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Reben auf Gutenberg
Friedrich von Falz-Fein
«Mit dem Eintrag vom 28. 12. 1862
ging der ganze Gutenberger Besitz auf
Fürst Johann II. über. 1863 wurden
die Marken des gesamten fürstlichen
gutenbergischen Besitzes unter An
wesenheit mehrerer Gemeindever
treter bereinigt und Unklarheiten aus
geschieden. Im Balzner Gemeinde
archiv ist ein Situationsplan der
<fürstlichen Besitzung Guttenberg>,
unterzeichnet am 29. April 1863 von
Richter Wolfinger, Säckelmeister Fer
dinand Nigg, Johann Georg Vogt, Eli
as Vogt und Andreas Nigg». 1; Der Plan
weist noch keine Terrassenmauern
auf, welche das Gelände oberhalb des
heutigen Burgweges unterteilen. 1864
wurde mit dem Bau der Terrassen
mauern begonnen. 2)
130 Jahre später wurde mit Regie
rungsbeschluss vom 5. März 1993,
nach langwierigen und zähen Ver
handlungen, das Gesamtprojekt der
Instandsetzung der Terrassenmauern
und der Wiederbepflanzung des
Schlosshügels Balzers und des Run
den Büchels genehmigt. Das Projekt
wurde mit folgendem Subventionsan
satz gemäss dem Bodenverbesse
rungsgesetz unterstützt: Für die In
standsetzung der Terrassenmauern
werden die Kosten hälftig von Land
und Gemeinde getragen. Die Bepflan
zung der Hügel mit Reben wird hälftig
durch das Land und zu je 25 Prozent
von der Gemeinde und den Boden
eigentümern finanziert.
Die Anfänge
Die ersten Anstrengungen für die
Wiederbepflanzung des Schlosshü
gels Balzers und des Runden Büchels
wurden vor rund 13 Jahren in Angriff
genommen. 1982 wurde der Gemein
de und den Bodenbesitzern der beiden
Gebiete ein Rebbauprojekt vorgelegt.
Es scheiterte damals an verschiede
nen Schwierigkeiten. Zu nennen sind
die Trägerschaft, die Eigentumsver
hältnisse, die Bewirtschaftungsart, die
trotz vertraglicher Vereinbarungen
nicht geregelt werden konnten.
Sieben Jahre später, am 11. Oktober
1989, wurde die Rebbaugenossen
schaft Balzers-Mäls gegründet. We
gen Überalterung der Reben (über
dreissigjährige Stöcke) beabsichtig
ten das Haus Gutenberg und die Fami
lien Foser-Kind, ihren Wingert mit
neuen Reben zu bepflanzen. Diese
Absicht war für die Gemeinde und die
Initianten mit ein Grund, das alte Pro
jekt wieder zu aktivieren. Nach vielen
Vorbereitungen und Gesprächen so
wie Änderungen der statutarischen
Bestimmungen war der Startschuss
für die Gründung der Genossenschaft
gegeben. Die Statuten wurden geneh
migt, der Vorstand bestellt, in wel
chem sowohl das Land wie auch die
Gemeinde Balzers vertreten sind.
Um die Rebanlage aber überhaupt
realisieren zu können, war eine Sanie
rung der Ringmauern bzw. der
Terrassenmauern - ein schützenswer
tes Trockenmauerwerk - erforderlich.
Da die Mauern teilweise sehr stark
zerfallen waren und somit die Kosten
der Wiederherstellung für die Grund
eigentümer unzumutbar waren, stell
te die Rebbaugenossenschaft Balzers
im November 1989 an die Regierung
und die Gemeinde den Antrag, die
Kosten hälftig zu übernehmen mit der
Begründung, dass auch ohne Rebbau
projekt die Mauern früher oder später
ausgebessert werden müssten. Im De
zember 1990 stellte die Rebbauge
nossenschaft Balzers-Mäls der Regie
rung das Gesamtprojekt vor, welches
einerseits die Instandsetzung der
Trockenmauern, andererseits die Be
pflanzung mit Reben beinhaltet.
Die Arbeiten
Im August 1993 wurde mit der In
standsetzung der Terrassenmauern
begonnen. Eine Arbeitsgemeinschaft,
bestehend aus den verschiedenen
Bauunternehmen in Balzers, begann
mit der Restaurierung der Terrassen
mauern im Projektgebiet «oberhalb
des Burgweges». Unter der fachkundi
gen Leitung von Valentin Frick aus
Balzers wurden die schadhaften Teile
der Terrassenmauern abgebaut, die
hinteren Fels- oder Geröllpartien ab
getragen, das Fundament ausgebes
sert und wieder mit dem «entspre
chenden Zug» (im entsprechenden
Neigungswinkel) aufgebaut. «Ge
bauchte» Mauerpartien wurden «ge
glättet» und die Mauerkrone gesi
chert. Fehlstellen und kleinere Lük-
ken in den Mauern wurden geschlos
sen. Bei allen Arbeiten wurde ver
wandtes Gesteinsmaterial verwendet,
welches beim Aushub der benachbar
ten Friedhofskapelle ausgebrochen
wurde.
Die Projektetappe «oberhalb Burg
weg» wurde bereits im November
1993 abgeschlossen. Aufgrund der gu
ten Witterungsverhältnisse im De
zember 1993 konnte auch schon ein
Teil der Terrassenmauern in der
Projektetappe «unterhalb Burgweg»
instandgesetzt werden. Im April 1994
wurden die Arbeiten unterhalb des
Burgweges wieder aufgenommen.
Ein grosser Teil der Mauern musste
neu aufgebaut werden, da sie durch
die Verbuschung überwachsen und
zerstört waren. Im Mai 1994 wurden
die Terrassenmauern des Runden Bü
chels wieder instandgesetzt.
Ziele bei der Instandsetzung der
Terrassenmauern
Oberstes Ziel bei der Instandsetzung
der Terrassenmauern war die Erhal
tung der Mauern - unter dem Aspekt
der maximalen Kosteneinsparung. Es
sollte auch im Sinne des Denkmal-,
Landschafts- und Naturschutzes ge
handelt werden. Die Terrassen-