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Josef Johler war Mitglied des Männer
gesangvereins, war sehr belesen und
besass auch literarische Fähigkeiten,
die im Roman «Die Mörderburg» zum
Ausdruck kommen. Sein zweites Buch
konnte er nicht mehr vollenden. Josef
Johler starb am 17. Februar 1972.
Der Roman
Der Autor führt in einem Nachwort
aus, dass der Roman keine genauen
Zeitangaben einer längst verklunge
nen Zeit beanspruche. Flur- und Berg
namen würden aber mit den heutigen
Flurnamen ziemlich übereinstim
men. «Der Inhalt dieser Geschichte
entstand aus uralten Volkssagen, er
lauschten und erdachten Geschichten
aus jenen romantisch-schönen Berg
tälern Liechtenteins und Graubün-
dens mit ihren vielen längst verfalle
nen Burgen. Die Zeit der Raubritter
und der Kreuzzüge lebt wieder auf
und reizte geradezu, eine solche Ge
schichte zu erfinden und zu erzählen.
Personen und Taten sind rein erfun
den Sir haben mit den heutigen Ge
schlechtem keine Gemeinschaft. Sie
sind lediglich die Träger und Darstel
ler eines Dramas, welches sich ähn
lich abgespielt haben mag.
Wer sich aber mit den Helden dieser
Erzählung identisch fühlt, der freue
sich. Sie dienen allen Lesern zur
Freud, aber keinem zum Leid.
Die manchmal etwas robusten, aber
erheiternden Einlagen sollen dem
Drama die Schärfe der schwersten
Tragik etwas mildern, was der Leser
gütigst entschuldigen wolle.»
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen
Auseinandersetzungen, in welche so
wohl die Schlossherren bzw. die
Vögte auf Gutenberg und Graifen-
stein («Mörderburg») als auch die Be
völkerung der Dörfer Balzers und
Mäls in oft tragischerWeise involviert
sind. Josef Johler stellt dieses örtliche
Geschehen zudem in einen grösseren
Zusammenhang. Es ist ihm wichtig,
die Geografie genau zu beschreiben,
regionale Bezüge zu anderen Burgen
und Regionen des Rheintals herzu
stellen und Hinweise auf internatio
nale, weiträumige Entwicklungen zu
geben.
Aufgelockert werden die Geschichten
mit Schilderungen von Festlichkeiten.
Es wird viel gesungen und musiziert,
und die Prosa des Romans wird im
mer wieder durch Gedichte und Lied
texte unterbrochen.
Der Autor war zweifellos ein Mann
mit Sprachbegabung, der seine Bele
senheit nutzte, um - anknüpfend an
diese Vorbilder - ein Buch zu schrei
ben, das nicht nur durch geografisch
genaue Schilderungen, durch den
dramatischen Aufbau, sondern auch
durch die Fähigkeit, menschliche
Stimmungen zu beschreiben, beein
druckt. Mancher Leser, der die heuti
ge kurze, knappe Sprache gewohnt
ist, wird die Texte als blumig und un
gewohnt empfinden. Gerade dies
macht aber wohl einen Teil des Reizes
aus, dieses Buch zu lesen.
Als Beispiel der Gedichte und Lied
texte sei der Schluss des Romans auf
geführt: Ein Gedicht mit dem Titel
«Die Mörderburg».