Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2001) (2001)

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Sagenumwitterter Fläscherberg 
Felix Vogt 
Der Fläscherberg mit seiner geologi 
schen Wunderwelt bot genug Mög 
lichkeiten, Sagen, wie sie im ganzen 
Alpenraum erzählt wurden, in unsere 
Gegend zu verlegen. 
Die Drachenlöcher 
Es muss ein greuliches Untier gewesen 
sein, das meistens in den Sümpfen des 
Oberfeldes hockte und die Bürger von 
Mals immer wieder erschreckte, wenn 
es der Hunger zu Raubzügen in das 
Dorf trieb. Da brachten ihm die Mäls- 
ner vorsorglicherweise Schafe, Ziegen, 
ja kostbare Kälber hinaus an den 
Sumpf, weil sie damit das Untier von 
ihrem Dorfe fernzuhalten hofften. 
Auf die selbstverständlichste Möglich 
keit, wies eben oft im Leben geht, ka 
men sie erst in der letzten Not. Neun 
Tage lang beteten sie zur Mutter Gottes; 
sie versprachen ihr, eine Kapelle zu 
bauen, wenn sie sie in ihrer Güte von 
dem Unheil erlöse. Weil ihr Gebet und 
ihr Gelübde aus gläubigen Herzen 
emporstieg, wurden sie auch erhört. 
Derböse Drache zeigte sich nicht mehr. 
Das Gelübde aber hielten sie treulich: 
Sie erbauten die kleine Wallfahrtskir 
che Mariahilf. 
Wer diese Geschichte nicht glaubt, er 
späht oben auf dem Turm einen 
Drachenkopf. Und wenn einer noch 
ungläubig ist, diene ihm der Hinweis, 
dass in der Nähe der Kirche die Felsen 
löcher immer noch «Drachenlöcher» 
genannt werden, als eine weitere Bestä 
tigung dieser Geschichte aus gefährli 
cher Zeit. 
Die Eiszeit hat uns viele Zeichen der 
riesigen Gletscher hinterlassen, die 
unser Land einst bedeckten. Der 
Fläscherberg mit seinen vielen Gra- 
nitfindlingen öffnet uns die Augen für 
das gewaltige Erosionswerk des Eises 
und des Wassers. Recht hübsch sind 
die ausgewaschenen Felsen am Guata 
Gang und eben bei den Drachen 
löchern zu beobachten. 
Vom idyllischen Dorfplatz bei der 
St. Peterskapelle in Mäls folgen wir 
der Strasse bis zu den obersten Häu- 
sern der Iradug. Rechts zweigt ein 
recht steiles Strässchen von der Lida- 
strasse ab und entschwindet bald in 
einem von Haselbüschen und Eichen 
gesäumten Dohlenweg. Wir queren 
die Weidehänge über der Matiola und 
steigen recht steil am Rande der Fels 
wand durch den Buchenwald höher. 
Unter einem Felsriegel gehen wir fast 
eben über dem recht steilen Wald und 
dem darunter abfallenden Felsen da 
hin. Immer ausgeprägter werden die 
Ausbuchtungen im brüchigen Schie 
fergestein, und immer enger und aus 
gesetzter wird die Spur zu den Dra 
chenlöchern. 
Wer sich nicht in das weglose und ab 
schüssige Gelände wagt, findet die 
ähnliche Felsszenerie am Guata 
Gang, welcher bei der Matheid von der 
Felswand unterhalb der Drachen 
löcher 
Lidastrasse abzweigt und auf gut mar 
kiertem Bergweg unter den Felsen des 
Lidakopfes gegen Fläsch führt. 
Die Diabalöcher 
Man munkelte in Mäls allerhand. Es 
wurde seit einiger Zeit in einem fort ge 
stohlen, die Ernte von den Feldern, 
Hühner, Enten, sogar Schafe und Zie 
gen. Wie staunten die Leute, als ein 
fremder Mann bei einem Bauernhof in 
Mäls vor die Jauchegrube trat, recht 
umständlich einen Wurm an die Angel 
setzte, ihn dann in die Grube warf und 
gespannt darauf wartete, dass ein Fisch 
anbeissen würde. 
Recht hinterhältig und lächelnd ant 
wortete der seltsame Fischer den ihn 
begaffenden Leuten: «Was ich nicht 
fange, fängt mein Bruder.» 
Wie rissen sie aber die Augen auf, als 
aus dem Kamin die ganze Sau gestoh 
len worden war. Wie fluchte der Winkel 
bauer! Nun wusste er genau, warum 
der Fremde in seiner Jauche gefischt 
hatte, und verstand auch, warum er 
von seinem Bruder gesprochen hatte. 
Einmal kam der Winkelhauer in Ge 
schäften über den Rhein nach Vilters. 
Dort klagte er einem Bauern sein Leid 
und Hess sich über die Diebstähle in 
seinem Dorfe aus. Da sagte der Schwei 
zer nachdenklich und blickte dabei 
Zinn Stubenfenster hinaus: «Wenn es 
das sein könnte! Über eurem Dorfe, 
hoch oben auf dem Ellberge, sehen wir 
von hier aus des Nachts immer ein 
Feuer brennen. Es könnten Menschen 
dort sein.» 
In einer der nächsten Nächte zogen der 
Winkelbauer und seine Nachbarn be-
	        

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