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Die baugeschichtliche Entwicklung
Westfassade 1:100
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Ladeneinbau 1930
40
Erdgeschoss 1:100
I
40 / 38 / 36
Hauptstrasse -
grenzende Umgelände wird mit
«Dorf» bezeichnet, was mit Dorfkern
gedeutet wird. Der Hofplatz zum
Haus Gässle 2 trägt den Flurnamen
Neffa Vortele - die Vordiele (Vordach)
der Magdalena Näff (1871-1940), die
hier mit Josef Frick (1868-1924) ver
heiratet wohnte. Vor ihrem Hause traf
sich oft die Nachbarschaft zu einem
Plauderstündchen (Liechtensteiner
Namenbuch, Bd. 1, S. 173). In naher
Nachbarschaft zu den aktuellen Bau
ten finden wir entlang der Haupt
strasse nordwärts das Gasthaus zum
Engel mit einer Sust und das soge
nannte Ramschwaghaus mit zeitwei
liger Taverne zum Adler. Die Herren
von Ramschwag waren vorerst Minis
terialen der Abtei St. Gallen, danach
habsburgische Vögte und Verwalter
auf der Burg Gutenberg. Beim Ram
schwaghaus handelt es sich wohl um
einen ihrer Verwaltungssitze.
Zwei mittelalterliche Kernbauten
Die beiden Wohnteile Höfle 38 und
Gässle 2 enthalten besonders kräftig
gefügte Mauern und Tonnengewölbe
mittelalterlicher Entstehung.
Im Höfle 38 stossen wir auf einen
dreigeschossigen Kernbau von vielfäl
tiger Entwicklung. Der Gewölbekeller
mit seinen Wandstärken bis 150 Zen
timeter und die Südwand der Ober
geschosse in ihrem kleinteiligen, sorg
fältig gefügten Mauerwerk verweisen
auf eine Entstehung im ausgehenden
Mittelalter; eine Wandnische in der
Stube mit dachartig spitzwinkligem
Sturz wird anderswo, in ähnlich goti
scher Art, ins 14. Jahrhundert datiert.
Zudem weist die Südwand im Erd
geschoss eine zugemauerte Tür und
in den beiden Obergeschossen mehr
fach veränderte und letztlich zuge
mauerte Fenster auf. Der Kernbau
umfasst heute das Erdgeschoss und
die bis zum Dachstuhl reichende Süd
mauer. Die West-, Nord- und Ost
mauern der Obergeschosse wurden
später (16./18. Jahrhundert) erneuert.
Im Gässle 2 lassen die über ein Ge
schoss hohen Überreste keine Rekon
struktion des einstigen Baukubus zu,
doch darf angesichts der bis 140 Zen
timeter dicken Mauern an die Über
reste eines Wohnturmes gedacht wer
den. Schon früh hat dieser Kernbau
Umbauten erfahren, wobei die nach
drei Seiten angeordneten Luziden
deuten lassen, der Bau sei zeitweilig
freigestanden.
Frühneuzeitliche, saalartige
Ausbauten
Im Höfle 40 und im Gässle 2 fassen
umfangreiche, frühneuzeitliche Bau
massnahmen die beiden Kernbauten
zu einem über 22 Meter langen, drei
geschossigen Gebäudekomplex zu
sammen. Im Erdgeschoss liegen ton
nenüberwölbte Keller. Die zwei Ober
geschosse sind sekundär auf den
Kernbau aufgesetzt und enthalten
zwei saalartige Räume mit einer
Raumfläche von 5.0 bis 5.5 auf min
destens 8.3 Metern und westseits ei
ner regelmässigen, mindestens vier-
achsigen Fensterfront. Die (Doppel-)
Fenster weisen breitrechteckige, lich
te Weiten von 1.1 x 0.9 Metern auf. Sie
liegen innenseits in weiten, von fla
chen Stichbogen überspannten Fens
ternischen, wobei letztere im 1. Ober
geschoss bis zum Boden reichen, im
2. Obergeschoss auf einer Sohlbank
ansetzen. Solche Fensternischen ken
nen wir aus herrschaftlichen Bauten
des Mittelalters und der Neuzeit.
Barockzeitliche Um- und
Ausbauten, Eigentumsaufteilung
Wohl im 18. Jahrhundert erfuhr der
Gebäudekomplex verschiedene räum
liche Änderungen und südseits gar