Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2002) (2002)

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Stelle 
Mittlerer 
WSP 
Tiefste 
Stelle der 
Talsohle 
Talsohle daher 
über/unter 
dem mittleren 
WSP 
Trübbach 
2,9 
2,7 
0,2 
Wartau 
3,5 
3,8 
-0,3 
Insel Äuli 
3,7 
4,6 
-0,9 
Wartauer Wuhr 
3,4 
4,1 
-0,7 
Balzner Schulfonds rechtsufrig 
3,3 
5,0 
-1,7 
Balzner Rüfen rechtsufrig 
3,1 
3,4 
-0,3 
Ob dem Trachterwuhr bei Triesen 
1,8 
2,3 
-0,5 
Ende des Trachterwuhres 
2,5 
2,9 
-0,4 
Tabelle: Vermessung von Rheinprofilen um ca. 1850. Die Werte geben die Tiefe 
unter der Dammkrone an. (WSP = Wasserspiegel) 
wesentlich verbessert. Die unmittel 
bar flussab vom Ellhorn liegenden 
Äcker befanden sich ausserdem im bes 
ser geschützten Strömungsschatten. 
Der Rhein wurde im Bereich von 
Balzers früher mit Flössen befahren, 
auf denen meist Waren transportiert 
wurden. Bis 1871, als die neu errichte 
te Brücke Trübbach-Balzers eröffnet 
wurde, bestand bei Balzers die Anle 
gestelle der Fähre Trübbach-Balzers. 
Im 19. Jahrhundert häufte sich die 
Überschwemmungsgefahr vom Rhein 
unter anderem wegen der immer hö 
her werdenden Rheinsohle. Diese 
Sohlaufhöhung wurde durch das Zu 
sammenwirken von mehreren Fakto 
ren verursacht. Auf Grund der gross 
flächigen Waldrodungen im Einzugs 
gebiet des Alpenrheins wurde der 
Geschiebeeintrag erhöht. Das Ge 
schiebe konnte jedoch wegen der lo 
kalen Flussverbauungen, die das 
Rheinbett einengten, nicht mehr im 
gesamten ursprünglichen Flussbett 
abgelagert werden, sondern nur noch 
zwischen den Wuhren. 
Für Balzers gibt es einige Werte über 
die Sohlerhöhung aus der Mitte des 
19. Jahrhunderts. Damals wurden als 
Grundlage für die Regulierung Detail 
vermessungen des Rheinbettes durch 
geführt. Als mittlere Breite wurde zwi 
schen Trübbach und Büchel (SG) ein 
Wert von ca. 305 m ermittelt. Die 
kleinste Breite betrug ca. 120 m. Die 
grösste Flussbreite, wahrscheinlich 
auf der Höhe von Triesen gemessen, 
wurde mit mehr als 680 m angegeben. 
Das ist ein Vielfaches der aktuellen 
Rheinbreite von 120 m. 
Ausserdem mass man bei den damali 
gen Geländeaufnahmen die Höhen 
differenz zwischen der Rheinsohle 
und verschiedenen Talgeländepunk 
ten. Das Ergebnis zeigte, dass im Be 
reich von Balzers und Trübbach die 
Talsohle bereits an mehreren Punkten 
unter dem Mittel Wasserspiegel des 
Alpenrheins lag. Am rechten Rhein 
ufer wurden Stellen beim Balzner 
Schulfonds, unmittelbar flussab dem 
Ellhorn, und bei den «Balzner Rüfen» 
vermessen. Hier sind wahrscheinlich 
Lawena- und Badtobelrüfe gemeint. 
Beim Schulfonds lag der tiefste Tal 
punkt ca. 1,7 m unter dem mittleren 
Rheinwasserspiegel, bei den Balzner 
Rüfen um ca. 0,3 m. 
Die Auswirkungen der Sohlerhöhung 
liegen auf der Hand: Der Rhein trat 
bereits bei kleinen Hochwässern über 
die Ufer, und die Hochwässer zogen 
langsamer ab. Die Balzner Giessen 
und der Mühlbach, die damals noch 
direkt in den Rhein mündeten, wur 
den über weite Strecken zurückge 
staut. 
Die systematische Rheinregulierung 
erforderte die Abwendung vom tradi 
tionellen Wuhrsystem, bei dem jede 
Gemeinde für sich Wuhre und Däm 
me errichtete und instand hielt. Wich 
tige Schritte stellen in dieser Hinsicht 
die Verträge zwischen Liechtenstein 
und der Herrschaft Sax von 1790 
sowie zwischen Liechtenstein und 
St. Gallen von 1837 dar. Der Bau von 
durchgehenden Ufersicherungsdäm 
men und von Binnendämmen für den 
Hochwasserschutz begann in Liech 
tenstein Ende der 1840er Jahre. In 
den 1880er Jahren waren die Hoch 
wasserschutzdämme im Wesentlichen 
fertig gestellt. Nicht zuletzt durch die 
sich weiterhin aufhöhende Rhein- 
sohlc waren jedoch permanente 
Instandhaltungsarbeiten und Damm- 
erhÜbungen notwendig. Mit den Kies 
baggerungen ab Ende der 1940er Jah 
re wurde dieses Problem kurzfristig 
gelöst. Durch die übermässigen Ent 
nahmen, die 1972 nach dem Einsturz 
der Brücke Schaan-Buchs eingestellt 
wurden, kehrte sich die zunächst po 
sitive Wirkung jedoch ins Gegenteil. 
Heute liegt die Rheinsohle im Bereich 
von Balzers im Vergleich zu 1953 um 
5,5 m tiefer. 
Die Rheinregulierung und weitere Ein 
griffe, wie zum Beispiel der Schwall 
abfluss, führten zu einer völligen Än 
derung des Alpenrheinsystems. Heute 
ist der Alpenrhein auch im Bereich 
von Balzers ein weitgehend struktur 
loses, monotones und begradigtes Ge 
wässer. Die ursprüngliche Lebens 
raumvielfalt wurde bis auf die Kies 
bänke nahezu vollkommen zerstört. 
Lediglich direkt beim Ellhorn gibt es 
noch eine flache Kiesbank am Ufer. 
Grössere naturnahe Abschnitte sind 
nur noch bei Mastrils zu finden. Die 
Auwälder und damit auch das Auge 
wässersystem wurden zur Gänze ver 
nichtet. Die Auswirkungen auf die 
Tier- und Pflanzengemeinschaften
	        

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