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Museumspläne
Arthur Brunhart
In der Balzner Egerta finden sich heu
te noch verschiedene Zeugnisse des
religiös-kirchlichen Lebens in Bal-
zers. Der Turm auf dem Alten Fried
hofstammt von der 1805-1807 erbau
ten Pfarrkirche St. Nikolaus, die bis
1912 in Funktion gewesen ist. Sie er
setzte das Gotteshaus, das 1795 dem
bekannten grossen Dorfbrand zum
Opfer gefallen war. Die Kirche in der
Egerta wurde, weil sie zu klein gewor
den war, durch die heutige Fürst-Jo-
hannes-Jubiläumskirche auf dem Fels
vorsprung unter dem Burghügel Gu
tenberg ersetzt. Die Steine der 1925
abgebrochenen alten Balzner Kirche
wurden für den Bau des Alten Ge
meindehauses im Gebiet «In den
Schulgärten» verwendet.
Der Turm mit der Jahreszahl 1807
blieb erhalten und wurde 1969 und
1998 renoviert. An den Ost- und West
seiten befinden sich mehrere Priester
gräber, an der Nordwand eine Ge
denktafel an den 1812 in Balzers ver
storbenen Mailänder Boten Josef
Spehler. Bei einer Landstrassenregu-
lierung wurden wenigstens einige der
für Balzers historisch interessanten
Grabsteine an der Friedhofumfassung
eingemauert - und nicht einfach ver
nichtet.
Der 1807 um die alte Pfarrkirche an
gelegte und mit einer Mauer um
grenzte Friedhof war 1874 erweitert
und 1929 in Kreuzesform neu gestal
tet worden. Seit 1966 - mit der Anlage
des neuen Friedhofs bei der heutigen
Pfarrkirche - wurden dort keine Be
stattungen mehr vorgenommen. Die
ser weitherum einzigartige Friedhof,
der gleichsam 200 Jahre Dorf- und
Gemeindegeschichte in Lebensge
schichten dokumentiert und in seinen
Grabsteinen alte Balzner und Liech
tensteiner Steinmetzkunst repräsen
tiert hat, wurde 1997 aufgelassen und
in eine Parkfläche umgewandelt.
Abbruch der alten Pfarrkirche
Der Entschluss zum Abbruch der al
ten Pfarrkirche in der Egerta war
nicht einfach gewesen. Man hatte lan
ge an ihre Vergrösserung gedacht, bis
man sich entschied, sie für Beerdi
gungsgottesdienste stehen zu lassen
und eine neue Kirche zu bauen. Seit
1914 dachte man an einen Abbruch,
zumal die Kirche für die Gemeinde,
die damals über keine finanziellen
Möglichkeiten verfügte, als eine Belas
tung erschien. Es spricht für die Ge
meindeverantwortlichen von damals,
dass sie trotzdem nicht einfach zu ei
nem Abbruch schritten. Auch Landes
verweser Leopold von Imhof wehrte
sich aus ortsbildschützerischen Grün
den gegen den Abbruch - er war in
dieser Hinsicht der Zeit voraus.
Museumspläne in Balzers
Im Historischen Verein für das Fürs
tentum Liechtenstein brachte der
Balzner Johann Baptist Büchel den
Gedanken ein, die später leerstehende
alte Balzner Kirche in ein Museum
für sakrale Gegenstände umzuwan
deln. Nachdem sich der Gemeinderat
1916 erneut mit der Frage der alten
Kirche befasst hatte, schrieb er am
16. März 1916 an die Regierung, er
habe beschlossen, das Kirchengebäu
de unentgeltlich für ein sakrales Mu
seum zur Verfügung zu stellen. In die
sem sollten die in einzelnen Kirchen
und Kapellen Liechtensteins vorhan
denen Gegenstände von künstleri
schem oder lokalgeschichtlichem In
teresse gesammelt werden, soweit
sie nicht mehr im gottesdienstlichen
Gebrauch standen. Damit verbunden
war die Bedingung, dass der Betreiber
des Museums sämtliche Kosten für
die Sammlung, das Gebäude und die
Versicherungen (Feuer) übernehme.
Schon vier Tage später antwortete der
Landesverweser, dass diese Bedin
gungen nicht akzeptabel seien, zumal
«dem Unternehmen noch die Ge
bäudeerhaltungskosten und Versiche
rungsauslagen» aufgebürdet würden.
Ein Gutachten berechnete für eine
Renovierung des Gebäudes Kosten
von über 2000 Kronen. Weil das
Kirchengebäude als nüchterner und
stilloser Bau bewertet wurde, dessen
Erhaltung aus bauhistorischer Sicht
als nicht notwendig erschien, wurden
von der öffentlichen Hand keine Mit
tel zur Verfügung gestellt. Der Histori
sche Verein wiederum, der ein solches
Museum grundsätzlich als sinnvolle
Initiative unterstützte, besass keine
Finanzmittel.
Die Gemeinde Balzers gab jedoch
nicht so rasch auf und nahm 1920
noch einmal mit der Regierung und
dem Historischen Verein Verhandlun
gen über einen Erhalt des Gebäudes
auf. Das Museum sollte - inhaltlich
erweitert - historische Gegenstände
im weiteren Sinne umfassen, das
Kirchengebäude im Eigentum der Ge
meinde verbleiben, Erhaltung und Re
paraturen aber sollten vom Museums
träger übernommen werden. Es gab
damals schon einen Grundstock an
Sammlungsgegenständen, wie Holz
skulpturen, Altarstücke, das prächtige
Fastentuch von Bendern und anderes.
Eine Kommission sprach sich für eine