Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1997) (1997)

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Seil, während Wille den Fährmann 
machte, um die beiden Zuträger über 
zuholen. Als sich diese schwer bela 
den dem wartenden Schiffchen näher 
ten, tauchten hinter ihnen plötzlich 
die Umrisse eines Schweizer Zöllners 
auf. Wille trieb seine Leute zur Eile an, 
und es begann ein Wettlauf zwischen 
Zöllner und Schmugglern. Fast gleich 
zeitig erreichten sie das Boot. Wäh 
rend sich der eine Balzner mit einem 
mutigen Sprung ins Schiffchen warf, 
begnügte sich der andere damit, ledig 
lich seine Packung ins Boot zu stos- 
sen, um sich dann auf die Schnellig 
keit seiner Beine zu verlassen und so 
rasch ihn diese trugen, über die Kies 
bank aufs Wuhr zurückzurennen. 
Inzwischen hatte das Boot - eine Na 
senlänge vor dem anstürmenden 
Grenzer - von der Kiesbank abge- 
stossen und unter kräftigen Ruder 
schlägen, unterstützt vom seilziehen 
den Büchel, das diesseitige Ufer er 
reicht. Die drei mit heiler Haut Davon 
gekommenen waren noch nicht lange 
zu Hause, als auch der vierte Partner 
eintraf. Er hatte sich unbemerkt über 
Fläsch nach Balzers durchschlagen 
können. 
Balzner Schmuggler, humorvoll 
«Lichtensteinisch-Schweizerishe 
Export & Import Ges.» (!) genannt, 
Luziensteig 1919 
Von links nach rechts: 
Stehend: Schweizer Grenzwächter; 
Alois Gstöhl, 293; Engelbert Frick, 
253; Michael Wolfinger, 226; Oswald 
Frick, 9; Frau Tanner vom Restaurant 
Luziensteig; Schweizer Heerespolizist 
Sitzend bzw. liegend: Simon Vogt 
(Schmed-Simma), 210; Emil 
Brunhart (Bonöörle); Rosa Vogt- 
Seeberger (Schmed-Simrnas Rööse); 
David Vogt, 232; Fidel Brunhart, 302; 
Johann Vogt, 220 
eben Eisenwaren wie Sensen, Eispik 
kel, Hämmer, Zangen und «Gölla- 
schapfa» 3 ausgeführt und auf die Steig 
geschmuggelt. Dort herrschte fast täg 
lich ein regelrechter Markt. Es wur 
den auch Schuhe, Wolldecken, Zeiss- 
Ferngläser, Fahrräder und Kachel 
pfeifen zum Verkauf angeboten. Diese 
Artikel waren während der chaoti 
schen Zustände nach dem Zusam 
menbruch Österreichs grösstenteils 
aus den Beständen der geschlagenen 
Armee gestohlen und gegen gute 
Schweizerfranken eingetauscht wor 
den. 
Schmugglergeschichten 
Aller Anfang ist schwer 
Es war im Winter 1915/16, als vier 
Balzner, unter ihnen Fidel Büchel 
(Manzele Fideele) und Alois Wille 
(Schriiner Wele), zum ersten Mal ihr 
neues Boot einsetzten, um sich so das 
höchst ungesunde Waten zu ersparen. 
Man wollte es für den Anfang nicht an 
der nötigen Vorsicht fehlen lassen, 
und so wurde das Boot an einem lan 
gen Seil am liechtensteinischen Ufer 
befestigt. Fidel Büchel blieb beim
	        

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