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Seil, während Wille den Fährmann
machte, um die beiden Zuträger über
zuholen. Als sich diese schwer bela
den dem wartenden Schiffchen näher
ten, tauchten hinter ihnen plötzlich
die Umrisse eines Schweizer Zöllners
auf. Wille trieb seine Leute zur Eile an,
und es begann ein Wettlauf zwischen
Zöllner und Schmugglern. Fast gleich
zeitig erreichten sie das Boot. Wäh
rend sich der eine Balzner mit einem
mutigen Sprung ins Schiffchen warf,
begnügte sich der andere damit, ledig
lich seine Packung ins Boot zu stos-
sen, um sich dann auf die Schnellig
keit seiner Beine zu verlassen und so
rasch ihn diese trugen, über die Kies
bank aufs Wuhr zurückzurennen.
Inzwischen hatte das Boot - eine Na
senlänge vor dem anstürmenden
Grenzer - von der Kiesbank abge-
stossen und unter kräftigen Ruder
schlägen, unterstützt vom seilziehen
den Büchel, das diesseitige Ufer er
reicht. Die drei mit heiler Haut Davon
gekommenen waren noch nicht lange
zu Hause, als auch der vierte Partner
eintraf. Er hatte sich unbemerkt über
Fläsch nach Balzers durchschlagen
können.
Balzner Schmuggler, humorvoll
«Lichtensteinisch-Schweizerishe
Export & Import Ges.» (!) genannt,
Luziensteig 1919
Von links nach rechts:
Stehend: Schweizer Grenzwächter;
Alois Gstöhl, 293; Engelbert Frick,
253; Michael Wolfinger, 226; Oswald
Frick, 9; Frau Tanner vom Restaurant
Luziensteig; Schweizer Heerespolizist
Sitzend bzw. liegend: Simon Vogt
(Schmed-Simma), 210; Emil
Brunhart (Bonöörle); Rosa Vogt-
Seeberger (Schmed-Simrnas Rööse);
David Vogt, 232; Fidel Brunhart, 302;
Johann Vogt, 220
eben Eisenwaren wie Sensen, Eispik
kel, Hämmer, Zangen und «Gölla-
schapfa» 3 ausgeführt und auf die Steig
geschmuggelt. Dort herrschte fast täg
lich ein regelrechter Markt. Es wur
den auch Schuhe, Wolldecken, Zeiss-
Ferngläser, Fahrräder und Kachel
pfeifen zum Verkauf angeboten. Diese
Artikel waren während der chaoti
schen Zustände nach dem Zusam
menbruch Österreichs grösstenteils
aus den Beständen der geschlagenen
Armee gestohlen und gegen gute
Schweizerfranken eingetauscht wor
den.
Schmugglergeschichten
Aller Anfang ist schwer
Es war im Winter 1915/16, als vier
Balzner, unter ihnen Fidel Büchel
(Manzele Fideele) und Alois Wille
(Schriiner Wele), zum ersten Mal ihr
neues Boot einsetzten, um sich so das
höchst ungesunde Waten zu ersparen.
Man wollte es für den Anfang nicht an
der nötigen Vorsicht fehlen lassen,
und so wurde das Boot an einem lan
gen Seil am liechtensteinischen Ufer
befestigt. Fidel Büchel blieb beim