Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2001) (2001)

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Josef Johler war Mitglied des Männer 
gesangvereins, war sehr belesen und 
besass auch literarische Fähigkeiten, 
die im Roman «Die Mörderburg» zum 
Ausdruck kommen. Sein zweites Buch 
konnte er nicht mehr vollenden. Josef 
Johler starb am 17. Februar 1972. 
Der Roman 
Der Autor führt in einem Nachwort 
aus, dass der Roman keine genauen 
Zeitangaben einer längst verklunge 
nen Zeit beanspruche. Flur- und Berg 
namen würden aber mit den heutigen 
Flurnamen ziemlich übereinstim 
men. «Der Inhalt dieser Geschichte 
entstand aus uralten Volkssagen, er 
lauschten und erdachten Geschichten 
aus jenen romantisch-schönen Berg 
tälern Liechtenteins und Graubün- 
dens mit ihren vielen längst verfalle 
nen Burgen. Die Zeit der Raubritter 
und der Kreuzzüge lebt wieder auf 
und reizte geradezu, eine solche Ge 
schichte zu erfinden und zu erzählen. 
Personen und Taten sind rein erfun 
den Sir haben mit den heutigen Ge 
schlechtem keine Gemeinschaft. Sie 
sind lediglich die Träger und Darstel 
ler eines Dramas, welches sich ähn 
lich abgespielt haben mag. 
Wer sich aber mit den Helden dieser 
Erzählung identisch fühlt, der freue 
sich. Sie dienen allen Lesern zur 
Freud, aber keinem zum Leid. 
Die manchmal etwas robusten, aber 
erheiternden Einlagen sollen dem 
Drama die Schärfe der schwersten 
Tragik etwas mildern, was der Leser 
gütigst entschuldigen wolle.» 
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen 
Auseinandersetzungen, in welche so 
wohl die Schlossherren bzw. die 
Vögte auf Gutenberg und Graifen- 
stein («Mörderburg») als auch die Be 
völkerung der Dörfer Balzers und 
Mäls in oft tragischerWeise involviert 
sind. Josef Johler stellt dieses örtliche 
Geschehen zudem in einen grösseren 
Zusammenhang. Es ist ihm wichtig, 
die Geografie genau zu beschreiben, 
regionale Bezüge zu anderen Burgen 
und Regionen des Rheintals herzu 
stellen und Hinweise auf internatio 
nale, weiträumige Entwicklungen zu 
geben. 
Aufgelockert werden die Geschichten 
mit Schilderungen von Festlichkeiten. 
Es wird viel gesungen und musiziert, 
und die Prosa des Romans wird im 
mer wieder durch Gedichte und Lied 
texte unterbrochen. 
Der Autor war zweifellos ein Mann 
mit Sprachbegabung, der seine Bele 
senheit nutzte, um - anknüpfend an 
diese Vorbilder - ein Buch zu schrei 
ben, das nicht nur durch geografisch 
genaue Schilderungen, durch den 
dramatischen Aufbau, sondern auch 
durch die Fähigkeit, menschliche 
Stimmungen zu beschreiben, beein 
druckt. Mancher Leser, der die heuti 
ge kurze, knappe Sprache gewohnt 
ist, wird die Texte als blumig und un 
gewohnt empfinden. Gerade dies 
macht aber wohl einen Teil des Reizes 
aus, dieses Buch zu lesen. 
Als Beispiel der Gedichte und Lied 
texte sei der Schluss des Romans auf 
geführt: Ein Gedicht mit dem Titel 
«Die Mörderburg».
	        

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