Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2002) (2002)

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Schlitten. Sie malte auch sehr gerne, 
vor allem Szenen aus der Natur. Ende 
der 1870er Jahre begann sie, Gedichte 
zu schreiben, die von Sehnsucht, Hei 
matverbundenheit und Natur handel 
ten. Auch ihren Liebsten widmete sie 
einige Gedichte. 
Hermines Hauptinteresse galt aber 
dem Studium der heimatlichen Ge 
schichte, der mittelhochdeutschen 
Sprache und der Volkskunde. Diese 
Neigungen wurden wesentlich durch 
ihren Vetter Ferdinand Nigg und ih 
ren Bruder Egon gefördert. Sie half 
begeistert beim Sammeln alter volks 
kundlicher Gegenstände. 
Besonders gross war der Einfluss, den 
Ferdinand auf sie ausübte. Er regte 
Hermine zum Lesen an, indem er ihr 
immer wieder die neuesten Ausgaben 
des «Simplizissimus», der poetisch 
satirischen Wochenschrift, die linksli 
beral ausgerichtet war, zukommen 
liess. Ausserdem sandte er ihr regel 
mässig Bücher von Ibsen und ande 
ren Autoren, diskutierte mit ihr und 
ermunterte sie, sich ihre eigene Mei 
nung zu bilden. Hermine schaute zu 
ihrem Vetter Ferdinand auf. Sie ver 
traute ihm sehr und hielt viel von sei 
ner Meinung. 
Hermine Rheinberger besuchte von 
1871 bis 1877 die Volksschule in Va 
duz, bevor sie in das Töchter-Institut 
Gutenberg übertrat. Im Institut ge 
noss Hermine eine überdurchschnitt 
lich gute Ausbildung. Auffallend ist 
die Vielfalt der Fächer, die unterrich 
tet wurden. Besonderer Wert wurde 
auf Sprachen und Geschichte gelegt. 
Französisch war neben Deutsch Um 
gangssprache auf Gutenberg. Es wur 
de, auch in der Freizeit, abwechs 
lungsweise je eine Woche Deutsch 
und eine Woche Französisch gespro 
chen. Englisch wurde ebenfalls ge 
lehrt. Neben dem normalen Schul 
pensum nahm Hermine Unterricht im 
Klavierspiel. Es herrschte ein sehr en 
ger und vertrauter Kontakt zwischen 
Lehrerinnen und Schülerinnen. Als 
17-jähriges Mädchen verliess Her 
mine Gutenberg mit hervorragenden 
Zeugnissen. Die Familien und Ange 
hörigen der Zöglinge kannten sich 
Institut der Schwestern der Christli 
chen Liebe mit Ruine Gutenberg. 
Blick von Westen. Im Vordergrund die 
Institutstöchter. Fotografie um 1897 
gut, und so wurden auch nach der 
Schulzeit Kontakte über eine lange 
Zeit aufrechterhalten. Hermine tausch 
te mit ihren Freundinnen aus der Pen 
sionatszeit Bettelmünzen aus. Im re 
gen Briefwechsel nahm sie teil am Le 
ben ihrer ehemaligen Mitschülerin 
nen und der Schwestern vom Internat. 
Etwa seit 1890/91 trug sich Hermine 
mit dem Gedanken, einen histori 
schen Roman zu schreiben, der in ih 
rer Heimat spielen sollte. Sicherlich 
wurde sie von ihrem Bruder Egon 
und Vetter Ferdinand beeinflusst. Zu 
dem führten ihre Ausflüge sie immer 
wieder zu alten Schlössern, Burgen 
und Kirchen. Mit viel Geschick und 
Phantasie erfand sie eine Geschichte, 
die sich im 14. Jahrhundert zwischen 
Schalun und Gutenberg abspielte.
	        

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