Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2001) (2001)

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Interview mit Rosa Vogt 
Du lebst schon seit sehr langer Zeit in 
einem Haus im Herzen der Iradug. 
Was hatte der Brunnen damals für 
eine Bedeutung für Mensch und Tier? 
Den Brunnen hat man sehr oft be 
nutzt, um Kleider zu waschen und im 
kleineren Becken, dem «Trog», ver 
schmutzte Eimer und Schüsseln zu 
reinigen. 
Früher gab es auch noch keine Was 
serhahnen in den Ställen, also ist man 
mit den Tieren zum Brunnen gegan 
gen, wo sie trinken konnten. 
Wie war es mit der Strassen- 
beleuchtung? 
Früher gab es auch schon Strassen- 
laternen. Aber heute gibt es mehr, und 
in der Nacht ist es deshalb bedeutend 
heller als vor fünfzig Jahren. 
Was haben die Kinder für Spiele ge 
spielt? 
Eigentlich die gleichen wie heute. 
Aber heutzutage sind die Kinder selte 
ner draussen, um zu spielen. Viele 
Kinder sitzen vor dem Fernseher oder 
Computer. 
Wie haben die Menschen in der Iradug 
zusammengelebt? 
Haben sie einander geholfen, beispiels 
weise bei Feldarbeiten oder bei Krank 
heiten von Nachbarn? Sind die Leute 
abends zusammengesessen ? 
Früher ist man öfters zusammen 
gesessen, und heute gehen die meis 
ten ins Kino oder bleiben vor dem 
Fernseher sitzen. Früher war das halt 
nicht möglich, da es noch kaum einen 
Fernseher gab. Auch hat man oft zu 
sammen das getrocknete Gras in die 
Scheune gebracht. Die Zusammenar 
beit hat früher wirklich viel bedeutet. 
Heutzutage gehen auch viele Leute 
mit dem Auto in die Kirche, wohin 
man früher noch miteinander zu Fuss 
gelaufen ist. 
Welche Bedeutung hatte der St. Peter 
für die Leute in seiner näheren Umge 
bung, was Läuten, Seelenrosenkränze 
usw. anbelangt? 
Die Kapelle beim St. Peter hatte für 
mich eine wichtige Bedeutung, die 
darin bestand, dass man zusammen 
dorthin ging, in diese kleine Kapelle. 
Sie war und ist immer noch sehr ge 
mütlich eingerichtet. Und da sie so 
klein war, kam man sich untereinan 
der näher, und ich finde das Zusam 
mensein ist sehr wichtig. 
Wie hat man die Ernte eingebracht? 
Es war wesentlich anstrengender als 
es heutzutage ist, denn man hatte 
kaum ein motorbetriebenes Gerät, 
das einem die Arbeit abnehmen konn 
te. Man musste alles von Hand ma 
chen. Aber man hat sich gegenseitig 
dabei geholfen, und so stand man sich 
in der Nachbarschaft sehr nahe. 
Wie war der Zustand der Häuser und 
Strassen? 
Die Häuser waren zum Teil so alt und 
kaputt, dass sie einzustürzen drohten. 
Die meisten Häuser standen leer. Als 
ich noch klein war, gab es in den Häu 
sern noch gar keine Klos und man 
musste immer hinausgehen. Dort gab 
es dann ein «Plumpsklo», das direkt 
in einem Schacht endete. Die Häuser 
waren auch immer sehr kalt und 
kaum isoliert. Die Strassen waren 
noch nicht gepflastert. Sie bestanden 
aus Kies und Dreck. Wenn es also reg 
nete, kam der ganze Schmutz den Ab 
hang herunter. Schächte gab es zu 
dieser Zeit auch sehr wenige und sie 
wurden immer wieder verstopft und 
überschwemmt. 
Wie verhielt man sich bei Schicksals 
schlägen, z-B. bei Bränden? 
Vor dem Feuer hatte man früher sehr 
Angst. Wenn es irgendwo einen Brand 
gab, gab man oft den Kindern die 
Schuld, sie hätten «gezeuselt». Ich 
hatte oft Angst vor dem «Zeusein», da 
der «Pföö», der bei uns so stark ist, 
schnell Feuer entfachte. Auch war es 
gefährlich, da es viele Scheunen gab, 
die nahe beieinander standen. Wäre 
eine Scheune entflammt, wäre das 
Feuer auf mindestens eine Scheune 
weitergesprungen. 
Literaturverzeichnis 
Hans Brunhart; Ewald Kaufmann; Roland 
Marxen Balzers unser Dorf. Balzers 1979. 
Franz Büchel: Die Geschichte der Pfarrei 
Balzers. Balzers 1982. 
Franz Büchel: Restauration St. Peter, Mäls. 
(Festschrift). Balzers 1971. 
David Gstöhl und Paul Vogt: Alte Bauten in 
Balzers. Gedenkschrift zur Renovation des 
Schulhauses Unterm Schloss. Balzers o. J. 
Georg Mahn: Kunstführer Fürstentum 
Liechtenstein. Bern 1968. 
Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des 
Fürstentums Liechtenstein. Basel 1950. 
Hans Rudolf Sennhauser: Kapelle St. Peter 
und Turmhaus in Mäls. In: Jahrbuch des 
Historischen Vereins für das Fürstentum 
Liechtenstein 71 (1971), S. 5-40. 
Emanuel Vogt: Gedenktage aus der Ge 
schichte der Gemeinde Balzers. Balzers 
1958.
	        

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