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Vor 100 Jahren
Elmar Bürzle
Balzers. (Einges.) Am 8. April
(Ostermontag) wird hier der
Oberländer Cäcilienverein seine
Jahresversammlung abhalten. Hie
zu ist folgendes Programm aufge
stellt: 1 Uhr Vorversammlung zur
«Post» für die Hauptprobe. 2 Uhr
Festzug von der Post zur Kirche
unter Musikbegleitung. Va 2 Uhr
Beginn der kurzen Segensan
dacht, welche mit dem Volksliede
«Heilig, heilig, heilig»angefangen
und geschlossen wird. Nach
Schluss der Andacht folgen das
«Dritte Choralcredo», «Sanctus»
und «Agnus» der Messe von
Schweizer als gemeinsame Auf
führungen. Hierauf finden die
Einzelchöre statt und zwar: Trie-
sen; «Ave Maria» von Arcadelt;
Triesenberg: «Ecce Sacerdos» von
Molitor; Schaan: «In Conceptione
tua» von Witt; Balzers: «Angelus
Domini» von Witt. Zum Schluss
wird gemeinschaftlich «Du lob
würdige Jungfrau» nach Kote
(l.Teil) gesungen. Alsdann ist
Rückzug zur Post, wo dann offizi
elle Begrüssting der Festgäste, Be
handlung der Vereinsgeschäfte
und weitere Vorträge sich ablösen
werden.
Zur Beteiligung am Feste werden
hiemit nicht nur die Hochw.
Geistlichen, sondern alle Freunde
des Kirchengesanges eingeladen.
Liechtensteiner Volksblatt
5. April 1901
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Hobm unb BüUerä, im Juni 1901. Xic traaernben ftinlrriaftcnc*.
Eingesandt. (Konnte wegen verspäteter Einsendung in Nr. 15 des «L.V.-Bl.»
nicht mehr aufgenommen werden.) Das Jahresfest des Cäcilien-Vereins im
liechtensteinischen Oberland hat am Ostermontag in Balzers stattgefun
den. Zwar wären durch den am Vormittag noch reichlich strömenden Re
gen beinahe alle Pläne zu «Wasser» geworden, doch im entscheidenden
Augenblicke liess der Regen nach, die Sonne trat aus den Wolken und ver
sprach uns ein fröhliches Fest. Mit einiger Verspätung, was in Balzers nicht
so bös aufgefasst wird, trafen zwischen 1 und 2 Uhr die Sängerchöre von
Triesen, Triesenberg und Schaan hier ein. Um 2 Uhr zogen die Sänger in die
festlich geschmückte Kirche, wo die Andächtigen schon über eine Stunde
in aller Geduld gewartet hatten. Nach einer kurzen Segensandacht wurden
die einzelnen Gesangsstücke programmgemäss vorgetragen. Diese Feier
verlief in der schönsten Ordnung würdig und erbauend. Sie hat gezeigt,
dass im Fürstentum Liechtenstein Sinn und Verständnis für die edle Kunst
des kirchlichen Gesanges vorhanden ist.
In der darauffolgenden Unterhaltung im Gasthause zur «Post» haben die
Sänger bewiesen, dass sie auch fröhliche weltliche Lieder zu lernen und
vorzutragen wissen. Hier wurde die Versammlung begrüsst durch H.H.
Professor F. v. Reding, Präsident des Cäcilienvereins Balzers, der sich um
die Erhaltung und Förderung des hiesigen Kirchengesanges viele Verdien
ste erworben hat. Er erinnerte u.a. an das letzte derartige Fest in Balzers
vor 21 Jahren und ermahnte die Mitglieder, auf dem betretenen Wege mit
Mut und Ausdauer fortzuschreiten. Unter den Festgästen befand sich auch
H.H. Dr. F. J. Kind, früherer Pfarrer in Balzers, nunmehr Domherr an der
Kathedrale in Chur. Er überbrachte die Grüsse des hochw. bisch. Offizials,
Dr. Schmid von Grüneck, der verhindert war, an der Feier teilzunehmen.
Nach Abwicklung des geschäftlichen Teils mahnten die letzten Strahlen der
Abendsonne die fremden Gäste zum Aufbruch. So verlief das Fest in der
schönsten Weise. Lob hatten alle verdient; Kränze wurden keine ausgeteilt,
weil kein Preisgericht die Leistungen abgewogen hatte. Fahnen hatten sie
nicht mitgebracht und sollen auch keine nach Hause genommen haben.
Liechtensteiner Volksblatt, 19. April 1901