Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1998) (1998)

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Anklage des Gregor Willi vom 
24. September 1915 wegen unanstän 
digem Benehmen 
gingen aus Balzers 80 bis 85 Per 
sonen, meist junge Burschen, im 
Rahmen eines Arbeitsbeschaffungs 
programmes als Hirten, Sennen und 
Zusennen auf liechtensteinische und 
österreichische Alpen. Das «Liech 
tensteiner Volksblatt» sah sich veran 
lasst, diese Information «zum Trost 
des amtierenden Polizeiorgans» zu 
veröffentlichen. 
Aus der Zeit des Kriegsausbruchs ist 
ein eher tragikomischer Fall zu ver 
melden, der zeigt, dass es in Balzers 
zwar jugendlichen Leichtsinn, aber 
auch überlegte Entscheidungen und 
Handlungen gab: Albert Vogt, gebo 
ren am 3. April 1897, verwaist und 
unter Vormundschaft stehend, hatte 
im August 1914 mittels einer Feld 
postkarte seine Angehörigen in Bal 
zers davon verständigt, dass er in 
Freiburg i. Br. zum Soldaten ausge 
bildet und in drei Wochen ins Feld 
geschickt werde. Auf einer Postkarte, 
adressiert an Georg Vogt, Wagner 
meister, Balzers, hatte Albert Vogt 
aus Freiburg geschrieben: 
«Liebe Angehörige, Ihr werdet er 
schrecken, wenn Ihr hört wo ich bin. 
Ich bin in Freiburg und werde zum 
Soldaten ausgebildet. In drei Wochen 
geht es auf das Schlachtfeld. Um 
eines bitte ich: schickt mir 50 Kro 
nen, sagt das dem Götte. Das andere 
mögt Ihr haben, wenn ich nicht mehr 
aus dem Krieg komme. Adieu und 
auf Wiedersehn in der andern Welt.» 
Der Vormund des Albert Vogt hatte 
die Regierung ersucht, sich dafür ein 
zusetzen, dass dem Minderjährigen 
die Verwendung im Heere untersagt 
und derselbe zur Rückkehr in seine 
Heimat angehalten werde. Auf diese 
Intervention hin wurde Vogt am 18. 
September 1914 aus dem 5. Badi 
schen Infanterie-Regiment Nr. 113 
entlassen. 
Diese Begebenheit hatte sogar auf 
der Titelseite der Wiener «Kronenzei 
tung» vom 7. Juli 1915 als Karikatur 
Aufmerksamkeit gefunden. Im Kom 
mentar dieser Zeitung hiess es, dass 
Albert Vogt sich von der Schweiz aus 
zusammen mit einigen deutschen 
Arbeitskollegen freiwillig zum deut 
schen Heeresdienst gemeldet habe. 
Der Text, der sich über diese Ange 
legenheit in ironisierender Form aus 
lässt, berichtet, dass die liechtenstei 
nische Regierung durch Verrat von 
der Sache erfahren habe und unter 
Berufung auf die Neutralität Liech 
tensteins die Entlassung Vogts aus 
dem deutschen Heere verlangt habe. 
«Er musste Wehr und Waffen abge 
ben und wurde so seinem Vaterland 
erhalten.» Diese Meldung nahm die 
liechtensteinische Regierung zum 
Anlass, an die Redaktion der «Kro 
nenzeitung» zu schreiben, dass meh 
rere Liechtensteiner sich freiwillig 
zum Kriegsdienst gemeldet hätten. 
Ihrem Ansuchen sei von der fürstli 
chen Regierung kein Hindernis in 
den Weg gelegt worden. 
Es ist allgemein bekannt, dass man 
che Balzner während und vor allem 
kurz nach dem Krieg eine intensi 
ve Schmuggeltätigkeit entfalteten. 
Schon vor dem Krieg war Sacharin, 
der künstliche Süssstoff, ein wichtiges 
Schmuggelgut gewesen. Das Schmug 
geln nahm beträchtlich zu, als infol 
ge des Krieges Lebensmittel und Roh 
stoffe zur Mangelware wurden. Da 
während des Krieges aber auch die 
Grenzkontrollen verschärft wurden 
und Grenzübertritte nur noch mit 
Ausweispapieren möglich waren, 
wurde der Schmuggel zu einer von 
Einzelpersonen beinahe berufsmäs 
sig betriebenen Beschäftigung. Die 
Waren wurden in Booten von der 
Schweiz über den Rhein nach Liech-
	        

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