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Zwar wäre nicht gerade die Kündi
gung des Zollvertrages zu gewärti
gen, aber man habe ja «genügend an
dere Mittel, um uns ein weiteres Zu
sammenleben zu allem eher als ei
nem angenehmen zu gestalten».
Ausserdem, nur das Politische Depar
tement in Bern wäre sich halbwegs
der Schwierigkeiten bewusst, die
Liechtenstein in dieser Frage zu über
winden haben würde. Er habe Kobelt
darauf aufmerksam gemacht, dass
Balzner Bürger noch unerledigte
Entschädigungsansprüche aus der
Zeit der Mobilisierung hätten, welche
man erledigen müsse, bevor die Ell
horn-Frage in die Gemeinde komme.
Botschafter Prinz Heinrich berichte
te weiter, dass er höre, das Politische
Departement wolle die Ellhorn-Sa
che im Sommer aufs Tapet bringen.
Er rate ab, allfällige Forderungen an
die Eidgenossenschaft schon jetzt zu
präsentieren und damit die Ellhorn-
Frage zu provozieren, weil «wir wirk
lich gar kein Interesse daran haben,
uns unnötig früh in das Wespennest
hineinzusetzen, das uns in der Ge
meinde bevorstehen wird».
Prinz Heinrich war dafür, eine Abtre
tung des Ellhorns zu unterstützen,
weil eine Verweigerung im Kriegs
fälle katastrophale Folgen haben
könnte, wenn etwa die Festung Sar-
gans eingenommen würde. In diesem
Falle sei Liechtenstein «garantiert al
ler weiterer Sorgen über den Zollver
trag enthoben und könne dann den
Weg <von der Schweiz nach Öster
reich) antreten, wobei ich aber glau
be, dass eine Aufnahme in den öster
reichischen Zollverband kaum mög
lich sein wird, nachdem wir sie im
Jahre 1918, als sie am Ertrinken wa
ren, verlassen haben». Man solle den
Leuten die Dinge klar schildern «und
den Boden in den Parteien und in
Balzers» bereiten.
Der Stein kommt ins Rollen
Die Angelegenheit kam wirklich im
Sommer 1948 ins Rollen. Verschiede
ne Fragen wurden mit dem Ell
horn-Problem verknüpft: Lebensmit
telschuld, Zollanteil Liechtensteins,
Evakuierung der Bevölkerung im
Der hier abgebildete Grenzstein - ein
Melser Verrucano - wurde zu Beginn
des Zweiten Weltkrieges beim Abtragen
eines alten Rheindammes in Balzers
gefunden. Es ist der älteste mit einer
Jahreszahl versehene Grenzstein der
Grafschaft Vaduz und Liechtensteins
überhaupt. Die Planzeichnung mit
Ausmass, Ansicht und Standort des
Steins stammt von Baurat Josef Vogt.
Dieser älteste Rheinmarkstein wurde
nach Vaduz gebracht und dort wenige
Jahre danach von einem Arbeiter irr
tümlich in Stücke zerschlagen.