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50 Jahre Operette Balzers
Redaktionsteam der Operette Balzers
(Benno Büchel, Baptist Frick, Roland Marker, Emanuel Vogt, Basil Willi)
50 Jahre Operette Balzers - ein Grund
zum Feiern? Wir meinen: ja! Die Ope
rette Balzers tut es in der ihr eigenen
Bescheidenheit, aber mit berechtig
tem Stolz auf die bisherigen Leistun
gen, mit einem grossen Dank an alle
Mitwirkenden, an das treue Publikum
und an alle, die von öffentlicher und
privater Seite durch ihre finanzielle
Unterstützung das Unternehmen Ope
rette Balzers mittragen.
Das Redaktionsteam für diese Schrift
hat sich vorgenommen, Rückschau zu
halten, Erinnerungen wachzurufen
und einen Überblick über die letzten
fünfzig Jahre zu geben. Dabei sollen
die jeweiligen Pressestimmen nicht zli
kurz kommen und weitestgehend eine
eigene Wertung und Bewertung erset
zen. Praktisch die erste Hälfte der bis
herigen Balzner Operettengeschichte
ist in der Festschrift von Franz Büchel
50 Jahre Schauspiel und Operette in
Balzers (1968) ausführlich beschrie
ben worden. Auf eine Wiederholung
dieser Darstellung soll daher verzich
tet werden. Die Rückschau muss sich
auf Wesentliches beschränken, eine
Auswahl treffen, auf Charakteristi
sches der Balzner Operette hinweisen.
Sie bleibt damit, bei aller Ausführlich
keit, unvollständig, kann nicht (im
mer wieder) alle Namen aufführen,
kann insbesondere keine Abhandlung
sein, die den Ansprüchen eines Histo
rikers zu genügen vermag. Jede Dar
stellung ist subjektiv gefärbt, auch
wenn verschiedene Autoren beteiligt
sind. Das Redaktionsteam bittet da
her um Nachsicht, hofft aber auf eine
positive Aufnahme bei den Leserin
nen und Lesern und wünscht viel Ver
gnügen bei der Lektüre.
Anfänge
In Balzers hat das Theaterspielen,
Singen und Musizieren Tradition.
Trotz aller materiellen Sorgen traf
man sich schon seit Generationen in
Gruppen. Die Mädchen sangen viel zu
Hause, die Burschen zogen an den
Sonntagabenden singend durch das
Dorf. So ergaben sich beinahe zwangs
läufig Musik- und Gesangvereine, wo
bei vor allem letztere besonders das
Theaterspiel pflegten. Der Chronist
Franz Büchel schrieb 1968 in der Fest
schrift 50 Jahre Schauspiel und Operet
te in Balzers: «... Zwischen 1913 und
1919 führten Männerchor und Sänger
bund in der Fasnach t im <Engel> und in
der <Traube> Lustspiele auf. Aus dieser
Zeit ist als bemerkenswerteste Darbie
tung die Aufführung des Singspiels <Der
Müller und sein Kind> (1918) durch den
Männerchorhervorzuheben ...». Es kam
trotz der materiell kargen Verhältnis
se und der sehr beschränkten Lokale
in den Gaststätten zu immer erstaun
licheren Leistungen. Zu einem Höhe
punkt wurden 1925 die 14 Aufführun
gen des Freilichtspiels «Der letzte
Gutenberger» von Karl Josef Minst,
Musik von Rudolf Schädler, mit der
wohl einmaligen Kulisse des Innen
hofs der Burg Gutenberg.
Ab 1927 ergaben sich mit dem Bau des
Gemeindesaals neue Möglichkeiten
für die Theateraufführungen. Aller
dings mussten die beiden Chöre, Män
nerchor und Sängerbund, die sich
1930 zum Männergesangverein verei
nigten, dazu einen sehr wesentlichen
Beitrag leisten. Die Bühne, die Bestuh
lung mit vorerst selbst gemachten
Holzbänken, die Vorhänge und die
Beleuchtung gehörten schlussendlich
dem Männergesangverein (MGV). Die
Saalbenützer mussten das Heizmate
rial für den Holzofen selbst beschaf
fen. Hie und da wurde auch mit Holz
geheizt, welches man sich heimlich
aus dem Gemeindeschopf neben dem
Schulhaus besorgte. Selbstverständ
lich gehörte auch die Saalreinigung zu
den Aufgaben des saalbenützenden
Vereins. Die mit Bodenwichse ge
tränkten Putzlumpen sorgten oft für
einen überhitzten Ofen. Für die
Dämpfung der Beleuchtung wurden
offene Säuretöpfe und konisch zuge
spitzte Kupferplatten verwendet, was
schlicht lebensgefährlich war. Für die
Aufführungen musste immer wieder
ein provisorischer Notausgang er
stellt werden: Von einer sich im hinte
ren Teil des Hauses befindlichen Türe
aus wurde ein primitiver Holzsteg ge
gen den Burghügel aufgebaut.
Mitte der vierziger Jahre baute die
Gemeinde eine Galerie ein. Der MGV
erneuerte 1951 den Saal und die Ein
richtungen: Vom Stadttheater Chur
gekaufte Occasionsstühle ersetzten
die Holzbänke. Die Beleuchtung wur
de erneuert, neue Vorhänge wurden
angeschafft, und die Mitglieder haben
in Fronarbeit den Saal frisch gestri
chen. Die Gemeinde zahlte fünfzig
Franken an die Kosten der Farbe. Of
fenbar hat man auch während der
Proben gearbeitet, und so bekam der
Dirigent Fridolin Feger einen Farb-
klecks auf seinen Künstlerkopf. Er soll
aber weiterdirigiert und dabei mit sei
ner kräftigen Stimme gesungen ha
ben; «Himmel, Härrgott, Sagger-
mänt...».
Da praktisch die ganze Saalein
richtung Eigentum des MGV war,
mussten die anderen den Saal benüt
zenden Vereine für ihre Theater- und
Unterhaltungsabende, Turnerkränz
chen usw. auch die Bewilligung des
MGV einholen. So soll der Gemeinde
vorsteher Alois Wille einmal gesagt
haben: «Ich kann über den Saal nicht
verfügen, fragt den MGV!»
Zu dieser Ära hält die Festschrift von
1968 fest: «... Alles menschliche Tun ist
Schwankungen unterworfen, und so
gab es in diesen 15 Spieljahren, die
zugleich Krisen- und Kriegsjahre wa
ren, Erfolge und Misserfolge, hervorra
gende Darstellerleistungen, aber auch
Fehlbesetzungen, gute Besucherzahlen
sowohl als finanzielle Sorgen. Der
grösste Kassenfüller in diesem Zeitab
schnitt war <Die Hexe von Triesenberg>