34
Nach Beginn der Erkrankung im Früh
jahr 1898 wurde Hermine zunächst
einige Monate zu Hause gepflegt.
Dann nahm sie ihre Tante, Schwester
Maxentia, in das klostereigene Kran
kenhaus nach Zams mit, von wo sie
nach einigen Wochen in die psychiat
rische Klinik der Universität Inns
bruck eingewiesen wurde. Ende 1899
wurde sie in das St. Josephsinstitut in
Mils bei Hall verlegt. Dort wurde sie
bis zu ihrem Tode von den Barmherzi
gen Schwestern liebevoll gepflegt.
Hermine starb am 24. Januar 1932 an
einem Schlaganfall.
Der Roman «Gutenberg-Schalun» wur
de 1897 veröffentlicht. Er hatte eine
Auflage von 500 Stück und umfasste
280 Seiten. Die an die Verfasserin ge
richteten brieflichen Kommentare sind
durchweg positiv. Die Darstellung volks
tümlicher Szenen und Naturschilde
rungen werden besonders gelobt,
während die Dialoge als weniger ge
lungen beurteilt werden. Hermine
Rheinberger erhielt 1898 von Fürst
Johann II. als Anerkennung für ihr
Werk eine goldene Brosche in Form
einer Rose mit Brillanten. «Guten
berg-Schalun» erlebte im Jahr 1980
eine Neuauflage im Vaduzer Verlag
HP Gassner.
Inhaltsangabe des Romans
«Gutenberg-Schalun»
Die Erzählung beginnt im Jahr 1308.
Auf der zwischen Meilis (Mäls) und
Palazoles (Balzers) gelegenen Burg
Gutenberg wohnen Graf Ulrich und
seine Tochter Hilda, die Walter von
Schalun kennen lernt. Eine Liebesge
schichte nimmt den Anfang. Graf
Ulrich, der sich für das darbende Volk
einsetzen will und sogar Wilhelm Teil
erwähnt, und weitere Ritter - darun
ter Thüring von Brandis - sind in eine
Verschwörung des Adels gegen König
Albrecht, einen Habsburger, verwi
ckelt, der bald darauf ermordet wird.
Der Brandiser bekommt von Ulrich
die Hand von Hilda versprochen.
Während auf Gutenberg ein Fest vor
bereitet wird, vergnügen sich die Leu
te aus dem Dorf am Sonnenwendfest
St. Hansesminne bei St. Katrina-
brunna. Als Thüring von Brandis trotz
Hochwasser zur Jagd ruft und auch
der Herrschaftsmüller mitmachen
muss, findet dieser nach der Rück
kehr zu Hause die Kinderwiege leer.
Er wähnt seinen neugeborenen Sohn
ertrunken, worauf der Müller das Ge
schlecht der Brandis verflucht und
sich ins Wasser stürzt.
Hilda will beim Fest auf der Burg Gu
tenberg von Thüring von Brandis als
Ehemann nichts wissen und klagt ihr
Leid ihrer Base und Freundin Gerda.
Wenig später macht Walter von
Schalun Hilda einen Heiratsantrag
und schenkt ihr einen Ring. Die Mut
ter von Walter von Schalun ist gegen
seine Vermählung mit Hilda, weil de
ren Vater Ulrich von Gutenberg (der
Walter seine Tochter nicht geben will)
an der Ermordung des Königs betei
ligt gewesen sei.
Die Erzählung beschreibt dann das
Leben auf Schalun, die Freundschaft
zwischen dem Hirtenjungen und spä
teren Forstwart Heinz und dem wil
den Gretli. An den Wänden hängen
Bilder der Heiligen Theodul und Wen
delin, erzählt wird die Sage vom «Rie
sen auf Guflina». An Ostern werden
auf Schalun grosse Feste gefeiert, an
denen allerlei Brauchtum gepflegt
wird. Die Leute vom Berg tanzen den
«Walser», ihren Nationaltanz. Auch
die Wildmannli beteiligen sich an den
Festlichkeiten.
Als die Burg Gutenberg von den habs
burgischen Truppen belagert wird,
reitet Walter von Schalun dem Grafen
Ulrich zu Hilfe und kann dafür um die
Hand von Hilda anhalten. Die Burg
wird schliesslich aber von den habs
burgischen Belagerern unter der Füh
rung des Ulrich von Ramschwag er
obert. Ulrich von Gutenberg erhält aber
freien Abzug. Seine Tochter will bei
ihm bleiben, deswegen das Verlöbnis
mit Walter auflösen und ihn verlassen.
Graf Ulrich findet Aufnahme auf der
Burg Trisun, wo er einige Jahre später
stirbt. Ebenfalls in Trisun schliessen
Walter von Schalun und Hilda von
Gutenberg doch noch den Ehebund.
Sie leben danach auf Schalun, heute
«Wildschloss» genannt. In diese Ge
schichte hineinverwoben sind weitere
Erzählstränge, etwa vom Turm wart
Wolfhart oder von Gretli und Heinz,
die schliesslich auch heiraten, und
von anderen Gestalten, die in Ge
schichte und Sagenwelt unserer Re
gion namhaft sind.
Anmerkungen
1 Petra Brunhart-Eichele und Barbara Ca-
menzind: Leben und Werk der Hermine
Rheinberger. Maturaarbeit 2001.
2 Brief vom 21. August 1897, Ferdinand
Nigg an Hermine Rheinberger.
3 Brief vom 1. September 1897, Ferdinand
Nigg an Hermine Rheinberger.
4 Brief vom 26. November 1897, Hermine
Rheinberger an Ferdinand Nigg.
5 Brief vom 20. Januar 1898, Hermine
Rheinberger an Ferdinand Nigg.
6 Brief vom Juli 1897, Hermine Rhein
berger an Olga Rheinberger.
7 Brief von 1903, Emma Rheinberger an
Alois Rheinberger.