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Erhaltung der Kirche aus. Der Histo
rische Verein jedoch, der damals jähr
lich rund 600 Kronen an Mitglieder-
beiträgen einnehmen konnte und für
die Erfüllung seiner Aufgaben auf
Spenden, Subventionen und Verga
bungen angewiesen war, sah sich
ausserstande, die finanziellen Mittel
für den Unterhalt und die Führung ei
nes solchen Museums in der alten
Balzner Pfarrkirche aufzubringen.
Auch weitere Bemühungen für eine
Erhaltung der Kirche scheiterten. Die
Gemeindeversammlung beschloss des
halb im September 1925, die Kirche
abzubrechen. Der Kirchturm blieb als
Wahrzeichen der früheren Kirche ste
hen. Zwei alte Fresken an der Fassade
sollten vor dem Mauerabbruch foto
grafiert werden, weil sie «für die Ge
schichte von Liechtenstein sehr be
scheidene Zeugen einer früheren,
nicht ganz ungeschickten Hand wa
ren, die wahrscheinlich noch mehr
gemalt hat, das in der Gegend zu fin
den sein dürfte». Die Kirchentüre
wurde bei der Renovation der Kapelle
Mariahilf 1945 als Haupteingangstüre
verwendet.
Das Balzner Leitbild
In den Jahren 1996-1998 wurde in
Balzers von einer Arbeitsgruppe, be
stehend aus engagierten Einwohne
rinnen und Einwohnern, Gemeinde
räten und Angestellten der Gemeinde,
ein Leitbild für Balzers erarbeitet.
Ausgangspunkt für die Arbeitsgruppe
«Metanand für Balzers» waren die
Vorarbeiten einer Kommission zur
Schaffung eines Leitbildes für die zu
künftige Ausrichtung und Entwick
lung der Gemeinde Balzers.
Bei der Vorstellung des Leitbildes
wurde betont, dass für Balzers drei
zeitliche Dimensionen wichtig sind.
Die Gemeinde hat eine reiche, vielfäl
tige und spannende Geschichte hinter
sich, die in die Gegenwart hinein
wirkt. In dieser Vergangenheit sind
wir verwurzelt, auf ihr beruhen zent
rale Aspekte unseres Selbstverständ
nisses und unserer Eigenart. Sie hat
eine Gegenwart in einer zunehmend
komplexeren und sich verändernden
Welt. In diesem Prozess verändern
wir uns mit, unser Dorf wandelt sich.
Sie hat drittens eine Zukunft, von der
wir an sich nicht wissen können, was
sie bringen wird. Man kann jedoch
versuchen, Leitplanken zu legen, die
es erlauben, den Weg für die nächsten
Jahre positiv zu beeinflussen.
Museum und Vermittlung
Im Leitbild, das Aktionsbereiche und
Entwicklungsvorschläge enthält, wur
de formuliert, dass es wichtig ist, die
Menschen im Dorf für kulturelle An
liegen zu gewinnen, dass die Jugend
für die Bedürfnisse der natürlichen
Umwelt sensiblisiert werden muss,
dass die Burg Gutenberg reaktiviert
werden soll (was unterdessen ge
schieht) und dass schliesslich die seit
Jahrzehnten gesammelten und «im
Keller des alten Schulhauses verrot
tenden» (Zitat «Leitbild») historischen
Gegenstände aus dem ehemaligen Le
ben des Dorfes und der Bevölkerung
gezeigt werden sollten.
Balzers hat in dieser Hinsicht ein
grosses Potenzial an Möglichkeiten,
die geprüft werden sollten. Auch an
Gebäulichkeiten für museale und ver
mittelnde Aktivitäten im kultur- und
naturgeschichtlichen Bereich und mit
Bezug auf Balzers mangelt es nicht:
Altes Pfarrhaus, Pfarrstall, Torkel,
Gutenberg, alte Gemeindebauten und
weitere. Solche Initiativen und Aktivi
täten würden nicht nur das kulturelle
Leben im weiteren Sinne anregen,
sondern ebenso die im Leitbild stark
betonte dörfliche Identität von Bal
zers, den Gemeinsinn der Bevölke
rung, die Integration und die Begeg
nung fördern und stärken.
Li teraturverzeic h nis
Franz Büchel: Die Geschichte der Pfarrei
Balzers. Balzers 1982.
Jahrbuch des Historischen Vereins
für das Fürstentum Liechtenstein,
Bde. 15(1915) und 19 (1919).
Leitbild für die Gemeinde Balzers.
Balzers 1998.
Emanuel Vogt und Othmar Kähli: 75 Jahre
«Fürst-Johannes-Jubiläumskirche». Pfarr
kirche St. Nikolaus Balzers 1912-1987.
Balzers 1987.