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zu einer Besichtigung ein und sam
melte noch einmal die Argumente, die
für das Ortsmuseum im Pfarrhaus
sprachen: vorhandene Sammlung, be
stehende Diaschau, Verpflichtung ge
genüber den Leihgebern und Dona
toren, fehlende bauliche Alternativen
und Schaffung von Ausstellungsräu
men für einheimische Künstler.
Im Juni 1989 diskutierte die Denk
malschutzkommission mit Vertretern
der Gemeinde die Nutzung des Pfarr
hauses und des Pfarrstalles. Das
Hochbauamt schrieb der Gemeinde,
es liege ein Vorschlag der Regierung
vor. Beim Pfarrstall dürfe an der Bau
substanz so wenig als möglich verän
dert werden. Mit dem Einzug von
Passerellen und Teilgeschossen sei es
möglich - bei gleichzeitig grossen
Nutzflächen - den räumlichen Ein
druck des Stalles zu erhalten. Zudem:
«... auch wenn nur ein Sammlungs
raum und kein eigentliches Museum
eingerichtet wird, sollten dennoch
auch organisatorische Fragen vorweg
geklärt werden. Wo ist der Eingang?
Wie sind Kontrolle, Übersicht, Sicher
heit, Organisation usw. geregelt?
Noch scheint manches unklar. Für
eine gute Planung sind jedoch zuerst
diese Fragen zu klären.»
Am 15. Februar 1990 gab die Denk
malschutzkommission jedoch grünes
Licht. Sie hatte die Detailpläne für die
Dachrandausbildung beim Pfarrhaus
genehmigt. «Damit kann das Pfarr
haus, wie vorgesehen und unter Be
achtung der dauernden Erhaltung der
im zweiten Obergeschoss vorgesehe
nen Wohnung, als Ortsmuseum um
genutzt werden.» Die Pläne für den
Pfarrstall entsprächen den aufgezeig
ten Grundsätzen. Hingegen werde der
Pfarrstall durch die Nutzung als Mu
seum und Lager für heimatgeschicht
liche Geräte äusserlich eine Verände
rung erfahren. Der Eingang werde als
Museumseingang erkennbar und durch
die Belichtung des Ausstellungsgutes
ein Teil der Holzausfachungen der
Aussenwände als zeitgemäss gestalte
tes Glasfenster ausgebildet.
Versanden einer Idee
Anfangs Mai 1991 wechselte der Vor
sitz in der Kulturkommission der Ge
meinde. Der scheidende Präsident
Franz Büchel wies darauf hin, dass es
wichtig sei, der «Sammlung histo
risch interessanter Gegenstände» die
nötige Aufmerksamkeit zu schenken
und die Frage der geregelten Unter
bringung der bereits gesammelten
historischen Gegenstände zu be
schleunigen. Zudem sei es wichtig,
die kulturellen Anlässe der Pfarrei,
des Bildungshauses Gutenberg und
anderer Organisationen zu koordinie
ren. Ende Juni 1991 wurde ein Kredit
von SOO'OOO Franken für den Ausbau
des Pfarrstalles bewilligt. In der fol
genden Sitzung der Kulturkommis
sion vom 16. September schlug ein
Kommissionsmitglied vor, den alten
Stall nur für Wechselausstellungen zu
nutzen, weil eine «feste Ausstellung
alter Gegenstände schnell an Interes
se» verliere. Die Kommission werde
«die Idee weiter verfolgen». 1992
schien es dann soweit zu sein. Das
«Liechtensteiner Volksblatt» berichte
te am 21. Mai 1992, dass der «alte
Pfarrstall für alte Kulturgüter aus der
Gemeinde umgebaut» werde. Es kam
anders: Am 23. Februar 1994 stellte
die Gemeinde Balzers das alte Pfarr
haus einer Gruppe tibetischer Flücht
linge notfallmässig und vorübergehend
für Wohnzwecke zur Verfügung. Diese
Situation blieb bis 2003 bestehen.
Leitbild der Gemeinde
Danach war Funkstille - bis 1997, als
die Gemeinde auf breiter Basis ein
Leitbild für Balzers ausarbeiten liess.
Der Aktionsbereich «Identität und
Geschichte» nahm das Thema einer
musealen Ausstellung im alten Pfarr
haus wieder auf. Als mögliche bauli
che Alternativen erschienen erneut
das (baufällige und unterdessen abge
brannte) Hölle und das (vermietete)
Turmhaus St. Peter. Der Aktionsbe
reich «Religion und Kultur» diskutier
te ebenfalls über ein «Ausstellungs
haus» für die Sammlung und schlug
dafür das alte Pfarrhaus und den
Pfarrstall vor, wo eine Baubewilligung
vorliege.
Das mit der Bevölkerung während ei
ner Ganztagesveranstaltung diskutier
te und vom Gemeinderat verabschie
dete Leitbild der Gemeinde Balzers
formulierte als eines der fünf aus der
Leitlinie «Kultur» abgeleiteten Ent
wicklungsziele für die nächsten drei
bis fünf Jahre: «Das alte Pfarrhaus
und der Pfarrstall werden als Aus-
stellungs- und Begegnungsorte ge
nutzt.» Damit ist eine ausdrückliche
Willenserklärung der Öffentlichkeit
festgestellt.
Die Sammlung
Die seit 1967 aufgebaute «Sammlung
historisch interessanter Gegenstän
de» umfasste zu Beginn der achtziger
Jahre rund 1100 Objekte und etwa
300 Duplikate.
Die für das Entstehen der Sammlung
wichtigsten Personen waren der da
malige Gemeindevorsteher Emanuel
Vogt als Initiator und insbesondere
der erste Betreuer der Sammlung,
Gebhard Büchel. 1985 wurden die Ge
genstände teilweise inventarisiert und
katalogisiert. Im Oktober 1987 wurde
die Volkskundlerin Vera Meier mit ei
ner Bestandesaufnahme und Inventa
risation der Objekte beauftragt. Sie
machte weiterführende Vorschläge
betreffend Karteikarten, Leihgaben,
Versicherung, Verlusten, Schenkun
gen und anderer für die Sammlung
relevanter Punkte. Zudem führte sie
den Kürzel «SahiG» für die «Samm
lung historisch interessanter Gegen
stände» ein und schlug vor, die noch
bestehenden alten Bauernhäuser in
Balzers fotografisch zu erfassen.
Gegenwärtig sind im Karteikasten
1520 Objekte verzeichnet. Die Kartei
karten weisen als Rubriken auf: