Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1997) (1997)

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Höfle, Häuser Nrn. 28-34, Hinterhof 
situation und Ansicht Süd-Ost 
Da nur noch ein geringer Teil der Ge 
bäude im Höfle bewohnt und genutzt 
wird und die Durchführung notwendi 
ger Unterhaltsarbeiten in den vergan 
genen Jahren zunehmend vernachläs 
sigt wurde, stellt sich heute die Frage 
nach der Zukunft der Bauten im 
Höfle. Immer wieder wird der Ruf 
nach Abbruch der als unschön gelten 
den Häusei laut. Der zu geringe 
Wohnkomfort, die Höhe der zu erwar 
tenden Baukosten und statische Pro 
bleme lassen eine Renovation der 
Häuser vielfach als wenig sinnvoll er 
scheinen. 
Den auch in der Gemeindestube zum 
Thema «Erhalt oder Abbruch des 
Höfle» geführten Diskussionen ist 
eine Vielzahl von Architektur- und In 
genieurstudien vorausgegangen. So 
befasste man sich zunächst Ende der 
1970er Jahre mit der Möglichkeit ei 
ner künftigen baulichen Verdichtung. 
Aus den unterschiedlichen Studien 
ging die im Dezember 1980 vorgestell 
te Ortskernplanung «Im Höfle» 3 her 
vor, die in einem Gestaltungsplan den 
Erhalt der Altbauten sowie eine bauli 
che Verdichtung der rückseitigen 
Freiräume vorsieht. Eine im Juni 1985 
abgeschlossene Untersuchung 4 gibt 
Auskunft über die Durchführbarkeit 
der Erhaltung der beiden ostscitigcn 
Gebäudegruppen und prüft die ver 
schiedenen Nutzungsmöglichkeiten. 
Während die rückwärtigen Ökonomie 
bauten abgebrochen werden sollen, 
sieht das Projekt den Erhalt der alten 
Wohnbauten vor. Diese sollen für Ge 
werbe-, Büro-, Schul-, Ausstellungs 
und Wohnzwecke genutzt werden. 
Die Erhaltung der alten Bausubstanz 
wird als eine sehr anspruchsvolle, 
aber durchaus lösbare Aufgabe darge 
stellt. Die Herausforderung wollte je 
doch, zumindest bisher, noch nie 
mand annehmen. 
Die Chancen für einen Fortbestand 
des Höfle mit seinen historischen 
Wohnbauten, den dazugehörigen Stall 
scheunen und Hinterhöfen sind aus 
heutiger Sicht als sehr gering einzu 
schätzen. In besonderem Mass ge 
fährdet ist derzeit die ostseitige Häu 
sergruppe. Vielleicht mögen die durch 
den Durchgangsverkehr verursachten 
schlechten Wohnverhältnisse, die zu 
kleinen und zu wenig komfortablen 
Wohnräumc, eine fehlende Alterna- 
tivnutzung oder die zu erwartenden 
relativ hohen Renovationskosten für 
einen Abbruch des Althcstnnds spre 
chen. Vergleichsbeispiele zeigen je 
doch, dass mit entsprechendem Wil 
len und Engagement der Erhalt einer 
historischen Gebäudegruppe sehr 
wohl Vorteile gegenüber einem zu 
nächst scheinbar problemlosen Ab 
bruch birgt. Sollte die Lösung für das 
Höfle tatsächlich im Abbruch der 
Häuser gefunden werden, so bleibt 
schlussendlich die Beantwortung ei 
ner Reihe wichtiger Fragen offen: Was 
passiert mit den verbleibenden Alt 
bauten? Bleiben Hinterhöfe und Gär 
ten als Lebensraum erhalten? Wie 
müssen Neubauten aussehen, die auf 
die spezifische ortsbauhche Situation 
des Höfle einzugehen wissen? Die 
wichtigste aller Fragen aber lautet: 
Wird durch den Verlust der Altbauten 
im Höfle nicht doch ein Kernstück 
Balzner Heimatgeschichte aufgege 
ben? Diese Frage sollte gewissenhaft 
geprüft werden. 
Mag das Balzner Höfle heute auch 
mehr einer «Villa zum dürren Ast» als 
einer attraktiven Gebäudegruppe glei 
chen - eine Renovation und Anpas 
sung der Altbauten vermöchten wohl 
mehr an geschichtlichem Reichtum 
und an Identität wiederzugeben als es 
Ersatzneubauten in der Lage sind. 
Anmerkungen 
’ Peter Albertin: Höfle Balzers. Erste Er 
gebnisse zur Baugeschichte. Winterthur 
1996. 
2 Ingrid Wohlwend: Der Dorfbrand von 
1795. In; Balzner Neujahrsblätter 1995, 
S. 61-67. 
3 Ortskernplanung «Im Höfle» Balzers. 
Sonderorientierung Nr. 84. Balzers 
1980. 
4 Walter Schlegel und Partner: Im Höfle. 
Trübbach 1985.
	        

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