Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1999) (1999)

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Grenzstein von 1735 bei St. Katrina- 
brunna. Im Bild die Bündnerseite mit 
den Wappen der Drei Bünde, links da 
von der Balzner Gemeindevorsteher 
Fidel Brunhart. 
dentausch also, der Verstärkung des 
Grenzwachtkorps und der Reduktion 
der liechtensteinischen Schulden in 
der Schweiz von 2,6 Millionen auf 
SOO’OOO Franken. 
Fidel Brunhart stellte fest, dass sich 
Balzers mit einer Abtretung niemals 
einverstanden erklären könne. «So 
fern der Landtag Balzers verkaufen 
wolle, sei das seine Sache, aber die 
Gemeinde Balzers könne niemals zu 
stimmen. Man erzähle in Balzers, 
dass ganz früher einmal die Landes 
grenze auch weiter droben gelegen 
sei und man verfluche heute noch 
jene Leute, die eine Verschiebung der 
Grenze zu unseren Ungunsten bewil 
ligt haben.» 
Landtagsvizepräsident Alois Ritter un 
terstrich, dass eine Abtretung des 
Ellhorns eine gewisse moralische Re 
serve für die Zukunft sein könne. 
Man müsse Entgegenkommen zei 
gen, zumal es für die Schweiz damals 
auch nicht leicht gewesen sei, den 
Zollvertrag Wirklichkeit werden zu 
lassen. Balzers müsse jedenfalls ge 
nerös entschädigt werden. 
Arbeitnehmerpräsident Josef Sele er 
klärte, dass er mit dem Herzen bei 
den Balznern sei, verstandesmässig 
sehe die Sache aber etwas anders aus. 
Die Schweiz habe immer ihre Neu 
tralität betont, auch dass sie niemals 
Gebietsansprüche stellen werde. Ent 
weder sei man Liechtensteiner oder 
man sei es nicht. 
Landtagspräsident David Strub mein 
te, dass er heute bereits hören könne, 
was die Balzner schon kurze Zeit 
nach einer Trennung von der Schweiz 
sagen würden. Jedenfalls wüssten sie 
auch nichts Besseres zu tun, als die 
Schuld der Regierung und dem Land 
tag in die Schuhe zu schieben. Man 
könne von den Balznern auch eine 
gewisse Vernunft verlangen. 
Die dritte Lesung im Landtag 
Die dritte Sitzung vom 10. Dezember 
1948 war von den Balzner Abgeord 
neten Heinrich Brunhart, Alois Wille 
und Fidel Brunhart geprägt, die eine 
Vetragsunterzeichnung ablehnten. 
Heinrich Brunhart reklamierte, dass 
der Landtag nicht einmal eine Bege 
hung des Ellhorns für nötig befunden 
habe, während er schon zweimal eine 
Strasse im Unterland besichtigt habe. 
Ausserdem müsse Balzers Gemeinde 
gebiet abtreten und erhalte dafür 
Privatboden. Ob denn zum Beispiel 
die Unterländer Abgeordneten bereit 
wären, den Gantenstein abzutreten? 
Fidel Brunhart meinte sarkastisch, 
dass man bei der Verteilung des mate 
riellen Gewinns, den Liechtenstein 
dank einer Abtretung des Ellhorns 
mache, keine Gemeinde benachteili 
gen wolle - man solle einfach den 
Balznern ihr Gebiet lassen, dann kön 
ne auch das Land sein Geld behalten. 
Alois Wille führte aus, dass man die 
Balzner verstehen müsse. Er sei nicht 
bereit, auch nur einen Quadratzenti 
meter abzutreten. 
Die dritte Lesung fand am 13. Dezem 
ber statt und dauerte eine Stunde. 
Heinrich Brunhart hielt es für falsch, 
dass man die Lebensmittelschuld von 
2,6 Millionen Franken und andere 
Forderungen mit der Ellhorn-Frage 
verknüpft habe. Der Landtag habe die 
Gemeinde Balzers verkauft. Deshalb 
müsse diese nun auch entsprechend 
entschädigt werden. 
Regierungschef Frick zeigte sich über 
rascht vom eindeutigen Resultat der 
Gemeindeabstimmung in Balzers. 
Die Meinungen waren jedoch ge 
macht. Die Abstimmung im Landtag 
ergab zehn Stimmen für eine Abtre 
tung des Ellhorns, fünf Abgeordnete 
stimmten dagegen. Heinrich Brun 
hart insistierte, wie der weitere Ver 
handlungsverlauf sei, wie überhaupt 
in der Verfassung die Frage von Ge 
bietsveränderungen geregelt sei, und 
ob allenfalls ein Referendum ergrif 
fen werden könne. Man wäre, sagte 
er, zufrieden gewesen, wenn man Bal 
zers gelassen hätte, was ihm gehöre. 
Nun aber habe Balzers für das Land 
Opfer gebracht. Die Gemeinde sei 
deshalb grosszügig zu entschädigen. 
Landtagspräsident Strub wollte die 
Vertragsunterzeichnung ohne Verzö 
gerung durchführen. Die Angelegen 
heit werde von Balzers dramatisiert. 
Die Ellhorn-Sache war gelaufen! 
Grenzkorrekturen und Grenzvertrag 
Am gleichen Tag (13. Dezember 1948) 
verfasste der St. Galler Grundbuch 
geometer R. Bosshardt ein Gutach 
ten über den Verlauf der Landesgren 
ze zwischen St. Katrinabrunna und 
Mittagspitz, wo Unklarheit geherrscht
	        

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