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Schwindelerregender Ausblick auf
Rhein und Diabalöcher
waffnet auf den Ellberg hinauf, und
was sie vermuteten, traf zu. Dort
brannten vor zwei riesigen Höhlen
mächtige Feuer, und die Diebe sassen
in den Höhlen und Hessen es sich wohl
sein bei den gestohlenen Dingen. Die
wütenden Mälsner packten die Diebe
und führten sie gefangen ins Dorf. Sie
konnten aber nicht das ganze Diebsge
sindel erwischen; ein junges Paar stürz
te sich über die Felsen hinaus in die
Tiefe.
Noch heute soll eines der Diebslöcher,
wenn auch zerfallen, hoch oben am
Ellberge zu sehen sein.
Heute führt ein recht abwechslungs
reicher Rundweg im Elltal an den
Diabalöchern vorbei. Von Anaresch
zieht sich ein wenig ausgeprägter
Fussweg über die schönen Wiesen
borde ins Elltal. Beidseits des meist
ausgetrockneten Wassergrabens ste
hen verwitterte Heuhüttchen. Sie er
innern an die Zeit, als noch keine
Strasse durch den Wald führte, auf
welcher heute das Heu mit modernen
Wagen zu Tale geführt werden kann.
Zuoberst verflacht sich das Gelände.
Am Rande der recht steilen Hangwie
sen steigen die Grasborde ganz sanft
gegen den jungen Wald an. Im Früh
sommer blühen hier vielfarbige Blu
men. Ein wunderbarer Blütenduft
umfächelt uns beim Schlendern über
den weichen Weg zu den oberen Wie
sen, Unvermittelt erblicken wir die
grossartige Berggestalt des Calanda;
unter vielen Felsbändern erkennen
wir die weiten Weideböden vom
Stelli.
Ein grosser Granitfindling weist uns
den Weg zu den nahen Felsen. Man
muss dort einen Augenblick verwei
len, muss die uralte Schrift lesen, die
das Wasser aus dem grauen Stein ge
waschen hat. Manchmal blühen Al
penastern oder Hauswurz am Rande
der Felsen; Feuerlilien und Steinnel
ken leuchten auf abschüssigen Ni
schen der senkrechten Felswand.
In angenehmem Abstand zur Wand
flucht führt das Weglein dahin. Drei
hundert Meter unter uns fliesst der
Rhein. Manchmal werfen wir einen
ängstlichen oder ungewohnten Blick
zum Wasser und dem breiten Auen
wald, in dem Birken, Erlen und Wei
den wachsen.
Eine dürre Föhre hängt über die
Wand. Wunderbar gewunden sind
ihre Äste; das Harz im Stamm und in
den Wurzeln bewahrt das dürre Holz
vor dem Verfall. Vielen Fotografen ist
sie schon Modell gestanden, mit den
eindrücklichen Silhouetten des Gon
zen und des Gauschla im Hinter
grund.
Eine kleine Steineiche wächst gedrängt
am Weglein. Ihre Verwandten findet
man sonst nur in südlichen Gefilden.
Anspruchslos und von den meisten
unbeachtet, bezeugt dieser kleine
Baum seine Anpassungsfähigkeit.