Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1998) (1998)

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erfasst. In leichter Aufsicht lenkt er 
den Blick von seinem Standpunkt 
oberhalb des Dorfes über Magerwie 
sen und Streuobstbestand - heute 
das überbaute Gebiet der Heiligwies 
- auf die Gebäudegruppe im Winkel 
mit den ersten Steinhäusern des 
Dorfes. Erkennbar ist das typische 
Balzner Haus: ein rechteckiger Stein 
bau mit relativ steilem Satteldach, 
das nur wenig über die Hausmauer 
hervorsteht. Dominierend im Bild ist 
der Turm der Pfarrkirche St. Niko 
laus aus dem Jahr 1 807 - ein weithin 
sichtbares Wahrzeichen der Gemein 
de Balzers umgeben von der Fried 
hofsmauer. Dahinter befindet sich 
der alte Pfarrhof, der bis 1967 als 
Wohnung des Pfarrers diente. Bereits 
zu Zotows Zeiten war das Kirchen 
schiff nicht mehr erhalten. Die Steine 
wurden für den Bau des alten Balz 
ner Gemeindehauses verwendet. Der 
Kirchturm blieb stehen und wurde 
im gleichen Jahr renoviert. 
Nahezu schemenhaft erscheint dage 
gen Burg Gutenberg, die 1951 von 
Hermine Kindle de Conteras Torres 
und Miguel de Conteras Torres 
erworben wurde. Links am Fusse des 
Burghügels sieht man die Fürst- 
Johann-Jubiläumskirche von 1912, 
deren Umgebung bis in die Sech 
zigerjahre eine Naturwiese bildete. 
Links daneben befindet sich das heu 
tige Haus Gutenberg. 
Infolge einer regen Bautätigkeit ver 
änderte sich ab den Fünfzigerjahren 
das Bild der Gemeinde Balzers 
grundlegend. Von dieser Entwick 
lung ist auf Zotows Ansicht noch 
nichts zu erahnen. Neben dem doku 
mentarischen Wert der Radierung 
darf jedoch der besondere Stim 
mungscharakter des Blattes, der bei 
anderen Arbeiten der Gemeinde 
mappe weniger stark ausgeprägt ist, 
nicht unerwähnt bleiben. Die spät 
herbstliche Atmosphäre wird ver 
stärkt durch die Wolkenbildung am 
Himmel sowie durch einen am linken 
Bildrand stehenden, vom Blitz ge 
troffenen Baum - ein Gestaltungs 
element, das der Künstler auch 
in Landschaftsdarstellungen seiner 
ukrainischen Heimat einsetzte. 
Abb. 4: 
«Belagerung von Burg Gutenberg» 
Studie zur Briefmarkenserie von 1942 
Öl auf Holz, 67,7 x 97,3 cm 
Postmuseum Vaduz 
Neben verschiedenen Probedrucken 
der Ansicht von Balzers hat sich 
zudem eine interessante Vorzeich 
nung erhalten (Abb. 2), in der Zotow 
mit wenigen Strichen die ihm we 
sentlichen Merkmale der Gemeinde 
skizziert. Dem alten Kirchturm gibt 
er mehr Gewicht durch eine optische 
Erhöhung, so dass er weit über die 
Berge hinausragt. In der Skizze 
radiert er diese Idee zunächst noch 
mals aus, doch in der späteren 
Fassung wird der Turm als dominie 
rendes Merkmal der Gemeinde reali 
siert. Die rahmenden Bäume am 
rechten und linken Bildrand geben 
dem Blatt mehr räumliche Tiefe, wie 
eine weitere Variante (Abb. 3), in der 
diese Elemente fehlen, deutlich 
macht.
	        

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