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Häusergruppe Höfle, Ansicht Süd
Abb. Seite 43 oben:
Gesamtplan aus dem Ortsplanungs
bericht «Im Höfle»
Abb. Seite 43 unten:
Chronologie der Baugeschichte Höfle
(Peter Albertin, Winterthur)
Die heutige Bausubstanz des Höfle
geht mehrheitlich auf das 16. bis 18.
Jahrhundert zurück. Von bauge
schichtlich und architektonisch ganz
besonderem Interesse sind die beiden
ostseitigen Längsbauten mit ihren
dahinterliegenden Stall- und Öko
nomiegebäuden. Die ältesten Teile
dieser Häusergruppe vermutet Peter
Albertin in Wohntürmen, die aus dem
16./17. Jahrhundert stammen. 1 Wie
der Wohnturm der Gebäudegruppe
St. Peter in Mäls dürften auch diese
Häuser für eher begüterte Familien
entstanden sein, welche ihre Bauten
in Anlehnung an die wehrhaften Burg
türme des 12. und 13. Jahrhunderts
errichteten. Sie sind charakterisiert
durch eine kompakte, vertikale An
ordnung der Wohnräume. In ihrer
massiven Bauweise hoben sie sich von
den damals in Holzbauweise errichte
ten Nachbarbauten deutlich ab. Wei
tere Verbreitung fanden Wohntürme
im Engadin und in Graubünden.
Im 17./18. Jahrhundert kam es im
Höfle zum baulichen Zusammen
schluss der bestehenden Wohntürme.
Daraus resultierten zwei Gebäude
gruppen, in denen jeweils vier Wohn
einheiten zusammengefasst waren.
Im hinteren Bereich der Häuser ent
standen zur gleichen Zeit Ökonomie
bauten, die den Bewohnern zur land
wirtschaftlichen Nutzung ihrer Fel
der dienten.
Ein für den gesamten Bereich Höfle
einschneidendes Ereignis bildete der
Dorfbrand vom 22. Oktober 1795. 2
Zusammen mit mehr als 30 weiteren
Gebäuden wurde auch die ostseitige
Gebäudegruppe im Höfle innert kür
zester Zeit ein Raub der Flammen. Der
gesamte Innenausbau, die Dachstühle
sowie die hofseitigen Scheunen
bauten brannten völlig ab. Wirt
schaftsnot und Elend machten diesen
Verlust besonders schmerzlich. Doch
schon bald begannen die von der
Brandkatastrophe betroffenen Be
wohner, über den stehengebliebenen
Grundmauern ihre Häuser wieder
aufzubauen. Teile verkohlter Holz
konstruktionen sind heute noch im
Mauerwerk zu finden.
Die zwischenzeitlich mehr als 200
Jahre alten «Neubauten» lassen eine
bewegte Entwicklungsgeschichte er
kennen. Immer wieder kam es zu bau
lichen Erweiterungen, insbesondere
bei den Stallscheunen, sowie zu funk
tionsbedingten Anpassungen und Mo
dernisierungen. Aber nicht nur die
Bauten, sondern auch die dazwi
schenliegenden Freiräume und Gär
ten wurden intensiv genutzt und dien
ten als Treffpunkt für die gesamte
Wohngemeinschaft.