Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2000) (2000)

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Andreas Vogt (1941) 
Jedesmal, wenn ich nach einer Auslandsreise über die Rheinbrücke fahre 
und die Burg Gutenberg und das Falknismassiv im Blickfeld habe, über 
kommt mich ein seltsames Gefühl. Es hat etwas Befreiendes, gleichzeitig 
vermittelt es aber auch Geborgenheit. Hier kehre ich immer wieder gerne 
zurück, um Vertrautes und Liebgewonnenes zu finden. Welches sind die 
Gründe, die uns mit einem Fleckchen Erde so stark verbinden? 
Ich denke, der Beginn dieser Verwurzelung geht bis in die Jugendzeit des 
Schreibenden zurück, dort, wo unser Dorf in der Nachkriegszeit seine 
eindrückliche Entwicklung vom Bauerndorf zur Industriegemeinde ge 
nommen hat. Damals hat sich vieles innerhalb der Gemeindegrenzen ab 
gespielt. Die Freizeit verbrachten wir Buben im Schlosswald beim Jäger 
spiel oder auf dem Studentenplatz mit Fussball spielen. Fernsehen war 
noch sehr wenig verbreitet. Als Ministrant, Singbub oder in verschiede 
nen Vereinen fand man ein weiteres Betätigungsfeld. 
Erst mit dem Besuch der Realschule in Vaduz und später der Berufsschule 
in Buchs wurden die Gemeindegrenzen überschritten. Es kam so zu den 
ersten Kontakten mit Nicht-Balznern. Die zeitweise Entfernung wurde 
durch einen längeren Auslandsaufenthalt verstärkt. Mit der Gründung 
der Familie und dem eigenen Wohnhaus fand ein zweites Mal eine stärke 
re Bindung mit der Gemeinde statt, die durch ein achtjähriges politisches 
Engagement ihren Höhepunkt fand. Jedes für sich allein reicht sicher 
nicht aus, die Treue und Loyalität zu Balzers zu begründen. Es ist ebenso 
die Art und Weise, wie sich Balzers weiterentwickelt hat, wie eine grosse 
Zahl von Fremden in das Gemeindeleben integriert wurde, ohne den eige 
nen Charakter der Gemeinde zu verlieren. 
Die Burg Gutenberg, die sich majestätisch zwischen den beiden Dorfteilen 
Mäls und Balzers erhebt, stellt für mich einen starken optischen Faktor 
dar. Als eingeschworener Mälsner führe ich diese Dualität Mäls/Balzers 
bei jeder Gelegenheit gerne an, denn immerhin ist jeder Mälsner ein 
Balzner, aber nicht jeder Balzner ein Mälsner. 
Mit Blick in die Zukunft wünsche ich mir, dass Balzers möglichst vielen 
Einwohnern im Rahmen einer modernen Infrastruktur jene Privatheit 
gewährleisten kann, welche zur Entfaltung des ganzen Menschen not 
wendig ist und soviel Offenheit für Neuerungen bewahrt, damit zukünfti 
ge Entwicklungen nicht verpasst werden und trotzdem die Eigenart er 
halten bleibt. Kurzum: eine gewollte Entwicklung, anstatt sich einfach 
treiben zu lassen.
	        

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