Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2000) (2000)

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Rosa Brunhart (1913) 
Wenn man mich heute fragt, was sich seil der Zeit meiner Jugend in Balzers 
am meisten verändert hat, dann ist es sicher die Tatsache, dass die Leute 
heute Arbeit haben und damit auch wirtschaftlich besser gestellt sind. 
Früher waren die meisten Familien arm. Diese Tatsache wurde jedoch 
dadurch gemildert, dass dies für die meisten galt. Jene, die etwas be- 
sassen, hatten in der Regel Boden oder Kühe; Bargeld war überall rar. 
Dies brachte es mit sich, dass die Abhängigkeiten innerhalb der Familie 
und der Verwandtschaft grösser waren. Es gab auch Abhängigkeiten des 
wirtschaftlich Schwächeren vom wirtschaftlich Stärkeren. Dazu hat si 
cher beigetragen, dass es früher keine AFIV gab und deshalb ältere oder 
kranke Leute auf das Wohlwollen von anderen angewiesen waren. Das 
Zusammenleben der verschiedenen Generationen im gleichen Haushalt 
gestaltete sich unter diesen Rahmenbedingungen auch nicht immer so 
romantisch, wie dies heute oft gesehen wird. 
Die wirtschaftliche Verbesserung hat aber sicher nicht dazu geführt, dass 
die Leute heute glücklicher und zufriedener sind. Man war früher mit 
weniger zufrieden. Viel arbeiten war kein Problem, weil man froh war, 
dass man Arbeit hatte. 
Mein Fazit ist, dass sich die Leute selber nicht sehr verändert haben. Die 
Charaktereigenschaften sind die gleichen geblieben, und es hat unter den 
Jungen ebenso viel positive Menschen wie unter den Alten. Mir scheinen 
also die Veränderungen nicht so gross zu sein, wie man vielleicht auf den 
ersten Blick meint; Das Dorf ist natürlich stark gewachsen, Industrie 
bauten sowie neue Quartiere sind entstanden, und viele Leute sind im 
Laufe der Zeit zugezogen. 
Es werden heute immer mehr Reisen unternommen. Nicht wenige junge 
Leute studieren und arbeiten im Ausland, um sich weiterzubilden. Mein 
Mann gehörte zu der Generation, die in Frankreich oder Spanien Arbeit 
suchen musste. So haben sich die Dinge geändert. 
Ich möchte auch sagen, dass die vielen Freiheiten, die man heute hat, und 
der Zerfall der Autoritäten das Leben gerade für die Jugend nicht einfa 
cher machen. 
So sind die Veränderungen zum Teil positiv, zum Teil negativ. Aufzuhalten 
sind sie jedenfalls nicht. Es kommt halt auf die Einstellung an, die man hat.
	        

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