO Franken für den Ausbau 
des Pfarrstalles bewilligt. In der fol 
genden Sitzung der Kulturkommis 
sion vom 16. September schlug ein 
Kommissionsmitglied vor, den alten 
Stall nur für Wechselausstellungen zu 
nutzen, weil eine «feste Ausstellung 
alter Gegenstände schnell an Interes 
se» verliere. Die Kommission werde 
«die Idee weiter verfolgen». 1992 
schien es dann soweit zu sein. Das 
«Liechtensteiner Volksblatt» berichte 
te am 21. Mai 1992, dass der «alte 
Pfarrstall für alte Kulturgüter aus der 
Gemeinde umgebaut» werde. Es kam 
anders: Am 23. Februar 1994 stellte 
die Gemeinde Balzers das alte Pfarr 
haus einer Gruppe tibetischer Flücht 
linge notfallmässig und vorübergehend 
für Wohnzwecke zur Verfügung. Diese 
Situation blieb bis 2003 bestehen. 
Leitbild der Gemeinde 
Danach war Funkstille - bis 1997, als 
die Gemeinde auf breiter Basis ein 
Leitbild für Balzers ausarbeiten liess. 
Der Aktionsbereich «Identität und 
Geschichte» nahm das Thema einer 
musealen Ausstellung im alten Pfarr 
haus wieder auf. Als mögliche bauli 
che Alternativen erschienen erneut 
das (baufällige und unterdessen abge 
brannte) Hölle und das (vermietete) 
Turmhaus St. Peter. Der Aktionsbe 
reich «Religion und Kultur» diskutier 
te ebenfalls über ein «Ausstellungs 
haus» für die Sammlung und schlug 
dafür das alte Pfarrhaus und den 
Pfarrstall vor, wo eine Baubewilligung 
vorliege. 
Das mit der Bevölkerung während ei 
ner Ganztagesveranstaltung diskutier 
te und vom Gemeinderat verabschie 
dete Leitbild der Gemeinde Balzers 
formulierte als eines der fünf aus der 
Leitlinie «Kultur» abgeleiteten Ent 
wicklungsziele für die nächsten drei 
bis fünf Jahre: «Das alte Pfarrhaus 
und der Pfarrstall werden als Aus- 
stellungs- und Begegnungsorte ge 
nutzt.» Damit ist eine ausdrückliche 
Willenserklärung der Öffentlichkeit 
festgestellt. 
Die Sammlung 
Die seit 1967 aufgebaute «Sammlung 
historisch interessanter Gegenstän 
de» umfasste zu Beginn der achtziger 
Jahre rund 1100 Objekte und etwa 
300 Duplikate. 
Die für das Entstehen der Sammlung 
wichtigsten Personen waren der da 
malige Gemeindevorsteher Emanuel 
Vogt als Initiator und insbesondere 
der erste Betreuer der Sammlung, 
Gebhard Büchel. 1985 wurden die Ge 
genstände teilweise inventarisiert und 
katalogisiert. Im Oktober 1987 wurde 
die Volkskundlerin Vera Meier mit ei 
ner Bestandesaufnahme und Inventa 
risation der Objekte beauftragt. Sie 
machte weiterführende Vorschläge 
betreffend Karteikarten, Leihgaben, 
Versicherung, Verlusten, Schenkun 
gen und anderer für die Sammlung 
relevanter Punkte. Zudem führte sie 
den Kürzel «SahiG» für die «Samm 
lung historisch interessanter Gegen 
stände» ein und schlug vor, die noch 
bestehenden alten Bauernhäuser in 
Balzers fotografisch zu erfassen. 
Gegenwärtig sind im Karteikasten 
1520 Objekte verzeichnet. Die Kartei 
karten weisen als Rubriken auf:
	        

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