Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1996) (1996)

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50 Jahre Operette Balzers 
Redaktionsteam der Operette Balzers 
(Benno Büchel, Baptist Frick, Roland Marker, Emanuel Vogt, Basil Willi) 
50 Jahre Operette Balzers - ein Grund 
zum Feiern? Wir meinen: ja! Die Ope 
rette Balzers tut es in der ihr eigenen 
Bescheidenheit, aber mit berechtig 
tem Stolz auf die bisherigen Leistun 
gen, mit einem grossen Dank an alle 
Mitwirkenden, an das treue Publikum 
und an alle, die von öffentlicher und 
privater Seite durch ihre finanzielle 
Unterstützung das Unternehmen Ope 
rette Balzers mittragen. 
Das Redaktionsteam für diese Schrift 
hat sich vorgenommen, Rückschau zu 
halten, Erinnerungen wachzurufen 
und einen Überblick über die letzten 
fünfzig Jahre zu geben. Dabei sollen 
die jeweiligen Pressestimmen nicht zli 
kurz kommen und weitestgehend eine 
eigene Wertung und Bewertung erset 
zen. Praktisch die erste Hälfte der bis 
herigen Balzner Operettengeschichte 
ist in der Festschrift von Franz Büchel 
50 Jahre Schauspiel und Operette in 
Balzers (1968) ausführlich beschrie 
ben worden. Auf eine Wiederholung 
dieser Darstellung soll daher verzich 
tet werden. Die Rückschau muss sich 
auf Wesentliches beschränken, eine 
Auswahl treffen, auf Charakteristi 
sches der Balzner Operette hinweisen. 
Sie bleibt damit, bei aller Ausführlich 
keit, unvollständig, kann nicht (im 
mer wieder) alle Namen aufführen, 
kann insbesondere keine Abhandlung 
sein, die den Ansprüchen eines Histo 
rikers zu genügen vermag. Jede Dar 
stellung ist subjektiv gefärbt, auch 
wenn verschiedene Autoren beteiligt 
sind. Das Redaktionsteam bittet da 
her um Nachsicht, hofft aber auf eine 
positive Aufnahme bei den Leserin 
nen und Lesern und wünscht viel Ver 
gnügen bei der Lektüre. 
Anfänge 
In Balzers hat das Theaterspielen, 
Singen und Musizieren Tradition. 
Trotz aller materiellen Sorgen traf 
man sich schon seit Generationen in 
Gruppen. Die Mädchen sangen viel zu 
Hause, die Burschen zogen an den 
Sonntagabenden singend durch das 
Dorf. So ergaben sich beinahe zwangs 
läufig Musik- und Gesangvereine, wo 
bei vor allem letztere besonders das 
Theaterspiel pflegten. Der Chronist 
Franz Büchel schrieb 1968 in der Fest 
schrift 50 Jahre Schauspiel und Operet 
te in Balzers: «... Zwischen 1913 und 
1919 führten Männerchor und Sänger 
bund in der Fasnach t im <Engel> und in 
der <Traube> Lustspiele auf. Aus dieser 
Zeit ist als bemerkenswerteste Darbie 
tung die Aufführung des Singspiels <Der 
Müller und sein Kind> (1918) durch den 
Männerchorhervorzuheben ...». Es kam 
trotz der materiell kargen Verhältnis 
se und der sehr beschränkten Lokale 
in den Gaststätten zu immer erstaun 
licheren Leistungen. Zu einem Höhe 
punkt wurden 1925 die 14 Aufführun 
gen des Freilichtspiels «Der letzte 
Gutenberger» von Karl Josef Minst, 
Musik von Rudolf Schädler, mit der 
wohl einmaligen Kulisse des Innen 
hofs der Burg Gutenberg. 
Ab 1927 ergaben sich mit dem Bau des 
Gemeindesaals neue Möglichkeiten 
für die Theateraufführungen. Aller 
dings mussten die beiden Chöre, Män 
nerchor und Sängerbund, die sich 
1930 zum Männergesangverein verei 
nigten, dazu einen sehr wesentlichen 
Beitrag leisten. Die Bühne, die Bestuh 
lung mit vorerst selbst gemachten 
Holzbänken, die Vorhänge und die 
Beleuchtung gehörten schlussendlich 
dem Männergesangverein (MGV). Die 
Saalbenützer mussten das Heizmate 
rial für den Holzofen selbst beschaf 
fen. Hie und da wurde auch mit Holz 
geheizt, welches man sich heimlich 
aus dem Gemeindeschopf neben dem 
Schulhaus besorgte. Selbstverständ 
lich gehörte auch die Saalreinigung zu 
den Aufgaben des saalbenützenden 
Vereins. Die mit Bodenwichse ge 
tränkten Putzlumpen sorgten oft für 
einen überhitzten Ofen. Für die 
Dämpfung der Beleuchtung wurden 
offene Säuretöpfe und konisch zuge 
spitzte Kupferplatten verwendet, was 
schlicht lebensgefährlich war. Für die 
Aufführungen musste immer wieder 
ein provisorischer Notausgang er 
stellt werden: Von einer sich im hinte 
ren Teil des Hauses befindlichen Türe 
aus wurde ein primitiver Holzsteg ge 
gen den Burghügel aufgebaut. 
Mitte der vierziger Jahre baute die 
Gemeinde eine Galerie ein. Der MGV 
erneuerte 1951 den Saal und die Ein 
richtungen: Vom Stadttheater Chur 
gekaufte Occasionsstühle ersetzten 
die Holzbänke. Die Beleuchtung wur 
de erneuert, neue Vorhänge wurden 
angeschafft, und die Mitglieder haben 
in Fronarbeit den Saal frisch gestri 
chen. Die Gemeinde zahlte fünfzig 
Franken an die Kosten der Farbe. Of 
fenbar hat man auch während der 
Proben gearbeitet, und so bekam der 
Dirigent Fridolin Feger einen Farb- 
klecks auf seinen Künstlerkopf. Er soll 
aber weiterdirigiert und dabei mit sei 
ner kräftigen Stimme gesungen ha 
ben; «Himmel, Härrgott, Sagger- 
mänt...». 
Da praktisch die ganze Saalein 
richtung Eigentum des MGV war, 
mussten die anderen den Saal benüt 
zenden Vereine für ihre Theater- und 
Unterhaltungsabende, Turnerkränz 
chen usw. auch die Bewilligung des 
MGV einholen. So soll der Gemeinde 
vorsteher Alois Wille einmal gesagt 
haben: «Ich kann über den Saal nicht 
verfügen, fragt den MGV!» 
Zu dieser Ära hält die Festschrift von 
1968 fest: «... Alles menschliche Tun ist 
Schwankungen unterworfen, und so 
gab es in diesen 15 Spieljahren, die 
zugleich Krisen- und Kriegsjahre wa 
ren, Erfolge und Misserfolge, hervorra 
gende Darstellerleistungen, aber auch 
Fehlbesetzungen, gute Besucherzahlen 
sowohl als finanzielle Sorgen. Der 
grösste Kassenfüller in diesem Zeitab 
schnitt war <Die Hexe von Triesenberg>
	        

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