Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2000) (2000)

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stark angestiegen, dass einige der ers 
ten Tirailleure, die sich ins Wasser ge 
stürzt hatten, von den Fluten fort 
gerissen wurden und ertranken. Des 
halb ordnete General Massena, der 
die Flussüberquerung persönlich über 
wachte, die Erstellung einer Bock 
brücke an. Das dazu benötigte Holz 
musste die Bevölkerung von Azmoos 
und Trübbach in aller Eile am Scholl- 
berg schlagen und zum Rhein trans 
portieren. Dort wurden die einzelnen 
Böcke zusammengezimmert und in 
gleichmässigen Abständen in das ge 
gen drei Meter tiefe, reissende Wasser 
gesetzt. Die Verankerung jedes einzel 
nen Bockes nahm viel Zeit in An 
spruch, so dass es bis nachmittags 
2 Uhr dauerte, bis die Brücke für die 
Infanterie passierbar war. 
Am rechten Rheinufer fanden die 
Franzosen nur wenig Gegenwehr, 
denn das bei Balzers und Mals pos 
tierte Bataillon Gradiskaner war zur 
Verstärkung der Festungsbesatzung 
auf die Steig abgezogen worden. Ein 
eiligst herbeigerufenes Bataillon des 
Regiments de Vins kam zu spät, um 
noch etwas ausrichten zu können. 
Zwei französische Brigaden, von de 
nen die eine unterhalb der Tardis- 
brücke unter General Chabran, die 
andere unter dem Befehl General 
Borges bei Fläsch den Rhein über 
schreiten sollte, konnten dies infolge 
des hohen Wasserstands nicht be 
werkstelligen. Deshalb erhielten sie 
von Massena den Befehl, ebenfalls die 
neu erstellte Bockbrücke bei Trüb 
bach zu benützen. 
Eroberung der Luziensteig 
Nun sammelten sich die Franzosen an 
der Stelle, die noch heute «Schiff 
lände» genannt wird. Von hier aus 
setzten sich drei Gruppen gegen die 
Luziensteig in Bewegung. Die stärkste 
Gruppe unter dem Bataillonskom 
mandanten Durand hatte den Befehl, 
über die Pradwiesen frontal gegen die 
Festung vorzurücken. Eine kleinere 
Einheit in der Stärke von zwei Kom 
panien erreichte über Balzers das Pla 
teau von And und von dort durch das 
steile Guschatobel die Alp Guscha. 
Das ohnehin schon unwegsame Ge 
lände war infolge des gefallenen Neu- 
«Plan vom St. Lucien-Steige samt der 
Situation und den daselbst angelegten 
Fort anno 1799» 
schnees fast unpassierbar geworden, 
und diese Einheit konnte den Befehl 
nur unter Aufbietung der letzten Kräf 
te ausführen. Die dritte Gruppe in 
Stärke eines Bataillons erreichte über 
Mäls die Höhen des Fläscherbergs 
und rückte von dort gegen die Fes 
tung vor. 
Es war schon später Nachmittag, und 
vier frontale Angriffe der Franzosen 
waren von den Verteidigern der Fes 
tung abgewiesen worden. Als die Dun 
kelheit hereingebrochen war, gelang 
es aber der von Guscha herab operie 
renden Truppe unter ihrem Komman 
danten Arnouil endlich, von Osten in 
die Festung einzudringen und das Tor 
aufzustossen. Damit war die Festung 
gefallen. Oberstleutnant Hasslinger, der 
Festungskommandant, wurde bei der 
Erstürmung tödlich verwundet. Mit 
ihm fielen noch 250 Mann, die sich 
tapfer verteidigt hatten. Etwa 800 
Österreicher wurden gefangen und
	        

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